Schon seit vielen Jahren gehen die Behörden des zentralasiatischen Landes gegen zu strenge muslimische Kleidungsnormen vor.
Tadschikistans Präsident Emomali Rahmon hat vergangene Woche 35 neue Gesetze unterschrieben, von denen einige die Kleiderordnung insbesondere der weiblichen Bevölkerung des Landes betreffen. Dazu gehört etwa ein Verbot des Tragens von „Kleidung, die der Kultur des Landes fremd ist“. Dies geht konkret aus dem Gesetz hervor, das den Namen „Zur Regelung von Feiern und Zeremonien“ trägt.
Was unter kulturfremder Kleidung zu verstehen ist, geht aus dem Gesetzestext nicht genau hervor. Tadschikische und regionale Medien berichten jedoch unter Berufung auf Experten, dass sich die Maßnahme in erster Linie gegen die Verschleierung von Frauen richten könnte. Dafür sprächen auch Augenzeugenberichte, wonach Ordnungskräfte im öffentlichen Raum Frauen aufgefordert hätten, kein Kopftuch zu tragen. Dabei geht es in dem neuen Gesetz nicht nur um das Tragen solcher Kleidung, sondern auch der Import und Verkauf sollen unter Strafe gestellt werden.
Ein Verbot primär muslimischer Kleidungsgewohnheiten passt zum Vorgehen der tadschikischen Politik und Behörden der letzten Jahre. Bereits im März hatte sich Präsident Rahmon gegen „fremde Kleidung“ und dabei konkret den Hijab ausgesprochen. Der Staatschef erklärte, „fremde Kleidung“ untergrabe die Unabhängigkeit des Denkens und die kulturelle Identität der Nation. „Wenn wir in unserer Sprache, in unseren Handlungen, in unseren Taten Oberflächlichkeit zeigen, lange Kleider tragen, lange Bärte wachsen lassen, Hijab und Satr tragen, dann haben wir ein schlechtes Herz und schlechte Absichten“, so Rahmon damals.
Tadschikistan Rückzugsort für Islamisten
Zwar ist Tadschikistan in religiöser Hinsicht ein überwiegend muslimisch geprägtes Land. Über 90 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Islam, die meisten davon zur sunnitischen Konfession. Dennoch ist die Regierung bestrebt, maximale Kontrolle über das religiöse Leben in der Gesellschaft auszuüben.
Hintergrund ist nicht zuletzt ein fünfjähriger Bürgerkrieg zwischen der tadschikischen Regierung und islamischen Fundamentalisten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, den Rahmon gewann. Im Anschluss daran beteiligte er die Islamisten mal an der Regierung, mal ging er gegen sie vor und verbot ihre Organisationen. Um eine Radikalisierung der Bevölkerung zu verhindern, wurde die Religionsfreiheit zum Teil eingeschränkt, was sich neben Kleidungsvorschriften auch in Moscheeschließungen und ähnlichen Maßnahmen widerspiegelte.
Trotzdem oder gerade deswegen übt der islamische Fundamentalismus eine gewisse Anziehungskraft auf Teile der tadschikischen Gesellschaft aus. In den letzten Jahren machte insbesondere der IS-Ableger „Islamischer Staat – Provinz Khorasan“ von sich reden, der sich aus tadschikischen, usbekischen und afghanischen Mitstreitern rekrutiert. Das schwerwiegendste Attentat in jüngster Zeit verübten Anhänger der Gruppierung im März beim Sturm auf eine Konzerthalle in Moskau, der mehr als 140 Menschen das Leben kostete. Rahmon verurteilte den Anschlag und vereinbarte mit Putin eine engere Zusammenarbeit im Kampf gegen den grenzüberschreitenden Terrorismus.