„Und was ist, wenn…” Ja, wirklich, machen Sie sich das bitteschön mal klar: Alles kann passieren. Schließen Sie die Augen, strengen Sie ein wenig Ihre Fantasie an und nun stellen Sie sich vor:

Wie die Wand aufbricht und Wassermassen Ihre Wohnung überfluten; wie ein Feuer ausbricht und alles in Asche legt; wie ein Sturm Ihre Fenster zerbersten lässt; ja, und was ist, wenn Sie Ihren Daumen verlieren oder beide Beine? Öffnen Sie wieder Ihre Augen, und jetzt sagen Sie mal ehrlich, wie oft haben Sie das in den letzten zehn Jahren selbst erlebt? Ich würde sagen, alles in allem – kein Mal. Aber da man selbst ja nicht das Maß aller Dinge ist, überlegen wir weiter, ob wir jemanden kennen, der jemanden kennt, der von jemandem gekannt wird, der solch einen Fall erlebt hat. Nun – auch keiner. Na ja, vielleicht einer. Aber trotzdem! Denn WENN … Alles dreht sich um das WENN. Das WENN löst Angst aus. Eine abstrakte Angst. Eine Angst vor Eventualitäten. Und weil nichts umsonst ist, auch nicht die Angst, muss man viel Geld investieren, um sich sicherer zu fühlen.

Ca. 2.500 Euro jährlich zahlt der verunsicherte Deutsche. Und damit dabei auch nichts passiert, muss man gar nicht erst das Haus verlassen, um sich zu versichern. Die Versicherungsvertreter kommen bereitwillig ins Haus, versichern einem, wie unsicher es im Leben zugeht, vor allem heutzutage und in Zukunft. Und weil sie so redegewandt sind, sind die meisten Deutschen über-, unter- oder falsch versichert. Aber so lange Sie sich sicher fühlen! Oder? Denn das Ganze hat einen Haken: Verhindern können die Versicherungsunternehmen die Katastrophen nicht. Für den Schaden können sie allenfalls aufkommen. Eigentlich. Wenn nicht diese oder jene Einschränkung im Kleingedruckten des Versicherungsvertrages stehen würde.

Wie ist es also im WENN-Fall? Man bekommt die Möbel erstattet und kann sich komplett neu einrichten, viel schöner als zuvor. Lohnt sich, findet manch einer. Und hilft ein wenig nach, wenn das Feuer oder Wasser nicht von allein kommen will. Auch teure Hobbys kann man mit Versicherungsbetrug finanzieren. Über 100.000 Euro hat einst jemand auf krummen Wegen „erwirtschaftet”, bis er ertappt wurde. Es wird vermutet, dass insgesamt 1,5 Mrd. Euro durch vorgetäuschte Schadensfälle eingeheimst werden. Bei den Lebensversicherungen für Papageien liegt die Schadensquote bei 70 bis 80 Prozent; immerhin 200 Euro kann man erstattet bekommen, wenn dem lieben Tier etwas „zustößt” – Kleinvieh macht auch Mist! Aber immer mehr Deutsche schrecken auch vor Selbstverstümmelung nicht zurück. Wer Großes vorhat, lässt es sich gern mal eine Hand kosten. Aber jetzt wieder für die Ehrlichen unter uns. Denn manchmal passieren Dinge, die kann man kaum glauben – hätte man sie nicht selbst erlebt. „Ich hatte den ganzen Tag Pflanzen eingekauft. Als ich die Kreuzung erreichte, wuchs plötzlich ein Busch in mein Blickfeld, und ich konnte das andere Fahrzeug nicht mehr sehen”, heißt es in der Schilderung eines Schadensfalles im Originalzitat. Ein anderer hatte an einer Kreuzung „einen unvorhergesehenen Anfall von Farbenblindheit.“ Also bitte, alles kann passieren, so viel ist sicher!

Von Julia Siebert

13/01/06

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