Q-Pop ist ein Genre, das trotz westlicher Stilelemente das Label „Made in Kazakhstan“ verdient. Obwohl die erste bekannte Band „Ninety One“ ihren Siegeszug erst vor fünf Jahren antrat, ist die Musikrichtung heute bereits eine der beliebtesten im Land. Jugendliche in Tanzteams träumen sogar davon, mit Q-Pop selbst eine Karriere zu starten. Unsere Jung-Redakteurin Ayazhan Altynbekova hat ein Tanzstudio in Almaty besucht und dort den Leiter sowie ein Tanzteam getroffen.

Das Tanzstudio „Pluslimit“ in Almaty wurde 2018 gegründet. Seitdem gehört es zu den besseren Adressen der Stadt, die noch keine lange Tradition von Tanzstudios kennt. Junge Leute kommen zu „Pluslimit“, um im Q-Pop-Stil tanzen zu lernen. Doch auch andere Stilrichtungen sind beliebt – etwa das koreanische Pendant K-Pop (auch für Kinder), All-Style oder Hip-Hop.

Die jungen Tanzenthusiasten bilden Teams und treten in Wettbewerben gegen andere Gruppen an. Mittlerweile sind es sieben Teams, bestehend aus fünf bis zehn Mitgliedern, die hier betreut werden. Gegründet hat das Studio Sergej Son. Sergej ist Koreaner und so mit dem Land verbunden, das für den kasachischen Q-Pop einst das Vorbild lieferte.

Sergej, wie kamen Sie zu der Idee, ein Tanzstudio zu gründen, und wie hat sich das Projekt im Laufe der Zeit entwickelt?

Ich tanze selbst seit zwölf Jahren. Zwischendurch habe ich zwei Jahre pausiert und danach beschlossen, mit einem guten Freund, der damals im Medienbereich arbeitete, ein Tanzstudio zu eröffnen. Wir wollten etwas Eigenes erschaffen. Jeder hat seine individuellen Ziele beim Tanzen, und ich unterstütze die Jungs und Mädels in allem voll und ganz. Mittlerweile zeigen sich auch Erfolge: Sie gewinnen Preise bei großen republikanischen Wettbewerben und treten bei Konzerten auf. Zu den Hauptzielen zählt aber natürlich in erster Linie, unsere Leute zum Debüt, also zu ihrem ersten Auftritt zu führen.

Wie wichtig ist die Stimmung im Tanzstudio für den Erfolg?

Unser Studio ist ein Zuhause für die Tänzerinnen und Tänzer, und es herrscht eine wirklich gemütliche Atmosphäre. Wenn eine Generalprobe stattfindet, treffen sich alle zwei oder drei Stunden vorher und tanzen. Ich versuche, sie alle individuell zu verstehen und zu unterstützen. Unsere Tänzer konkurrieren nicht miteinander. Sie wissen: Wenn wir zusammenhalten, können wir alles erreichen.

Zu den Nachwuchsgruppen, die bei Pluslimit trainieren, gehören sowohl weibliche als auch männliche Tanzgruppen. Eine der männlichen Gruppen nennt sich „Colibri“. Auch mit ihnen haben wir gesprochen.

Was macht für euch Q-Pop aus? Und warum habt ihr euch entschieden, gerade hier zu tanzen?

Q-Pop ist eine Subkultur: kasachische Mentalität und Lieder in kasachischer Sprache mit Hip-Hop-Tänzen. Derzeit ist Q-Pop die häufigste Tanzrichtung in Kasachstan. Wir hatten großes Glück, in dieses Studio zu kommen, hier herrscht eine sehr freundliche Atmosphäre. Wir sind wie eine Familie. Wenn jemand bereit ist, einen Tanz zu zeigen, kommt das ganze Studio zusammen und bewertet das. Auch Anfänger spüren diese Atmosphäre und geben ihr Bestes. Hier werden die Leute auf Wunsch sofort zu passenden Teams zusammengestellt. Im Moment sind wir zu acht.

Welche Entwicklung erfährt Q-Pop jetzt und wie reagiert die Gesellschaft auf diese Art von Kunst?

Es ist derzeit der beliebteste Tanzstil in Kasachstan. Das Land steht nie still, und auch wir versuchen, etwas Neues zu bringen. Wir drücken uns über unsere Kleidung aus (unkonventionell, etwa eng anliegende Hosen, Anm. der Red.). Trotzdem blickt auch die ältere Generation auf uns mit einer gewissen Sympathie. In den Familien blickt man entspannt auf die Hobbies der jüngeren Generation. Und schauen wir uns doch mal „Ninety One“ an: Ganz Korea ist begeistert von ihnen. Natürlich ist da auch Kasachstan stolz drauf, dass dank solcher Leute die halbe Welt über unser Land Bescheid weiß.

Erzählt mal von euren Auftritten bei landesweiten Wettbewerben, wohin verschlägt es euch so?

Leben ist Bewegung. Wir sitzen nie still, treten regelmäßig bei nationalen oder städtischen Wettbewerben auf. Auch bei Konzerten, Festivals und Veranstaltungen. Das reicht bis hin zu so großen Events wie den Qazaq Music Awards (QMA), Baladauysy, Zhyl-Tandauy, oder Show Time.

Was denkt ihr über die anderen einheimischen Künstler, die vor ein paar Jahren mit dem Tanzen begonnen haben? Nehmen wir mal die berühmten Q-Pop-Künstler von Ninety One und Ziruza…

Auch Pop-Sänger wie Ali Okapov sorgen dafür, dass mehr als eine Million Fans das Tanzbein schwingen, und das ist cool. Dadurch teilen immer mehr Menschen die Liebe zum Tanzen und geben dieses Gefühl an andere weiter. Wir freuen uns sehr über den Erfolg und die Popularität unserer Landsleute und nehmen sie uns zum Beispiel. Aber jeder von uns ist einzigartig und hat seine eigenen Eigenschaften. Wer in unserem Tanzstudio mitmacht, hat zum Beispiel seinen eigenen Unterschriftengruß.

Was ratet ihr jemandem, der auch anfangen möchte zu tanzen oder in der Hinsicht seinem Leben einen neuen Kick geben will?

Keine Angst haben, und nicht aufgeben! In Kasachstan gilt es als absoluter Erfolg und bringt Ansehen, wenn man sein eigenes Ding macht und dem Leben etwas abgewinnt. Das liegt auch in der kasachischen Mentalität: freundlich und mitfühlend zu sein, Bräuche und Traditionen zu respektieren und gastfreundlich zu sein.

Die Fragen stellte Ayazhan Altynbekova.
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