Ungewöhnliches Gipfeltreffen: Der amtierende Präsident Kirgistans Sadyr Schaparow hat am Wochenende alle fünf ehemaligen Staatsoberhäupter seines Landes zu einer Zusammenkunft eingeladen. Ziel der Aktion, wie Schaparow in den sozialen Medien verlauten ließ: eine Aussöhnung innerhalb der kirgisischen Gesellschaft und die Schaffung nationaler Einheit.

Der Amtsinhaber scheute in seinem Statement zu dem Treffen nicht vor überbordendem Pathos und einer gehörigen Portion Nationalromantik zurück. In der Verlautbarung beklagt Schaparow den Zustand des „alten Volkes der Kirgisen, welche einst große Reiche in Eurasien aufgebaut“ hätten, und illustriert dies mit einer Landkarte des kirgisischen Khaganates im 9. Jahrhundert, welches sich über weite Teile Zentralasiens erstreckte. Der Grund für den Abfall von alter Größe sieht er in der Uneinigkeit der heutigen Kirgisen, welche sich in Partikularinteressen verrannt hätten. So sei man heute zu sehr darauf versteift, einem (Ex-)Präsidenten zu folgen oder sich einer Region Kirgistans zugehörig zu fühlen. Dieser Zersplitterung der Gesellschaft soll durch eine Demonstration der Einigkeit der Führungspersönlichkeiten des Landes seit der Unabhängigkeit entgegengewirkt werden.

Das Treffen habe auf „neutralem Boden“ stattgefunden, hieß es weiter. Bedeutet: nicht in Kirgisistan. Medienberichten zufolge soll es sich bei dem Schauplatz um Dubai gehandelt haben. Dafür spricht auch, dass Ex-Präsident Almasbek Atambajew bei seiner Reise von Kirgisistan nach Spanien einen Zwischenstopp in der VAE-Metropole einlegen wollte, wie Mitte vergangener Woche nach seiner überraschenden Haftentlassung bekannt wurde.

Atambajew widerspricht Schaparow

Über den Ablauf des Treffens gibt es durchaus unterschiedliche Angaben. So sprach Präsident Schaparow davon, dass die anwesenden Politiker ihre Unzulänglichkeiten eingeräumt und sich „gegenseitig vergeben“ hätten. Atambajew hingegen erklärte in einem eigenen Statement, er habe dem Treffen zugesagt, ohne zu wissen, dass auch andere Ex-Staatsoberhäupter anwesend sein würden. Er äußerte zudem in Bezug auf Bakijew den Standpunkt, dass es zunächst an den Angehörigen der Opfer des Aufstandes von 2010 sei, die damaligen Taten zu vergeben, und dass die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden müssten. Friede und Einigkeit im Land und die Rückkehr der Bakijews seien zwei sehr unterschiedliche Dinge.

Die Differenzen gingen nach den Worten Atambajews so weit, dass dieser das Treffen letztlich ohne Verabschiedung verlassen habe. Was genau der Auslöser für den Eklat war, wollte Atambajew zunächst nicht mitteilen. Darüber werde er in Zukunft sprechen, wenn es dafür Bedarf gebe, so der Ex-Staatsmann.

DAZ

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