Das Österreichische ist so manchem Deutschen ein großes Mysterium. Der Grund dafür ist nicht nur die Aussprache, sondern auch allzu oft das andersartige Vokabular. In unserer Reihe Österreichisch für Anfänger bemüht sich Rafaela Lobaza, gebürtige Österreicherin, einen Einblick in das Sammelsurium der österreichischen Wörter und Phrasen zu bieten, die einem Deutschen wohl eher unbekannt sind. Diese Woche widmen wir uns dem Wort „Brösel“.

Auch wenn die österreichischen Kinder das Krümelmonster genauso gern haben wie die deutschen: Auf unseren Tellern in Österreich wird man niemals Krümel vorfinden, sondern immer nur Brösel. Wenn man einem Kind, oder einem ungeschickten Erwachsenen, Brot oder Kuchen in die Hand drückt, muss man fürchten, dass alles angebröselt wird.

Dass Brösel – vor allem auf der Couch oder nach dem Mitternachtssnack im Bett – ein Ärgernis sind, ist wohl allen Völkern dieser Welt bekannt. Nichtsdestotrotz scheinen wir Österreicher die Brösel doch ein bisschen ernster zu nehmen als manch andere. Das Wort Brösel, oder gegebenenfalls auch Bresl, hat bei uns eine zusätzliche Bedeutung gewonnen. Möchte man zum Beispiel an einem Samstag Abend in seine Lieblingsbar, wird aber von herauskommenden Menschen gewarnt: „Do drin gibt’s Bresl!“, empfiehlt es sich, vorerst eine andere Bar als vorübergehenden Ersatz zu finden.

Doch was bedeutet Brösel in diesem konkreten Fall? Die Vorstellung von Brösel stresst uns Österreicher anscheinend so sehr, dass wir den Begriff mittlerweile auch ab und an als Synonym für Problem verwenden. Man kann also zum Beispiel Bresl mit jemandem haben oder auch Bresl machen.

Demnach kann man sich eigentlich nur ein möglichst bröselfreies Leben wünschen. Außer natürlich die Brösel stammen von der bekannten Wiener Sachertorte.

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