Es wird im Allgemeinen wieder Licht am Ende des Tunnels gesehen. Die Zeichen dafür, dass sich der wirtschaftliche Abschwung seinem Ende nähern könnte, nehmen zu. In mancher Hinsicht ist das überraschend, doch wirklich beruhigen können diese schwachen Signale vom Ende der Talfahrt nicht.

Analysiert man den Verlauf der Wirtschaftsprozesse in den letzten 10 bis 15 Jahren, dann fallen die großen Schwankungen in der Entwicklung der Wirtschaftsleistung, also des Bruttoinlandsproduktes, auf. Auf Perioden mit rasantem Nachfrageaufschwung folgen schnelle und tiefe Einbrüche. So ist das Produktionsvolumen des deutschen Maschinenbaus in den fünf Jahren vor der gegenwärtigen Krise um 40 Prozent gewachsen, um dann im Verlauf von wenigen Monaten um etwa die gleiche Größe einzubrechen. Das Dilemma ist, dass die Unternehmen umfangreiche Investitionen, meist kreditfinanziert, in ihre Produktionskapazitäten geleistet haben. Diese Investitionen können nun nicht ausgelastet werden, die Unternehmen laufen Gefahr, an den Rand des Ruins gedrängt zu werden, weil sie ihre Kredite nicht mehr bedienen können.

So scheinen denn auch Krisenprozesse an sich nicht das wesentliche Problem zu sein. Unternehmen haben sich an Schwankungen der Nachfrage gewöhnt, zumal das Wissen darum zu den Grundlagen eines jeden Wirtschaftsstudiums gehört. Der Wechsel von Auf- und Abschwung verleiht der Wirtschaft Dynamik. Denn es muss stets versucht werden, die Nachfrageschwankungen vorherzusehen und sich möglichst auf diese einzustellen. Problematisch ist aber die de facto vollständige Unberechenbarkeit der Märkte, wie sie in der letzten Zeit zunehmend festzustellen ist. Angebot und Nachfrage, die Preise für Kredite, Rohstoffe oder Arbeitskräfte weisen eine bisher in diesem Maße nicht bekannte Volatilität auf.

Es bleibt zu befürchten, dass die heftigen Schwankungen künftig eher die Regel als die Ausnahme sein werden. Das aber kann fatale Folgen haben. Investitionen, der Motor wirtschaftlicher Entwicklung, brauchen eine bestimmte kalkulatorische Sicherheit, die je nach Wirtschaftszweig und Investitionsumfang bis zu einigen Jahrzehnten umfassen kann. Sind die Schwankungen für den geplanten Investitionszeitraum zu groß und die notwendigen Erträge zu vielen Unsicherheiten unterworfen, unterbleiben Investitionen sehr schnell. Diese Zurückhaltung macht sich unter anderem in der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, in der Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen sowie im Rückgang von Steuereinnahmen bemerkbar.

Mag sich die wirtschaftliche Lage kurzfristig beruhigen oder es sogar zu einem Aufschwung kommen, mittelfristig ist eher vom Entstehen neuer Extreme auszugehen. Weder an den Finanzmärkten, noch an den Märkten für Produktionsfaktoren hat sich durch die Krise etwas Grundsätzliches geändert. Die Nachfrage der Schwellenländer nach Rohstoffen und Investitionsgütern steigt weiter an. Die momentane Krise hat diesem Nachfrageaufschwung nur einen leichten Dämpfer versetzt. Eine prinzipielle Verbesserung der Material- und Energieeffizienz aber ist in den Schwellenländern nicht zu beobachten. Weder bei der Nahrungsmittelproduktion, noch im Bereich von Rohstoffen und Energieträgern haben sich die Wirtschaften dieser Länder diversifiziert.

Für wesentliche Investitionen war bisher noch zu wenig Zeit. Dennoch, die schon genannte Unsicherheit über die genaue Nachfrageentwicklung wird die Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen bremsen.

Setzt aber ein Nachfrageaufschwung auf den Hauptmärkten dieser Welt, also in den USA, Europa und Japan, ein, werden die Preise für viele Erzeugnisse wieder nach oben schießen und die bekannten Probleme verursachen. Die Spekulation, ein im Prinzip nicht vermeidbares Element freier Märkte, könnte somit sehr schnell wieder von vorn beginnen. Allen Beteuerungen zum Trotz sind die Möglichkeiten für Exzesse an den Finanzmärkten nicht beseitigt. Und die Party in Form steigender spekulativer Einkünfte ist schon wieder im Gange.
Die produzierenden Unternehmen werden in den volatilen Zeiten nur mit noch höherer Flexibilität überleben können. Dazu müssen kleine, bewegliche Einheiten her, große Organisationsstrukturen sind dafür meist zu unbeweglich. Nötig sind demnach weitere Auslagerungen von Organisationseinheiten an Spezialisten und der Ausbau des Sektors der klein- und mittelständischen Unternehmen.

In beiden Bereichen, sowohl bei der Schaffung schlanker Strukturen von Großunternehmen als auch bei der Entwicklung von klein- und mittelständischen Unternehmen, hat Kasachstan nach wie vor einen sehr großen Handlungsbedarf.

Bodo Lochmann

28/08/09

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