Eine Schülergruppe aus Taras gewann das im Herbst letzten Jahres als Wettbewerb ausgeschriebene Projekt des Goethe-Instituts „Spuren aus Kasachstan in Berlin“. Über die Recherchen Ihrer Schüler zur kasachischen Diaspora in Deutschland berichtet die Leiterin des Projektes und Deutschlehrerin am Töle-Bi-Gymnasium in Taras, Nasym Duissenowa.

/Bild: privat. ‚Der russlanddeutsche Schriftsteller Willy Muntaniol (Mitte, in kasachischer Tracht) erzählte den Schülern aus Taras von seinem Leben.’/

Frau Duissenowa, wie haben Sie Ihre Schüler auf das Projekt „Spuren aus Kasachstan in Berlin“ vorbereitet?

Zuerst haben wir einen Plan gemacht. Es war äußerst wichtig, zu wissen, wo man die Kasachstaner finden könnte, die jetzt in Berlin leben und arbeiten. Dann wurden die Schüler in Kleingruppen geteilt, damit sie mehr Informationen zu diesen Punkten fanden. Sie haben viel im Internet gesurft und zum Beispiel die Gedichte des russlanddeutschen Schriftstellers Willy Muntaniol gefunden, die sie dann auch auswendig lernten. Um noch mehr von Berlin zu erfahren, haben wir einen Blog registriert.

Können Sie noch ein bisschen genauer beschreiben, wie sich die Schüler landeskundlich und sprachlich mit Hilfe von Lernblogs auf die Reise vorbereiteten?

Eine kasachisch-deutsche Familie mit einem ungewöhnlichen Lebensweg, die Dschunussows.

Die Schüler mussten eine Liste von Sehenswürdigkeiten in Berlin erstellen, die wir während unseres Aufenthalts an den freien Nachmittagen besuchen wollten. Sie informierten sich in Gruppen über die Sehenswürdigkeiten in Berlin und kommentierten die Beiträge ihrer Mitschüler. Eine Aufgabe, die den Interessen der Schüler entsprach.

Haben sich Ihre Erwartungen in Berlin bestätigt?

Alle Gesprächspartner trafen sich gerne mit uns. An einem traditionellen feierlichen Tisch (Dastarchan) trafen wir den russlanddeutschen Schriftsteller Willy Muntaniol. Er ist dem kasachischen Volk sehr dankbar, denn unter dem Sowjetregime haben die Russlanddeutschen schwer gelitten. Und die Kasachen im Aul haben sie behütet, ihnen Essen gegeben. Nach der Unabhängigkeit Kasachstans, saß Willy Muntaniol, der zu Sowjetzeiten immer als Feind verfolgt wurde, auf dem ersten Kongress der Volksversammlung an einem Tisch mit Präsident Nursultan Nasarbajew.

Welche Spuren aus Kasachstan haben Sie noch in Berlin gefunden?

Eine kasachisch-deutsche Familie mit einem ungewöhnlichen Lebensweg, die Dschunussows. Vater Aigali wurde in Kasachstan geboren, studierte in Deutschland Germanistik und verliebte sich in Claudia, eine Jura-Studentin. Mittlerweile sind Übersetzer Aigali und Rechtsanwältin Claudia Dschunussow mehr als zwanzig Jahre verheiratet und haben drei Kinder: Daniar, Janna und Raishan.

Unterstützte Sie bei Ihrer Suche nach Kontakten auch die kaschische Botschaft in Berlin?

Ja, der Gesandte der kasachischen Botschaft Adilbek Alzhanov war mein Deutschlehrer an der Weltsprachenuniversität in den Jahren 1985-1991. Als seine ehemalige Studentin habe ich ihm unser Projekt vorgestellt, und er war sofort begeistert. Dank seiner Hilfe trafen wir uns mit Studenten der Humboldt-Universität, die im Zentralasienseminar Kasachisch, Usbekisch und Tadschikisch lernen können. Von diesem Treffen waren unsere Schüler begeistert. Niemand dachte, dass man im weiten Deutschland, mitten in Europa, Kasachisch studiert. Zurzeit besteht die Kasachisch-Anfängergruppe aus fünf Studenten aus der Mongolei, Bulgarien und Deutschland.

Wie haben die Menschen auf Ihre Fragen reagiert?

Von Anfang an waren alle unsere Gesprächspartner sehr offen und freundlich und machten kein Geheimnis daraus, warum sie nach Deutschland ausgewandert waren.

Welche Eindrücke hatten die Schüler von Berlin?

Sie waren sehr beeindruckt, einige von ihnen wollen jetzt sogar ernsthaft Deutsch lernen, um später an einer deutschen Universität zu studieren.

Interview: Christine Karmann

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Deutsch am Töle-Bi-Gymnasium in Taras
Die Schule wurde 1992 als eine Mittelschule gegründet und später in ein Gymnasium umgewandelt. In der Schule arbeiten drei Deutschlehrerinnen. Die deutsche Sprache wird in den Klassen sechs bis acht als zweite Fremdsprache im Umfang von zwei Unterrichtseinheiten pro Woche gelehrt und dann als Wahlfach.

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