Die Ansichten sind verschieden. Während die Deutschen und die Europäer sich über die derben Späße eines britischen Komikers amüsieren, sind viele Leute in Kasachstan entsetzt über die Äußerungen von Sacha Baron Cohen. Dieser verkörpert die Figur des kasachischen Journalisten „Borat”. Sogar das kasachische Außenministerium hat reagiert.

Auch in der Redaktion der DAZ wurde heiß diskutiert, ob ein Mann, der Unwahrheiten über Land und Leute verbreitet und sich lustig macht, überhaupt einen Platz in unserer Zeitung bekommen sollte.

Er sollte, denn mit dem Humor und der Satire ist das so eine Sache: Sie haben mehrere Seiten. Immer gibt es einen, der darüber lacht, einige, die etwas gar nicht lustig finden und die, über die gelacht wird. Und das Verständnis und die Traditionen dieser Genres sind in Asien und Europa höchst unterschiedlich. Sind Humor und Satire möglich, kann das auch ein Gradmesser für Offenheit und Meinungsfreiheit in einer Gesellschaft sein.

Die Deutschen empören sich schon lange nicht mehr ernsthaft über die Eskapaden eines Stefan Raab, oder wenn die Briten sie wegen ihrer angeblichen Vorliebe für Sauerkraut als die „Krauts” bezeichnen. Und wem in Europa ein Programm gegen den Strich geht, der schaltet einfach ab. Das machen auch die Politiker so, bei denen deutsche Komiker meist gar keine Gnade kennen. Wer jedoch hier in Kasachstan zu Hause ist und hört, dass man über ihn in Europa behauptet, er würde Pferde-Urin trinken, der sieht die Sache vermutlich ganz anders. Erstens ist er es nicht gewöhnt, dass über sein Land scheinbar gelogen und dann auch noch darüber gelacht wird. Zweitens weiß jeder, der hier zu Hause ist, dass man in Europa über Kasachstan eigentlich nichts weiß. Die Vorstellung, dass nun ganz Europa Komisches über die Hiesigen denkt, macht die Entrüstung verständlicher.

Und gerade weil es diese verschiedenen Ansichten gibt, veröffentlicht die DAZ den Artikel von Irina Otradnich und den der kasachischen Studenten in Deutschland genauso, wie den Beitrag unserer Mitarbeiterin Sandra Wagenleitner, die als Österreicherin auch Spott und Vorurteile gewöhnt ist. Denn die Ansichten sind verschieden und sollten gerade deswegen einen Platz in der Zeitung bekommen.

02/12/05

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