Gewöhnlich können mit der grammatikalisch männlichen Form im Deutschen, ähnlich wie auch im Russischen, sowohl Männer als auch Frauen gemeint sein. Die Uni Leipzig beschloss nun allerdings, den Spieß umzudrehen – dort soll in der Grundordnung nun ausschließlich die weibliche Form benutzt werden.

Zuerst war sie dem Internetmagazin „Spiegel online“ aufgefallen, die kleine Änderung in der Grundordnung der Universität, die für einen großen Widerhall in der deutschen Öffentlichkeit sorgen sollte. „Guten Tag, Herr Professorin“ titelte die Webseite und schrieb, der Titel „Professorin“ gelte in Leipzig künftig auch für Männer.

Eine Interpretation, die die Uni zu einer Richtigstellung veranlasste. „Kein ´Herr Professorin´ an der Universität Leipzig“ lautete die Überschrift einer Erklärung, die die Hochschule auf ihrer Webseite veröffentlichte. Doch was war an der Universität, die „Aus Tradition Grenzen überschreiten“ zu ihrem Motto gemacht hat, geschehen?

Es ist eine Fußnote in der vom Erweiterten Senat der Hochschule im April dieses Jahres verabschiedeten Grundordnung, in der es heißt: „In dieser Ordnung gelten grammatisch feminine Personenbezeichnungen gleichermaßen für Personen männlichen und weiblichen Geschlechts. Männer können die Amts- und Funktionsbezeichnungen dieser Ordnung in grammatisch maskuliner Form führen.“ Vorangegangen war eine Debatte darum, ob die regelmäßige Nennung einer männlichen und einer weiblichen Form nicht unpraktisch wäre. Der Kompromissvorschlag, doch einfach ausschließlich die weibliche Form zu benutzen, soll dann überraschenderweise von einem Mann gekommen sein, dem Physikprofessor Dr. Josef Käs.
In Internetkommentaren sorgte die sprachliche Radikalreform aus Leipzig für vielfach empörte Reaktionen. Hochschulrektorin Beate Schücking kann die Aufregung dagegen nicht verstehen. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ betonte sie, am täglichen Sprachgebrauch werde die neue Grundordnung nichts ändern. Die Entscheidung sei jedoch ein „symbolischer Akt“: „Vielleicht hilft er, die Debatte über Geschlechtergerechtigkeit an den Unis zu beleben. Gerade an der Spitze haben wir auch in Leipzig noch viel zu wenig Frauen.“

Von Robert Kalimullin

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