Packt schwere Themen an und sucht nach Bildungsmöglichkeiten: Die Jugendzeitung „Teenager“ aus Almaty, Kasachstan, ist nicht nur für Jugendliche interessant, sondern auch für deren Eltern und Lehrer. Derzeit ist „Teenager“ nur in der Onlineausgabe erhältlich. Die DAZ sprach mit Chefredakteurin Swetlana Posnjakowa

DAZ: Swetlana, beschreiben Sie bitte das Konzept der Zeitung „Teenager“.

Swetlana Posnjakowa: Das Konzept wurde 1999 folgendermaßen erdacht: Wir haben damals eine Umfrage an den Schulen in Almaty durchgeführt. Dabei war wichtig herauszufinden, welche Themen die Teenager interessieren, wie die Zeitung aussehen soll, wie viel sie kosten darf usw. In den Medien gab es zu dieser Zeit sehr viele negative Informationen, die Jugend brauchte etwas Positives. Sie brauchte etwas Wertvolles, woran sie sich festhalten konnte, vor allem angesichts der schwierigen Situation Ende der neunziger Jahre.

Die Jugendlichen fragten verstärkt nach Bereichen im Leben, in denen sie ihre Talente und ihr „Gehirn“ einsetzen konnten. Zum Beispiel, welche Organisationen und Vereine es speziell für Jugendliche gibt. Ebenso waren Themen wie Aus- und Weiterbildung wichtig, aber auch Unterhaltung wie Musik, Sport, Tanzen.

Infolgedessen sind wir zu dem Konzept gekommen, dass Teenager ein informierendes bildendes und unterhaltendes Format wird. Die wichtigsten Richtungen sollten dabei die Selbstverwirklichung der Jugendlichen und ihre Rechte sein, aber auch Nachrichten aus Almaty und der Welt sowie Lebensweisen der Jugendlichen weltweit.

DAZ: Wie kam es zu der Idee, eine Jugendzeitung zu machen?

Posnjakowa: Für mich kam es total unerwartet. Als Leiterin des „Teenager“, des Bildungszentrums für Jugendliche, wurde ich zu Medienseminaren eingeladen. Nach einem Seminar haben mir die Jugendlichen aus dem Zentrum vorgeschlagen, eine eigene Zeitung zu machen. Ich wusste damals nicht, was das heißt und wie kompliziert es ist. Dann haben wir ein halbes Jahr das Konzept erarbeitet und im Dezember 1999 kam die Pilot-Ausgabe heraus.

Weitere sechs Monate lang haben wir gebastelt und gelernt, wie Zeitungen gemacht und vertrieben werden. Mit unserem eigenen Geld haben wir weitere Ausgaben finanziert. Später haben wir einen guten Sponsor gefunden und auch Unterstützung von der Soros-Stiftung sowie der kanadischen Botschaft bekommen.

DAZ: Wie sieht die Zielgruppe von „Teenager“ aus?

Posnjakowa: Das sind Jugendliche von 14, 15 Jahren bis hin zu Erwachsenen von 45 Jahren. Teenager ist erstaunlicherweise bei den Eltern sehr beliebt, denn dadurch verstehen sie ihre Kinder. Die Jugendlichen machen sich Sorgen um ihre Zukunft und überlegen, wo sie hin wollen und wie sie dahin kommen. Sie versuchen ihre Karriere schon vor dem Ende der Schullaufbahn anzukurbeln.

Aber dabei ist unsere Zielgruppe auch vielseitig interessiert: Kino, Musik, Sport sind wichtige Themengebiete. Sie lernen fremde Sprachen und scheuen nicht davor, ihre eigene Meinung zu vertreten. Viele von unseren Lesern würden eine Ausbildung im Ausland, also Russland oder USA, bevorzugen.

DAZ: Hat sich die Zielgruppe im Laufe der fünf Jahre geändert?

Posnjakowa: Ja, sie ist älter geworden. Am Anfang waren die Leser 13 bis 16 Jahre alt, es war eine begrenzte Zielgruppe.

DAZ: Vielleicht sollte man den Namen der Zeitung anpassen?

Posnjakowa: Das überlege ich auch schon. Weil der Name „Teenager“ nicht mehr das Konzept der Zeitung widerspiegelt. Zur Zeit der Gründung war dieser Name mehr als passend. Dennoch haben wir heutzutage ein Stammpublikum und sind eine „Marke“. Vielleicht sollten wir eine zweite Zeitung ins Leben rufen?

DAZ: Ist „Teenager“ eine regionale oder eine überregionale Zeitung?

Posnjakowa: In gedruckter Form wurde die Zeitung vor allem in Almaty und in Nordkasachstan vertrieben. Im Prinzip bezeichnen wir „Teenager“ als regional, aber die Online-Ausgabe der Zeitung wird in ganz Kasachstan gelesen. Kasachstan steht aber nur auf dem zweiten Platz nach den Besucherzahlen auf der Homepage. Auf dem ersten Platz ist Russland, weiter folgen Ukraine, USA, Israel und Deutschland.

DAZ: Schreiben Sie viel über Almaty in „Teenager“?

Posnjakowa: Eigentlich nicht, nur ab und zu. Wir haben aber einen Reiseführer für Almaty herausgebracht, der inzwischen sehr populär geworden ist.

DAZ: Über welche Themen schreibt „Teenager“ hauptsächlich? Schreiben Sie auch über Politik und Ereignisse in der Welt?

Posnjakowa: Zu politischen Themen schreiben wir eher wenig. Zu seiner Zeit war die Resonanz auf die Artikel über die Ereignisse im Irak dennoch sehr groß. Damals befand ich mich in den USA, also haben die Autoren und ich das Geschehen von beiden Seiten beleuchtet, aus den USA und aus Kasachstan.

Über soziale Reformen, zum Beispiel, schreiben wir dann, wenn diese die jungen Menschen direkt betreffen. Zum Beispiel die Bildungsreform, bei der die Schulbildung auf 12 Jahre ausgedehnt werden soll, interessiert natürlich fast alle unsere Leser. Auch die Änderung von Prüfungsverfahren vom Examen zu einem einheitlichen Test für alle Schüler stieß auf ein enormes Interesse bei unserer Zielgruppe. Damit waren wir eine der ersten Zeitungen in Kasachstan, die dieses Thema herausbrachten. Wir schreiben also über alle Themen, die die Jugendlichen am meisten bewegen.

DAZ: Werden verschiedene Ausbildungsmöglichleiten in Kasachstan und auch im Ausland beleuchtet?

Posnjakowa: Ja, auf jeden Fall.

DAZ: Wie sieht es bei schweren Themen aus wie AIDS, Drogen, Gewalt…? Schreibt „Teenager“ auch darüber?

Posnjakowa: Ja, natürlich. Wir haben über elternlose Kinder in Heimen, über obdachlose Jugendliche und über Themen wie Diebstahl unter Jugendlichen berichtet. Wir haben einen Fokus über das aktuellste Verbrechen unter den Jugendlichen verfasst, den Diebstahl von Handys. Dabei haben wir mit den Betroffenen und auch mit den Dieben selbst gesprochen, aber auch mit Juristen und Psychologen. Dieser Fokus wurde in Russland und auch in Europa im „Junior Journal“ gedruckt und ist natürlich auch auf unserer Homepage www.almateen.freenet.kz zu finden.

DAZ: Vielen Dank für das Gespräch!

Swetlana Posnjakowa (36), ausgebildete Philologin, hat zur Zeit drei Wirkungsfelder: Leiterin des „Teenager“-Bildungszentrums für Jugendliche; Redakteurin der Online-Zeitung „Teenager“ und Leiterin der Media-Schule für junge Journalisten.

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