Mit seinem neuen Sprachgesetz verpflichtet Kirgisistan seine Beamten, Kirgisisch als Staatssprache zu beherrschen. Für jene, die erst jetzt mit dem Lernen beginnen, dürfte es indes zu spät sein.
Nachdem Kirgisistans Präsident Sadyr Schaparow vor zwei Wochen ein neues Gesetz zur Stärkung des Kirgisischen unterschrieben hat, gehen insbesondere die Diskussionen um die Sprachkenntnisse von Beamten des Landes weiter. Das lange diskutierte Gesetz sieht vor, dass sie alle künftig Kirgisisch als Staatssprache beherrschen müssen. Die Konsequenzen für Verweigerer betonte am 27. Juli der Leiter des Nationalen Komitees für die Staatssprache Kanybek Osmonaliew.
Demnach würden Beamte, die kein Kirgisisch sprechen, demnächst entlassen. Sie hätten, so Osmonaliew, lange genug Zeit gehabt, die Sprache zu lernen, da die Bemühungen zu einer gesetzlichen Stärkung der Staatssprache bereits seit Jahren andauerten: „Sie hatten drei oder vier Jahre Zeit, Kirgisisch zu lernen, und wenn sie [fleißig] gelernt hätten, hätten sie es in sechs Monaten gelernt“, so Osmonaliew. „Nun sind alle Fristen abgelaufen. Beamte [die kein Kirgisisch sprechen] werden entlassen.“
Schaparow reagiert auf Lawrow
Das ursprüngliche Gesetz über die Staatssprache wurde in seiner ersten Version 1989 eingeführt und später mehreren Änderungen unterzogen. „Das bisherige Gesetz sah vor, dass „Amtsdokumente entweder in der Staatssprache oder in der Amtssprache abgefasst sein müssen“, erläuterte Osmonaliew weiter mit Blick auf das alte Regelwerk. „Nur aus diesem Grund wurde die gesamte Dokumentation 34 Jahre lang auf Russisch verfasst. „Wir haben dies [im neuen Gesetz] gestrichen“, so der kirgisische Sprachpolitiker. Nach Bedarf würden künftige Gesetzestexte allerdings in andere Sprachen übersetzt.
Die Vorbereitung des neuen Sprachengesetzes sowie seine Verabschiedung und Unterzeichnung waren nicht nur von russischsprachigen Medien kritisch begleitet. Auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow meldete sich vergangene Woche zu Wort und bezeichnete das Gesetz als „nicht ganz demokratisch“ und „diskriminierend“. Dem widersprach im kirgisischen Staatsfernsehen Sadyr Schaparow. Dass Russisch weiterhin laut Verfassung Amtssprache bleibe, widerlege den Vorwurf einer Diskriminierung, so Kirgisistans Präsident.
Russisch als GUS-Kommunikationssprache unabdingbar
Darüber hinaus sprach Schaparow im Interview mit dem Nachrichtenkanal „Khabar“ über die Bedeutung der russischen Sprache als Kommunikationssprache für die Bürger der GUS. Er betonte, dass kirgisische Beamte selbst bei offiziellen Besuchen in China, im Nahen Osten und in Europa oft Russisch sprächen. Deshalb, versicherte Schaparow, werde Russisch an Bedeutung nicht verlieren – „weil die Zusammenarbeit mit den GUS-Ländern ohne Russisch nicht funktioniert“.
Schaparow äußerte sich zudem bereits in der Vergangenheit zu Forderungen nach einer Latinisierung des Kirgisischen und einer damit verbundenen Loslösung vom Kyrillischen. Diese werden in Kirgisistan seit längerem erhoben und orientieren sich an entsprechenden Bestrebungen im benachbarten Kasachstan. Schaparow machte aber zuletzt keinen Hehl aus seiner Ablehnung, bezeichnete etwa im April eine solche Diskussion als „verfrüht“.