Die Ratingagentur Fitch hat zum Jahreswechsel ihre Bonitätsbeurteilung für Kasachstan und sieben kasachische Kreditinstitute nach oben korrigiert. Als Gründe wurden der intakte Ölboom, politische Stabilität und damit die soliden kasachischen Staatsfinanzen genannt.

Die internationale Ratingagentur Fitch mit Sitz in den Finanzmetropolen London und New York bewertet die Bonität Kasachstans höher und das Ausfallrisiko des zentral-asiatischen Schuldners geringer. Für in Auslandswährung begebene Staatspapiere wird Kasachstan nun mit einer Ausfallwahrscheinlichkeit von BBB bewertet (zuvor BBB Minus). Für in eigener Währung begebene Kasachstan-Bonds wurde das Rating auf BBB Plus gesetzt (zuvor BBB). Die höchstmögliche Bewertung wäre AAA. Deutschland oder das ölreiche Norwegen werden beispielsweise mit AAA bewertet. Dann folgen die Stufen AA, A, BBB, BB und so weiter bis D. Feinabstufungen und Ausblicke werden auf der Ratingskala mit einem Plus oder Minus angedeutet. Ein Rating im A-Bereich steht für Kasachstan, das schon jetzt zum Nationenkreis der soliden Schuldner gehört, in Aussicht. Damit könnte die zentralasiatische Republik mit Ländern wie Griechenland, Tschechien, den baltischen Staaten, Südkorea oder dem Ölstaat Saudi-Arabien, die alle ein A-Rating besitzen, gleichziehen.

Gute Perspektiven für Kasachstan

Der Research-Report von Fitch begründet die Heraufstufung mit „stabilen makroökonomischen Perspektiven, Erfolgen bei Strukturreformen, wirksamer Bewältigung vergangener Angebots- und Nachfrageschocks, fortschreitender Erschließung der Öl- und Gasvorkommen und somit einem soliden Staatshaushalt.” Die Aufwertung erfolgte nicht zufällig zum Jahreswechsel. Seit der Präsidentenwahl vom Dezember bleiben die politische Situation und damit auch die Staatsfinanzen, stabil, so Fitch. Da Nasarbajew jung und in guter Verfassung sei, sieht Fitch die ungeklärte Frage, wer in Zukunft in Astana regieren könnte, nur als sehr langfristiges Risiko an. „Die Zukunftsperspektiven sind glänzend. Der Öl- und Gassektor entwickelt sich rapide. Für das Jahr 2020 werden Fördervolumina von dreieinhalb bis vier Millionen Barrel pro Tag erwartet, die Kasachstan unter die zehn führenden Ölexporteure weltweit bringen werden”, so der Direktor der Fitch-Länderanalyse Sharon Raj. Von der verbesserten Bonitätseinschätzung des kasachischen Staates haben auch sieben inländische Banken profitiert. Im Einzelnen sind dies die Development Bank of Kazakhstan (KDB), die Kazkommertsbank (KKB), die Bank Turan Alem (BTA), Halyk Bank, ATF Bank, Alliance Bank und die Bank Center Credit (BCC). Das Rating der sieben Kreditinstitute wurde von Fitch ebenso nach oben korrigiert. Dies laut Fitch auf Grund der erhöhten Fähigkeit der kasachischen Behörden, notfalls Banken zu stützen, sowie der günstigen makroökonomischen Perspektiven des Landes. So profitieren von dem positiven Wirtschaftsausblick auch kasachische Großbanken und letztendlich ihre Kunden – falls die Banken die günstigeren Refinanzierungskonditionen, die aus ihrem besseren Risikoprofil resultieren, an ihre Kreditkunden weiterreichen.

In den kommenden Wochen wird es interessant sein zu beobachten, ob die beiden anderen internationalen Ratingagenturen Standard & Poor’s und Moody’s Investors Service nachziehen. Im Gros stimmen die drei international anerkannten Ratinganbieter in ihren Länderbewertungen für solide Volkswirtschaften überein.

Oftmals folgt kurz nach einer Herauf- oder Herabstufung durch eine Agentur eine Änderung bei den anderen. In Bezug auf die Bonitätsbewertung Kasachstans zeigte sich dieses Phänomen in der Vergangenheit ebenso. Im Falle der jüngsten Besser-Bewertung durch Fitch ist dies von Bedeutung, denn am internationalen Kapitalmarkt wird ein Rating von Investoren erst akzeptiert, wenn es von mindestens zwei der drei großen Agenturen bestätigt ist.

Von Gunter Deuber

20/01/06

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