Zu den 50 konkurrenzfähigsten Staaten der Welt zu gehören – das ist erklärtes Ziel der kasachischen Regierung. Um im Ranking des Weltwirtschaftsforums nach oben zu rücken, sind Maßnahmen auf unterschiedlichen Gebieten nötig. Dazu zählten auch der Umweltschutz. Viele Probleme in Kasachstan sind akut und praktikable Lösungen so schnell nicht in Sicht: Luftverschmutzung in den Städten, ökologische Altlasten, Wassermangel.
/Foto:Ulf Seegers/
Vertreter aus Verwaltung, Gesellschaft und internationalen Organisationen kamen Mitte April in Almaty zu einem runden Tisch zusammen, um die Umweltprobleme in Kasachstan zu diskutieren und Lösungswege zu finden. Aktueller Anlass war die neue Zentralasienstrategie der Europäischen Union, die bis 2013 eine Summe von 750 Millionen Euro zur Kofinanzierung von Projekten in acht Themenbereichen zur Verfügung stellt, darunter auch speziell für Umweltprojekte. „Wir wollten den bereits aktiven und professionell arbeitenden Umweltschutzorganisationen in Kasachstan die Möglichkeit bieten, sich auszutauschen und sich über die neue Strategie der EU zu informieren“, so Elvira Pak, Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kasachstan, die den runden Tisch organisierte. Das Angebot der deutschen Organisation stieß auf Interesse, etwa 40 Teilnehmer versammelten sich im Konferenzsaal der Deutsch-Kasachischen Universität, wo zunächst die Grundzüge der Zentralasienstrategie erläutert wurden.
Engagement von EU und OSZE
„Die möglichen Inhalte für gemeinsame Umweltprojekte sind weit gestreut: effizienter Umgang mit den knappen Wasserressourcen, Entwicklung alternativer Energien, Erhaltung der Artenvielfalt, Maßnahmen gegen die Verwüstung, Klimaschutz, nachhaltige Waldwirtschaft, umweltorientierte Ausbildung oder auch Ausarbeitung von Umweltprogrammen“, erklärte der EU-Diplomat Jens Beiküfner. Die EU könne dabei sowohl mit staatlichen als auch mit nichtstaatlichen Organisationen zusammenarbeiten und bis zu 80 Prozent der Projektmittel finanzieren. Beiküfner wies darauf hin, dass Umweltschutz und Wassermanagement in Zentralasien sehr wichtigte Themen für die EU seien, weil regionale Sicherheit und zukünftiger Wohlstand der Region davon abhingen.
Aus ähnlichen Beweggründen engagiert sich auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) für den Umweltschutz in Kasachstan und den anderen zentralasiatischen Ländern. In Partnerschaft mit Staat, Nichtregierungsorganisationen und auch der EU konzentriert sich die Organisation unter anderem auf Wassermanagement und ökologische Sicherheit in geschädigten Regionen. Im Hinblick auf die Bevölkerung unterstützt sie Umweltbildungsmaßnahmen und verschafft von Umweltschäden betroffenen Menschen Zugang zu Informationen und Gerichten. Dass Umweltschutz und regionale Kooperation oft Hand in Hand gehen müssen, zeigte der OSZE-Umweltexperte Jan Olsson am Beispiel eines grenzüberschreitenden Projektes, das die von Kirgisistan nach Kasachstan fließenden Flüsse Tschu und Talas einer beide Länder befriedigenden Vereinbarung zuführte.
Innovationsvorsprung durch Umweltschutz
Effektives Handeln für Umweltschutz und Nachhaltigkeit benötigt auch nachhaltige staatliche Regelungen auf diesem Gebiet. Hier hakt es in Kasachstan jedoch noch oft, wie die Juraprofessorin Liazzat Jerkinbajewa feststellte. Das kasachstanische Umweltrecht leide noch unter zu vielen Lücken und gesetzlichen Widersprüchen. In Richtung der Wirtschaft würden keine Anreize für umweltschutzkonformes Verhalten gesetzt oder Finanzierungszuschüsse für Umweltschutzprojekte angeboten. Aber auch auf staatlicher Seite verhindere die derzeitige Gesetzeslage ein effizientes Handeln der Verwaltung. Vor allem für die verstärkte internationale Kooperation auf diesem Sektor seien gesetzliche Regelungen notwendig, die diese Zusammenarbeit effektivieren, anstatt zu erschweren, unterstrich die Rechtswissenschaftlerin der Al-Farabi-Universität.
Dass Umweltschutz auf eigene Initiative und im Kleinen anfangen kann, zeigt die Deutsch-Kasachische Universität (DKU): Umweltexperte Matthias Kramer erläuterte den Teilnehmern des Runden Tisches, wie die Universität mit der Energiesanierung des Gebäudes und der Einführung ressourcensparender Technologien nicht nur einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, sondern dieser auch einen Innovationsvorteil gegenüber Wettbewerbern bedeuten kann.
Informationen zur EU-Strategie in Zentralasien: http://www.delkaz.ec.europa.eu
Von Elena Omelchenko und Sebastian Schiek
25/04/08