Zwei europäische elektronische Nächte konnten tanzbegeisterte Kasachstaner Ende Juni in Almaty und Astana erleben: DJ René Breitbarth aus Deutschland und DJ Reynold legten Deep House auf, eine langsame und melodiösere Form der Technomusik. Im Rahmen des deutsch-französischen Projektes EUROTRONICS 2 arbeiteten die beiden DJs zusammen mit einheimischen Kollegen an einer CD, die traditionelle kasachische Klänge mit Elektromusik verbindet.

/Bild: Christine Karmann. ‚Die Kunst des Auflegens: DJ René Breitbarth (zweiter von rechts) mit Kollegen aus Kasachstan.’/

Seinen Plattenkoffer hatte DJ René Breitbarth dabei, als er Ende Juni für zwei Auftritte nach Kasachstan reiste. Im Computerzeitalter durchaus keine Selbstverständlichkeit mehr. „Vor allem Anfänger verlassen sich ganz auf den PC, aber ich habe das Auflegen noch als Handwerk gelernt“, sagt René Breitbarth. Der Discjockey stellt seine Lieder mit dem Computer zusammen und arbeitet mit zwei Platten. „Es macht mir Spaß, die Geschwindigkeit der Lieder anzupassen, und ich bin beim Auflegen auch mehr in der Musik drin“, beschreibt der DJ seine Arbeitsweise. „Ansonsten könnte ich auch nur einen Knopf drücken und dabei fernsehen, aber das entspricht nicht meiner Auffassung von der DJ-Kunst.“

Elektronische Musik mit Dombraklang

Der deutsche DJ legte Ende Juni im Rahmen des deutsch-französischen Projektes EUROTRONICS 2 in Almaty und Astana auf. Das Kulturprojekt begann im Winter 2009 mit der Tour eines deutschen, eines französischen und eines englischen DJs durch Kasachstan mit dem Ziel, jungen Kasachstanern moderne elektronische Musik aus Europa zu präsentieren. Die große Nachfrage nach einem weiteren Austausch überzeugte die Französische Botschaft in Kasachstan, das Kulturinstitut Alliance Française und das Goethe-Institut Kasachstan EUROTRONICS zu verlängern. In der zweiten Saison des Kulturprojekts stellten DJ René Breitbarth und der französische DJ Reynold zusammen mit Kollegen aus Kasachstan und Kirgisistan gemeinsame Tracks mit Elementen traditioneller kasachischer Musik zusammen.
„Die Stücke setzen sich aus 50 Prozent elektronischer Musik und 50 Prozent kasachischer Klänge zusammen“, sagt René Breitbarth. „Die Hauptmelodie werden kasachische Instrumente spielen“. Das Wort Dombra kommt dem Deutschen zwar noch nicht sehr flüssig über die Lippen, aber von dem Wiedererkennungswert des traditionellen Zupfinstruments ist der DJ überzeugt. Die CD soll im Herbst des Jahres in Deutschland, Frankreich und Kasachstan erscheinen und dem Publikum im Rahmen einer Tournee vorgestellt
werden.

Durch die Nacht mit Deep House

Wird diese Musik auch für die europäische Szene hörbar sein? Die beiden DJs aus Deutschland und Frankreich hoffen stark auf den Erfolg der CD. Ansonsten wollen sie die Stücke spielen und so zur Verbreitung des europäisch-kasachischen Musikmixes beitragen. DJ Reynold stammt aus einer musikalischen Familie und legt schon seit etwa zehn Jahren auf. Bereits seit 20 Jahren arbeitet René Breitbarth als DJ, davon legt er zehn Jahre professionell auf.
Seine Musik ist Deep House. „Techno kennt jeder. Deep House ist seichter, nicht so kalt und aggressiv mit seinen Einflüssen von Soul und insgesamt langsamer“, so der deutsche DJ. Unter der Woche arbeitet René Breitbarth als Produzent. Am Wochenende legt er im Club der Visionäre in Berlin auf, aber auch in anderen Städten Europas. Ein Rezept wie er sich für das Nachtleben fit hält, besitzt er nicht. „Ich stehe auch unter der Woche etwas später auf und bleibe dann länger wach“, so der DJ.

Techno ist wie Rock ’n’ Roll

An seinem Beruf liebt er das kreative Arbeiten, dass er etwas Neues erschaffen kann, das Grenzen überwindet. Zu einer gelungenen DJ-Nacht gehört für René Breitbarth eine volle Tanzfläche. Mit einem festen Programm startet er nicht in den Abend. „Als DJ spiele ich die Lieder anderer Leute, und da entscheide ich spontan, was dem Publikum gefällt“, sagt René Breitbarth. Manchmal mögen die Leute einen anderen Musikstil, aber das kann René Breitbarth nicht ändern. Das ist dann der Fehler der Organisatoren.

Der DJ bleibt seiner Musikrichtung treu. „Deep House hat als Untergrundmusik begonnen und wird immer populärer. Einige meiner Kollegen glauben, dass Techno irgendwann aussterben wird“, sagt René Breitbarth. „Der Meinung bin ich nicht. Techno ist wie Rock ’n’ Roll: Er wird immer da sein und sich weiter entwickeln“. Demnächst auch mit Einflüssen kasachischer Volksmusik.

Von Christine Karmann

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