Die zwanzigjährige Asel Batyrbajewa hat sich entschlossen, ihr Heimatland Usbekistan zu verlassen, um die nächsten drei Jahre an der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) in Almaty zu studieren. Im Anschluss an ihr Studium träumt sie von einer großen Karriere in einem Wirtschaftsunternehmen – in Kasachstan oder in Deutschland.

„Ich möchte als Topmanagerin eines großen Wirtschaftsunternehmens arbeiten, am liebsten in Deutschland”, sagt Asel Batyrbajewa mit fester Stimme, doch ihr nervöser Blick verrät eine gewisse Unsicherheit. Nicht zuletzt wegen ihrer ehrgeizigen Zukunftspläne verkündete die zwanzigjährige Usbekin ihren Eltern im August letzten Jahres, dass sie ihre Heimat verlassen wolle, um von nun an in Kasachstan zu studieren. Die Deutsch-Kasachische Universität in Almaty soll als Sprungbrett für Batirbajewas erhoffte Traumkarriere dienen. Bevor Asel jedoch „so richtig durchstarten” kann, muss sie – wie sie mit verlegenem Grinsen zugibt – zunächst einmal ihre deutschen Sprachkenntnisse verbessern.

Aller Anfang ist schwer

Seit drei Monaten ist Batyrbajewa nun schon als Wirtschafts-Studentin an der DKU in Almaty eingeschrieben. „Der erste Monat war ganz schön hart”, gibt sie zu, und sucht bedächtig nach den passenden Worten. „Alles war neu für mich – die Uni, die Stadt, die Menschen – in Usbekistan war alles überschaubarer”. Sie kratzt sich nachdenklich am Kopf und überlegt angestrengt. Nach einer längeren Pause beginnt sie in gebrochenem Deutsch zu erzählen, dass sie früher –  in ihrem usbekischen Heimatort Nawoi – zusammen mit ihren Eltern und den beiden älteren Geschwistern unter einem Dach gelebt habe. Nach dem Abitur besuchte sie dann für zwei Jahre das staatliche Berginstitut der Kleinstadt, um Unternehmensmanagement zu studieren. Ihre Vorliebe für die deutsche Sprache entwickelte sich früh – so lernt Asel bereits seit der fünften Klasse freiwillig Deutsch. Warum sie ausgerechnet von dieser Sprache so fasziniert ist, weiß sie selbst nicht so genau. „Ich war ganz wild darauf, mein Deutsch zu verbessern” erinnert sie sich lächelnd. Selbst ihre große Leidenschaft – der usbekische Volkstanz – stellte sie für zusätzliche Deutsch-Privatstunden schon mal hinten an. Verträumt schaut Asel ins Leere und öffnet gedankenverloren ihr buntes Stiftetui. Nach längerem Schweigen berichtet sie dann, warum sie im vergangenen August den Entschluss fasste, ausgerechnet in Kasachstan zu studieren. Damals sei sie extra aus Usbekistan nach Almaty gereist, um einen Sommerkurs zum Thema „Wirtschaftsmanagement” an der Deutsch-Kasachischen Universität zu belegen. „Bereits nach einer Woche stand für mich fest, dass ich hier, und nirgendwo anders, zu Ende studieren möchte”, begeistert sie sich. „Die Professoren sind spitze, die DKU hat viele Kontakte zu deutschen Hochschulen, und außerdem kann ich mein Deutsch verbessern.” Besonders beeindruckt ist sie von der persönlichen Atmosphäre. „Jeder kennt hier jeden”, erzählt sie und ihre leuchtenden Augen unterstreichen ihre Worte.

Lediglich 250 Studenten besuchen die Deutsch-Kasachische Universität, und abgesehen von Gastbesuchen aus Deutschland, ist Asel die einzige ausländische Studentin. Doch das scheint der kleinen Frau mit den großen Plänen nichts auszumachen – im Gegenteil – sie genießt ihre Sonderstellung an der Uni, auch wenn sie die Herzlichkeit der Almatyer manchmal ein wenig zu überfordern scheint. „Selbst die Bibliothekarin fragt mich jeden Morgen, wie es mir geht und ob alles in Ordnung ist”, lächelt sie verlegen. Ein wirkliches Problem für die usbekische Studentin ist der hohe Preis, den sie für ihr Studium an der DKU zahlen muss. „Ich hatte solche Angst davor, meinen Eltern zu sagen, dass mein Studium hier in Almaty 2000 Dollar kosten würde”, gesteht sie, und rutscht unruhig auf ihrem Stuhl herum. Auch wenn ihre Eltern den ersten Schock überwunden haben und Asel von Zuhause finanzielle Rückendeckung bekommt, scheint ihr dieses Thema noch etwas unangenehm zu sein.

Weihnachten, Neujahr und die Sensucht nach Hause

Was sie Weihnachten machen wird, weiß Asel noch nicht so genau. Das Neujahrsfest ist ihr ohnehin wichtiger. „Ich werde irgendetwas mit meinen neuen Freunden aus Almaty unternehmen, Hauptsache ich bin an den Feiertagen nicht allein”, meint sie und blickt ein wenig wehmütig aus dem Fenster. Manchmal kommt es eben doch, das Heimweh nach Usbekistan, und die Sehnsucht nach der Familie. „Am meisten vermisse ich meine große Schwester”, erzählt sie und sucht nach dem passendem Vokabular, „ohne sie fühl ich mich teilweise wirklich allein.” Doch Asel weiß, was sie in ihrem Leben erreichen will. „In zehn Jahren sehe ich mich selbst als Leiterin eines großen Wirtschaftsunternehmens, entweder in Almaty oder in Deutschland”, betont sie, strafft ihre Haltung und zupft ihren roten Strickpulli in die richtige Position.

Um ihr großes Ziel zu erreichen, heißt es für Asel die nächsten drei Jahre erst einmal pauken, pauken, pauken. „Natürlich ist es hart, dass ich meine Familie so selten sehe, und natürlich ist es nicht ganz einfach, als einzige Ausländerin an der DKU zu studieren, doch ich weiß, wo ich hinwill, und ich schaff das schon”, sagt sie mit breitem Lächeln und schließt demonstrativ ihr buntes Stiftetui.

23/12/05

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