Das Österreichische ist so manchem Deutschen ein großes Mysterium. Der Grund dafür ist nicht nur die Aussprache, sondern auch allzu oft das andersartige Vokabular. In unserer Reihe Österreichisch für Anfänger bemüht sich Rafaela Lobaza, gebürtige Österreicherin, einen Einblick in das Sammelsurium der österreichischen Wörter und Phrasen zu bieten, die einem Deutschen wohl eher unbekannt sind. Diese Woche widmen wir uns dem Wort „Ungustl“.
Männer mit dem Namen August oder Gustav werden in Österreich oft liebevoll Gustl genannt. Dieser Kosename ist zwar an und für sich nett gemeint, den Gustls in Österreich sei jedoch ans Herz gelegt, lieber genauer hinzuhören, wenn sie irgendwo so genannt werden. Bei uns gibt es nämlich nicht nur einen Gustl, sondern auch einen Ungustl.
Und so möchte beim besten Willen nicht einmal ein Gustav genannt werden. Denn wenn man jemanden Ungustl nennt, findet man den im besten Fall unsympathisch, im schlechtesten Fall richtig widerlich. Zurückzuführen ist der Ungustl vermutlich auf das Wort ungustiös (unappetitlich, Anm. d. Red).
Ein anderer Vorname, mit dem man in Österreich vorsichtig sein sollte, ist Ursula. Ursula wird manchmal zu Urschl, und es lässt sich darüber streiten, ob Urschl überhaupt noch als Kosename gilt. Wenn man eine Frau Urschl nennt, obwohl diese gar nicht Ursula heißt, deutet das darauf hin, dass man sie für ein bisschen dumm hält. Demnach ist es wohl nicht ganz so schlimm, Urschl genannt zu werden wie als ein Ungustl bezeichnet zu werden.
Im Übrigen: Wie man in Wien und vermutlich auch an allen anderen Orten auf dieser Welt oft beobachten kann, ist es bei der Partnerwahl gar nicht so selten, dass ein Ungustl eine Urschl findet.