Das Oktoberfest in München hat schon vor einigen Tagen seine Tore geschlossen. DAZ-Praktikantin Natalia Sodatowa (23), derzeit in Almaty, erinnert sich an die Eindrücke, die sie während eines Besuches auf dem größten Volksfest der Welt gesammelt hat.

Auf langen hölzernen Tischen und Bänken tanzen und singen Frauen und Männer. Die jungen „Madeln“ und „Burschen“ sind nach alter bayerischer Tradition in Dirndln und Lederhosen gekleidet. Das größte Volksfest der Welt – oder das Oktoberfest, wie man es auch nennt – findet alljährlich auf der Theresienwiese in München statt.

Wie entstand die Tradition?

Die Wurzeln dieses Festes liegen im Jahr 1810. Am 12. Oktober feierte Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I., seine Hochzeit mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Die Vermählung fand auf einer Wiese statt, die damals noch vor den Toren der Stadt München lag. Die Wiese ist seither nach der damaligen Braut benannt – Theresienwiese. Da zu dieser Festlichkeit auch Münchener Bürger eingeladen waren, steht sie seit damals in dem Ruf, ein „Volksfest“ zu sein. Das Fest wurde anno 1810 in ganz Bayern gefeiert, woraufhin die Tradition der „Oktober-Feste“ entstand.

Weltweit bekannt

Heute stellt sich das Oktoberfest als größtes Volksfest der Welt dar, mit seiner für das 20. Jahrhundert charakteristischen Ausrichtung auf Internationalität: Über 6 Millionen Besucher aus aller Welt kommen hier zusammen, vorwiegend aus Italien, aus den USA, aus Japan und aus Australien. Aber auch Russlanddeutsche ziehen traditionelle Dirndl, Trachten und Lederhose an, und setzen sich an die Tische in den Festzelten. Sie bestellen Bier und große Brezeln als „Sakuska“, singen alte deutsche Lieder und schunkeln im Takt der Melodie.

Bier oder Wein?

Auf der Wiese gibt es 14 sehr großen Zelte und 18 kleine und mittlere Zelte. „Besonders gefällt es mir hier im ,Hacker-Festzelt’, in dem jüngere Leute im Alter von 20 bis 30 Jahren feiern“ berichtet die Russlanddeutsche Anna Klink, die schon seit vier Jahren in München lebt. „Interessant finde ich, dass man im ,Augustinerzelt’ nur Bier aus dem Fass bekommen kann. Im ,Weinzelt’ trinkt man nur Wein, und das Publikum ist vermögender. Man kann dort oft Prominente sehen.“

Enthauptung durch Guillotine

Überall auf dem Festgelände finden sich kleine Souvenirstände, an denen man zahlreiche nutzlose Souvenirs wie Wiesn-T-Shirts, Oktoberfest-Sammlerkrüge und „sexy Grillschürzen“ kaufen kann. Das Oktoberfest ist auch wegen seiner Fahrgeschäfte weltberühmt. Für Adrenalinsüchtige finden sich jedes Jahr neue, noch außergewöhnlichere Achterbahnen. Beeindruckt stehen die Menschen vor Riesenrädern und Riesenrutschen. Aber auch das „Original-Zauber-Spezialitäten-Theater“ hat seine Fans. Es ist schon seit 1869 auf der Wies´n vertreten. Die Hauptattraktion des Theaters ist die Enthauptung einer „lebendigen“ Person durch eine Guillotine.

Warum zieht dieses Fest, mit seiner lauten Musik, den pompösen Fahrgeschäften und den vielen Betrunkenen so viele Menschen aus der ganzen Welt an? Auf diese Frage antwortet Anna: „Das Publikum ist international. Die Menschen sind sehr fröhlich. Es ist sehr leicht in beschwingter Atmosphäre, während des Tanzens und Singens andere kennen zu lernen – dafür ist das Oktoberfest berühmt. Man fühlt sich so, als ob man in eine ganz andere Welt eintaucht. Als ich mir bei einer Freundin ein Dirndl geliehen hatte und es anzog, fühlte ich mich tatsächlich als bayrische Frau. Das Gefühl hatte mir so gefallen, dass ich mir auch eins gekauft habe.“

Von Natalia Soldatowa

09/11/07

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