Eine technische Fakultät soll es ab Herbst 2006 an der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) in Almaty geben. Um dort den Studiengang „Gebäudemanagement” einzurichten, sind Reinhard Schwerter und Jörn Krimmling von der Hochschule Zittau/Görlitz aus Deutschland angereist. Erste Bewerber für die neue Hochschulausbildung sind schon angenommen, obwohl die Zusage zur Finanzierung des Projektes noch aussteht.

„Im Fachbereich Bauwesen besteht großer Bedarf im Land, auch an Ingenieuren mangelt es”, begründet Bodo Lochmann, der Rektor der DKU,  die Entscheidung, einen technischen Studiengang in Kasachstan anzubieten. Die beiden Deutschen, Reinhard Schwerter und Jörn Krimmling, bereiten den Fachbereich „Gebäudemanagement” an der  DKU in Almaty vor. Dafür haben sie eine Kurzzeitprofessur von zwei Wochen vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) erhalten. „Gebäudemanagement, also Immobilien entwerfen, betreiben und ausrüsten, ist eine neue Sparte im Hochschulwesen, nicht nur in Kasachstan, sondern auch an deutschen Universitäten”, betont der 45-jährige Jörn Krimmling. Der fröhliche Deutsche erklärt die Aufgabe in Almaty: „Wir schreiben den Antrag für das DAAD-Programm zum ‘Export deutscher Studiengänge‘, versuchen also Gelder für das DKU-Projekt zu bekommen.” Doch noch weitere Hürden müssen genommen werden, damit die neue Fakultät Wirklichkeit wird. Bodo Lochmann, fährt fort: „In der Anfangsphase werden Grundlagenfächer wie Mathematik und Physik vermittelt. Diese Veranstaltungen halten kasachische Lehrer.” Während dieser Zeit sollen andere Almatyer Dozenten in die Bundesrepublik zur Fortbildung reisen. Im zweiten Studienjahr unterrichten diese zusammen mit Lehrkräften aus Deutschland die Studenten in den Fachdisziplinen. Nach einer Einführungsphase von vier Jahren soll sich die technische Fakultät selbst tragen, und Dozenten aus Kasachstan können die Lehre komplett übernehmen.

Studium in Almaty und Zittau

Um sich für das Studium an der technischen Fakultät zu bewerben, brauchen die Schulabgänger ein hiesiges Abitur mit einer Mindestzahl von 50 Punkten. Zusätzlich müssen sie eine Aufnahmeprüfung an der DKU absolvieren, zu der Tests nach staatlichen Standards in vier Fächern und ein Vorstellungsgespräch gehören. „Deutschkenntnisse sind trotz des siebten Semesters, das die Studenten an der Partnerhochschule in Zittau verbringen, keine Voraussetzung für die Bewerbung”, versichern die beiden Professoren. Denn während des vierjährigen Studiums lernen die Studenten Deutsch. Bis zum Auslandssemester in Sachsen bleibt ihnen also genügend Zeit, sich die nötige Sprachkompetenz anzueignen. Dabei wird auch technisches Vokabular vermittelt. Speziell qualifizierte Kräfte gibt es an der DKU bisher für technisches Deutsch nicht, deswegen haben einige Sprachlehrer bereits begonnen, sich auf die erweiterten Anforderungen bis zum Semesterbeginn vorzubereiten.

Am Ende der Ausbildung müssen die Studenten in Almaty eine Abschlussarbeit über ihr letztes, praktisches Semester schreiben, das sie bei einer ansässigen Firma ableisten. „Deswegen gehört es außerdem zu unserer Aufgabe, erste Kontakte zu kasachischen Unternehmen und Baufirmen zu knüpfen”, ergänzt Schwerter. Diese Zusammenarbeit ist wichtig, denn bisher bestehen nur Verbindungen zu deutschen Konzernen, die in Kasachstan ihren Sitz haben. Vorteile entstünden dabei aber für beide Seiten, Unternehmen und Studenten: „Die Firmen können mit den Praktikanten Projekte angehen, für die sie sonst keine Arbeitskräfte und nicht genügend Zeit zur Verfügung haben”, sagte er.  Im Gegenzug können sich die Jugendlichen in selbstständiger und vor allem praktischer Arbeit probieren. Außerdem verbessern sich ihre Jobaussichten, wenn sie bereits in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen ausgebildet wurden. „Die Firmen haben demnach die Chance, direkt mitzuwirken und zu verdeutlichen, welche Kompetenzen die Studenten später für den Beruf mitbringen müssen”, so der 58-Jährige. „Daneben sind Kontakte zu Firmen als Partner und Sponsoren nötig, als direkte Verbindung zu Wirtschaft und Entwicklung”, ergänzt sein Kollege. Denn die technische Ausstattung der DKU „muss noch werden”, betont Krimmling. Bis jetzt fehlt es noch an Laboren und Lehrmaterialien. Trotzdem ist geplant, dass die ersten 20 Studenten nach vier Jahren mit dem Doppelabschluss „Deutscher und Kasachischer Bachelor” die technische Fakultät beenden können. Danach besteht die Möglichkeit, einen Masterabschluss in Deutschland zu machen und somit Promotionsreife zu erlangen.

Zukunftspläne

Auch wenn noch viel Arbeit zu tun ist, die beiden Deutschen zeigen sich zuversichtlich: „Sollte das mit der Finanzierung funktionieren, wird das ein qualitativ sehr guter Studiengang, der wie der gleichnamige in Zittau, zu den modernsten gehören wird”, so Schwerter. „Falls aber die Gelder nicht bewilligt werden”, räumt Bodo Lochmann ein, „ist vorgesehen, die Studenten auf andere Fachrichtungen wie Informatik oder Betriebwirtschaftslehre ‘umzuleiten‘.” Über dieses Risiko würden die Abiturienten aber bei der Bewerbung informiert. Obwohl die Finanzierung für die gesamte Fakultät noch nicht gesichert ist, sind sowohl ein weiteres Forschungsprojekt zur Modernisierung von Altbauten als auch neue Studiengänge geplant. Zukünftig sollen die Fächer Informatik, Maschinenbau und Elektrotechnik an der DKU eingerichtet werden. Dabei wird die Zusammenarbeit in Lehre, Forschung und Wirtschaft zwischen DKU und der Zittauer Hochschule fortgeführt. Die Grundlage dafür ist ein Hochschulvertrag, der bereits seit 2002 besteht.

Von Eva Hotz

30/06/06

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