Das Friedensstiftende Projekt der Robert-Bosch-Stiftung ermuntert junge Menschen aus dem Ferghanatal dazu, die Generationen ihrer Eltern und Großeltern als Zeitzeugen blutiger Konflikte in der Region zu befragen. Diesmal der Einblick in die Familiengeschichte des Schülers Bachowaddin Chakimschonow (Foto).
Es war 1917. Die Menschen hatten nicht viel zum Essen. Manchmal hungerten ganze Familien und Dörfer. „Sangi Hoschi nahm einen großen Kasan (ein Topf aus Gusseisen) und kochte Plow für die Leute in der ganzen Straße, in der er wohnte. Es war eine schwere Zeit”, sagt Bachowaddin Chakimschonow (genannt Baha). Er half den Nachbarn, damit sie nicht hungerten. Es ist keine Legende. Diese Geschichte kennen viele Leute in Chudschand. Sogar eine Straße in der Stadt trägt Sangi Hoschis Namen.
Baha ist ein 16-jähriger Schüler in Chudschand und der Urenkel Sangi Hoschas. Er ist ein intelligenter Junge. In der Schule zählt er zu den aktiven und zielstreibigen Schülern. Er ist in verschiedenen Clubs und Mitglied der „KWN” (Stand-up-Comedy). „Ich interessiere mich für Fremdsprachen und Geschichte”, fügt der Junge mit schmaler Statur hinzu.
Die Familie Chakimschonow lebt in einem großen Haus am Stadtrand. Die Älteste in der Familie ist die Großmutter Fachrinisa Chakimschonowa. Seine Oma sei eine interessante Person, sagt Baha. „Sie arbeitet viel und pflegt zu Hause den Garten, obwohl sie 75 Jahre alt ist.” Fachrinisa Hakimjonowa hilft auch bei der Betreuung ihrer Urenkel. Sie zieht schon die dritte Generation auf. Sie hat Bahas Vater, ihre Enkel (Bahas Brüder und ihn selbst) und ihre Urenkel (die Kinder von Bahas Brüdern) aufgezogen. „Für mich ist sie deswegen eine Heldin”, sagt Baha.
Bahas Brüder sind bereits verheiratet. „Vor einem Monat sind meine Nichten geboren. Es war ein unvergessliches Ereignis in unserer Familie. Wir haben es groß gefeiert. Die Kinder sind sehr süß”, schwärmt er.
Die Familie Chakimschonow verbringt viel Zeit zusammen. Sie fahren zur warmen Jahreszeiten gerne in die Schachristan-Berge, die 100 Kilometer von Chudschand entfernt sind. Jeden Abend versammeln sie sich und unterhalten sich miteinander darüber, wie sie ihren Tag verbracht haben. „Schon seit Generationen leben unsere Vorfahren in Chudschand. Wir sind richtige Chudschander”, so Baha.
Baha und seine Familie sind stolz auf ihre Ahnen. Ihr Urgroßvater Sangi Hoschi war ein netter und zuvorkommender Mann. Baha will dieses Erbe weiterführen: „Ich würde gern gute Taten vollbringen wie meine Vorfahren. Deswegen bemühe ich mich, damit die nächsten Generationen auch auf mich stolz sein können. Das wird die Zeit zeigen.“ Und so wird vielleicht auch eines Tages eine Straße Bahas Namen tragen.