Gespräch mit Irina Fuchs, der Vorsitzenden des Verbandes der deutschen Jugend Kasachstans (VdJK) und Referentin für Jugend-, Kultur- und Bildungsfragen im Deutschen Haus in Almaty

DAZ: Frau Fuchs, was tut der Verband der deutschen Jugend Kasachstans dafür, dass die deutsche Sprache und Kultur für die hiesigen deutschstämmigen Jugendliche interessant wird?

Irina Fuchs: Der VdJK hat verschiedene Einrichtungen. Wir legen großen Wert auf die Pflege der deutschen Sprache und Kultur. Wir haben hierfür eine sehr interessante Form gefunden. Wir organisieren jährlich mehrmals sogenannte Sprachcamps. Diese werden meistens in den Sommermonaten veranstaltet. Derzeit haben wir für Jugendliche sieben und für die Kinder fünf Sprachcamps. Bei so einem Camp wird spielerisch mit der deutschen Sprache umgegangen. Außerdem wenden wir dabei Rollenspiele an und behandeln verschiedene Themen, extra für Kinder und Jugendliche. Vormittags gibt es Sprachunterricht, Nachmittags werden verschiedene Workshops organisiert. Zu den Aktivitäten gehören beispielsweise Basteln, Sport, Diskussionen über die gesunde Lebensweise oder einfach Malen. Für die Jugendliche haben wir etwas anspruchsvolleres und schöpferisches wie zum Beispiel Publik Management oder Journalistik.

DAZ: Ist die Teilnahme an solchen Camps kostenfrei?

Fuchs: Ja, fast. Seit den Mittelkürzungen aus Deutschland können wir diese leider nicht ganz kostenfrei anbieten. Daher müssen die Teilnehmer einen geringen Selbstkostenbeitrag entrichten. Mit etwas Glück finden wir auch Sponsoren.

DAZ: Wie ist der VdJK hierzulande organisiert? Könnten Sie auch einige statistische Zahlen dazu nennen?

Fuchs: Der VdJK wurde im Februar 1996 gegründet. Derzeit zählen wir 55 Jugendclubs, die sozusagen untereinander in Kasachstan vernetzt sind. Die Mitgliederzahl beläuft sich auf etwa zweitausend Personen, wobei es regionale Unterschiede gibt. Beispielsweise gibt es im Norden Kasachstans Jugendclubs mit festen Teilnehmern bis zu 50 Personen. In den westlichen Gebieten Kasachstans variiert die Zahl hingegen zwischen 10 und 15 Personen. Ich möchte dabei jedoch anmerken, dass die Mitglieder der Jugendclubs nicht ausschließlich deutschstämmige Jugendliche sind. So sind unsere Jugendclubs offen auch für Jugendliche anderer Nationalität, also für alle, die Interesse an der deutschen Sprache und an unserer Kulturarbeit haben.

DAZ: Frau Fuchs, welche Kontakte hat der VdJK zu den Jugendverbänden in Deutschland und wie sieht diese Zusammenarbeit aus?

Fuchs: Wir haben sehr breite Kontakte zu unseren Kolleginnen und Kollegen in den GUS-Staaten. Wir haben aber auch gute Beziehungen zu Jugendlichen in Deutschland. Das ist beispielsweise der Fall mit dem christlichen Jugenddorfwerk von Schloss Coburg, die uns neulich hier in Almaty besucht haben. Außerdem haben wir gute Kontakte zum Jugendhaus aus Rottenburg am Neckar, mit dem wir im letzten Jahr einen Austausch organisierten.

DAZ: Handelt es sich dabei um Jugendliche, die nach Kasachstan kommen um solche, die ihre Herkunft hier in Kasachstan oder in Zentralasien haben, oder sind dies solche, die nichts mit den zugewanderten Kindern und Jugendlichen zu tun haben?

Fuchs: Das ist sehr interessant, weil wir für diese Reisen ein spezielles Thema entwickelt haben. Es geht dabei um die Integration der deutschen Jugendlichen aus den GUS-Staaten in Deutschland. Wir sprachen schon mehrmals darüber, dass die Integration unserer Jugendlichen von der Heimat aus organisiert werden sein soll. Anders gesagt, die Integration muss bereits hier beginnen. Dies fällt in unsere Zuständigkeit. Die Delegationen, die zu uns kommen, bestehen sowohl aus einheimischen als auch aus Spätaussiedler-Jugendlichen. Deswegen war es eine unserer Ziele bei dieser Begegnung, die Jugendlichen aus Deutschland an unserer Mentalität, an der Lebensart unserer Jugendlichen teilhaben zu lassen.

DAZ: Wie schätzen Sie die Zukunft der deutschen Jugendlichen ein, die hier in Kasachstan und insgesamt hier in Zentralasien bleiben und leben wollen?

Fuchs: Wir legen großen Wert darauf, uns selbst weiterzuentwickeln und nach Möglichkeit auch selbst zu finanzieren. Die Jugendlichen haben also gute Chancen, wenn sie hier bleiben. Auch seitens der Bundesregierung haben wir bestätigt bekommen, dass unsere Jugendlichen, wenn sie in Kasachstan bleiben, eine bessere Lebensperspektive haben als in Deutschland. Uns ist aber bewusst, dass wir nicht für alle deutschen Jugendlichen in Kasachstan Arbeitschancen aufzeigen können. Diejenigen allerdings, die mit uns kooperieren, die unsere Jugendarbeit selbst unterstützen, können auch damit rechnen, dass wir uns für sie einsetzen, damit sie hier eine gute Lebensperspektive finden.

DAZ: Verstehe ich es richtig, dass Sie es begrüßen würden, wenn die hiesigen deutschen Jugendlichen sich gar nicht bemühen, nach Deutschland auszuwandern?

Fuchs: Wir arbeiten eng mit Einrichtungen zusammen, die ihnen gute Berufschancen anbieten. Angesichts unseres Lebensstils und unserer Mentalität ist es besser, hier zu bleiben; man muss nur die Bedingungen hierfür schaffen. Das gehört auch zu unseren Aufgaben.

DAZ: Vielen Dank für das Gespräch!

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