Viele Deutsche haben falsche Vorstellungen von Kirgisistan: bspw. von der Kleidung, dem Essen und überhaupt von dem Leben der Kirgisen. Viele meinen, dass sie in Jurten leben. Einmal wurde ein Kirgise gefragt, ob sie überhaupt Traktoren, Universitäten, Waschmaschinen und Internet in ihrem Land haben. Das gibt es alles, aber Kirgisistan ist noch viel mehr.

In Kirgisistan feiert man auch das Nauriz-Fest zum Frühlingsbeginn. Einmal erlebte ein Ausländer dieses Fest. Er wurde von einer Familie zu diesem Fest eingeladen. Anfangs wunderte er sich, wie ihn die Kirgisen begrüßten: sie umarmten ihn. Er bemerkte, dass die Gäste nicht ins Haus gingen wie er es erwartete hatte, sondern in die Jurte, die neben dem Haus stand.

Borsok ohne Ende

Als er in die Jurte eintrat, wunderte er sich über das viele Essen und die vielen unterschiedlichen Gerichte, die auf dem Tisch standen. Der Tisch war gedeckt mit Fleisch, Borsok und anderen leckeren Gerichten. Es hat ihm alles geschmeckt. Er hat auch viele Fotos von dem reichlichen Essen gemacht. Er aß ein „Zöpfchen“ (geflochtene Innereien des Schafes), ein anderes Gericht, das wie eine Ente aussah (darin war Fleisch in Form einer Ente) und eine lange, leckere Wurst gefüllt mit Fleisch, Reis und Leber. Später erfuhr er, dass alle Gerichte aus dem Fleisch und den Innereien vom Schaf waren. Es fiel ihm auf, dass die Kirgisen ihm immer wieder Essen anboten und ihn aufforderten: „Greifen Sie zu…“, „Nehmen Sie noch davon…“, „Essen Sie noch…“, „Möchten Sie noch davon….“ usw. Zum Abschluss erhielt er sogar noch den Schafskopf als Geschenk, da er der Ehrengast war.

Es gibt auch Waschmaschinen

Am nächsten Tag erlebte er eine Hochzeit. Immer wiederholte sich das Gleiche – viel Essen, viel Fleisch und Borsok ohne Ende. Er wusste nicht, wie viele Male die Gäste Beschbarmak aßen und Tee tranken. Die Feier dauerte bis spät in die Nacht. Und auch um Mitternacht bekam er noch mal ein großes Stück Fleisch – das Gericht hieß Ustukan – und einen Beutel, gefüllt mit Borsok, Süßigkeiten und Obst.

Am Ende verstand der Ausländer, dass Kirgisistan auch ein Land mit eigener Kultur, eigenen Traditionen, Sitten und Bräuchen ist. Er änderte auch seine Meinung darüber, dass Kirgisen in den Bergen in Jurten leben. Bewusst wurde ihm das in den lebhaften kirgisischen Städten.

Der Beitrag wurde von den Autorinnen im Rahmen einer Schreibwerkstatt während der Sommerschule der Sprachlernzentren Kasachstans und Kirgisistans sowie des Goethe-Instituts Almaty verfasst.

Von Kamila Kerimzhan Kizi und Shirin Asanowa

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