Im vergangenen Jahrhundert galten Umweltschutz und Wirtschaft als zwei unvereinbare Bereiche. Warum Unternehmen nun den Umweltschutz für sich entdeckt haben, erklärt Bodo Lochmann.

Lange Zeit galten Wirtschaft und Umwelt als eine Art Gegenpole: Umweltschutz wurde in Europa ab den 1970er Jahren als notwendig anerkannt. Da er aber Geld kostete, das besser als Investition in der Produktion eingesetzt werden sollte, wurde in der Konsequenz lange Zeit sehr verhalten in den Umweltschutz investiert. Wenn, dann kam das Geld überwiegend aus staatlichen Quellen. Unternehmen konnten nur durch Zwang, also mit Hilfe von Vorschriften, Gesetzen, Kontrollen und Strafen zu Umweltschutzinvestitionen angehalten werden, nicht jedoch aufgrund der eignen Einsicht.

In vieler Hinsicht ist das mit der heutigen Situation in Kasachstan vergleichbar. Doch hier beginnt sich einiges zu ändern, wenn auch noch langsamer als wünschenswert. Vielleicht gibt die Weltausstellung „Expo 2017“ auch in dieser Hinsicht einige Anstöße, zumal ja die Energiewirtschaft, um die es auf der Expo gehen wird, zu den Hauptbelastern der Umwelt gehört.

Mittlerweile ist in den meisten Industriestaaten längst empirisch nachgewiesen, dass es keinen generellen Widerspruch zwischen Investitionen in die Produktion und solchen in den Umweltschutz gibt oder geben muss. Längst sind die Wirtschaftszweige, die Technik zur rationellen Nutzung von Naturressourcen aller Art produzieren, zu einem Renner in Sachen Nachfrage, Innovationen, Export und Arbeitsplatzschaffung geworden. Dieser Trend hält weiter an. Bereits heute arbeiten in Deutschland zum Beispiel mehr Menschen in Bereichen der Fertigung, Installation und Nutzung von ressourcensparendender Technik, auch „grüne Technik“ genannt, als im Autosektor.

Umweltschutz, zufriedene Mitarbeiter und soziales Engagement sind heutzutage Kriterien eines erfolgreich arbeitenden Unternehmens. Gewinnmaximierung allein und um jeden Preis zählt nicht mehr. Die Aufwendungen für einen eigenen Betriebskindergarten, eine Spende für die Taifunopfer auf den Philippinen oder die Verringerung von Schadstoffausstoß über das gesetzliche Mindestmaß hinaus fließen als Nutzen in das Unternehmen zurück, auch wenn sich das nicht immer bis auf den letzten Cent in den Bilanzen nachweisen lässt.

Zwar sind auch heute noch viele Unternehmer unsicher, ob sie in punkto Nachhaltigkeit nicht eher ihrem Gewissen gehorchen sollen oder den eventuell gegebenen und kurzfristigen finanziellen Interessen der Investoren. Eine Vielzahl von jüngeren Studien zur Rolle der Green Economy beseitigt jedoch in einem deutlichen Maße diese Unsicherheit. Die Kernbotschaft dieser Untersuchungen lautet: Ja, Nachhaltigkeit des Wirtschaftens wirkt sich positiv auf den Umsatz und damit auch auf die finanziellen Kennziffern aus. Der Knackpunkt dabei sind die Kunden. Auf den Hauptmärkten dieser Welt – das sind nach wie vor noch die westlichen Industriestaaten, bei wachsender Bedeutung von China – bevorzugen die Kunden Produkte von Marken, die sie als nachhaltig wahrnehmen.

Auf der Basis einer entsprechenden repräsentativen Befragung unter deutschen Verbrauchern wurde ausgerechnet, um wie viel Prozent ein positives Nachhaltigkeitsmanagement die Umsätze verbessert. An der Spitze der bewerteten deutschen Unternehmen steht BMW, dessen grüner Ruf einen zusätzlichen Jahresumsatz von fast 10 Prozent erbracht hat. Das bedeutet in absoluten Zahlen etwa 5 Milliarden Euro. Das grüne Image hat bewirkt, dass BMW in der Oberklasse so vor seinem Dauerrivalen Audi und vor Daimler liegt. Der neue BMWi, ein gerade in die Serienproduktion überführtes Auto mit Elektroantrieb und superleichter Carbonkarosse wird diesen Ruf auch dann verstärken, falls das neue Auto ein Marktflop werden sollte. Im klassischen Autobereich hat sich BMW mit treibstoffsparenden Benzinmotoren bereits seinen Namen gemacht, den man jetzt auf das Segment Elektroautos übertragen will. Auch Toyota und VW haben sich, wenn auch mit unterschiedlichen technischen Ansätzen, ein grünes Image erarbeitet. Jeweils bewirkt dieses Image auch hier etwa sieben Prozent Umsatzplus. Grün zahlt sich also aus, in Zukunft sicher auch in Kasachstan.

Bodo Lochmann

Teilen mit:

Все самое актуальное, важное и интересное - в Телеграм-канале «Немцы Казахстана». Будь в курсе событий! https://t.me/daz_asia