Die neuen Energieformen und -techniken sind keine Chance, sondern ein Muss für die zentralasiatischen Länder. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist in Usbekistan, dem bevölkerungsreichsten Land Zentralasiens, schon 2013 rechtlich geregelt worden. Damit beabsichtigt man, dem Energiemangel und Konflikten mit Nachbarländern entgegenzuwirken. Die Forscher des Internationalen Sonnenenergie-Instituts in Taschkent und Spezialisten der Direktion für Erneuerbare Energien versprechen dem sonnenreichen Usbekistan bei der Erzeugung der Solarenergie Erfolg. Das Land steht dabei aber wegen der hohen Preise der Solaranlagen und der mangelnden Fachkräfte unter großem Leistungsdruck.

Aufgrund der geringen Produktion sowie des Exports deckt Usbekistan nicht ausreichend den landeseigenen Energiebedarf. Manche entlegenen Dörfer müssen ganz ohne Stromanbindung auskommen.

Heute wird Energie in Usbekistan in 28 Wasserkraft- und sieben thermischen Kraftwerken erzeugt, die aber keine ausreichende Menge an Energie für das Land bereitstellen. Erneuerbare Energie, aus Sonnen- und Windkraft, könnte eine Hoffnung auf eine sichere und zugleich umweltfreundliche Energieversorgung geben.

Die andere Art der Gewinnung, nämlich durch Wasserkraft, hat Usbekistan aber nicht nur Gutes gebracht. Die Nachbarländer Tadschikistan und Kirgisistan, wo Einwohner an einem noch größeren Energiemangel leiden, haben die weltgrößten Staudämme für Wasserkraftanlagen errichtet – „Rogun“ und „Nurek“. Die Projekte sind von Seiten der usbekischen Regierung unerwünscht, weil sie sich erstens in einer seismischen Zone befinden, und bei Erdbeben nahliegende Siedlungen gefährden können. Zweitens wird das für die usbekische Landwirtschaft benötigte Wasser durch die Wasserdämme abgesperrt.

In einer solchen Situation kann Usbekistan mit dem Ausbau der Solaranlagen nicht nur seine Bevölkerung mit Strom versorgen, sondern auch als Vorbild für seine Nachbarländer dienen.

Erste Solarenergiestation in Usbekistan

Auf Erlass der usbekischen Regierung wurde mit der finanziellen Unterstützung seitens der Asiatischen Entwicklungsbank, in Höhe von drei Millionen Dollar, das Internationale Sonnenenergie-Institut in Taschkent gegründet. Ziel dessen sind Projekte zum Ausbau von Photovoltaik-Anlagen. Die Direktion für erneuerbare Energiequellen soll nun die vom Staat begrüßten Projekte des Instituts realisieren. Seit seiner Eröffnung im Juli 2016 arbeitet die Direktion an einem großen Projekt zum Ausbau der Solarflächenanlagen im Bezirk Samarkand.

„Das Projekt zielt darauf ab, Solarenergie von 159 Mio. Kilowattstunden jährlich zu erzeugen. 404 Hektar Felder in Samarkand sind schon vorbereitet, wir brauchen nur noch die gesetzliche Regelung des Ausbaus und Nutzung der Solarenergien, die Herstellung der Solaranlagen in Usbekistan und natürlich gute Fachkräfte. Aufgrund der hohen Preise für Solaranlagen geht es aber nicht so schnell“, sagte Farruch, Spezialist für Ausbautechniken bei der Direktion, der seinen Nachnamen nicht veröffentlichen möchte.

Das chinesische Unternehmen Zhuhai Singyes Green Building Technology Co. Ltd hat mit Usbekistan bereits ein Abkommen unterzeichnet. Laut dem Vertrag sollen im usbekischen Industriegebiet Nawoi chinesische Solaranlagen hergestellt werden. Diese Inlandsproduktion soll den Preis für den geplanten usbekischen Solarpark erheblich reduzieren und neue Produktionsperspektiven eröffnen. „Als Experte kann ich sagen, dass in Usbekistan schon 2020 mehrere Parks zur Gewinnung erneuerbarer Energie entstehen werden“, so Farruch.

Private Solaranlagen

Auf staatliche Initiative entstanden Solaranlagen in dörflichen Krankenhäusern. Auch einige Familien konnten sie zur privaten Nutzung ausprobieren. „Schade, dass man Strom nicht ganz speichern kann. Unsere Solaranlagen sind nicht mit Stromleitungen vernetzt. Der Strom unserer Anlagen wird im Akku gespeichert, jedoch nicht ganz. Wir sind gezwungen, diesen fast jedes Jahr neu zu kaufen, weil sich die Speicherleistung des Akkus mit der Zeit verschlechtert. Unser Haushalt ist aber immer mit Strom versorgt, und darüber bin ich sehr glücklich“, erzählt Akbarali Schonasarow, der seinen Bauernhof in einem fernen Feld im Bezirk Samarkand gebaut hat. Er bevorzugt es, in Solaranlagen zu investieren, als sein Geld für Strommasten und –leitungen auszugeben. „Den Strom von der Leitung würde ich am liebsten gar nicht haben. Immer, wenn man ihn braucht, fällt er aus. Es geht nur auf die Nerven. ‚Disco‘-Strom“, lacht er.

Umweltfreundliche Energieerzeugung wird auch von Ökoorganisationen gefördert. Aber ob es genügt, den Bedarf zukünftig ohne atomare Energie zu decken, die in Usbekistan immer wieder in Frage gestellt wird, steht noch in den Sternen.

Sobira Majidowa

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