Beim einwöchigen Treffen der Leiterinnen der Goethe-Sprachlernzentren in Almaty standen marktwirtschaftliche Aspekte im Vordergrund. Drei Mitarbeiter der Industrie- und Handelskammer gaben den Seminarteilnehmern Tipps und Anregungen für ihre Arbeit und nannten Voraussetzungen für eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Zentralasien.

Drei Vertreter der deutschen Industrie- und Handelskammer waren am 6. Juli zu Gast im Goethe-Institut in Almaty. Sie wurden eingeladen, um mit den Leiterinnen der Sprachlernzentren (SLZs) neue Ideen für die Zukunft der Institute zu entwickeln. Sprachlernzentren sind Einrichtungen des Goethe-Instituts, die Deutschkurse anbieten und werden von der deutschen Kultur- und Sprachinstitution gefördert. Mittlerweile gibt es fünf von ihnen in Kasachstan und eins in Kirgisistan. Die Leiterinnen aus den verschiedenen Städten treffen sich zweimal im Jahr, um den Fortschritt ihrer Arbeit zu vergleichen. „Überdies ging es bei dieser Zusammenkunft darum, den Leiterinnen zu vermitteln, worauf es bei einer eigenständigen Einrichtung ankommt“, erklärt die Leiterin der Sprachabteilung des Goethe-Instituts Almaty, Alix Landgrebe.

Unterstützung geht zurück

Derzeit werden die SLZs noch vom Goethe-Institut finanziell unterstützt. Die Höhe der Subventionen variiert jährlich, „in diesem Jahr wird es wahrscheinlich sogar mehr sein als gewöhnlich“, glaubt Alix Landgrebe. In den nächsten Jahren will das Institut die Fördergelder schrittweise verringern. Bis die Zahlungen eingestellt werden, dauert es noch drei bis vier Jahre, so Landgrebe. Mitarbeiter der deutschen Industrie- und Handelskammer waren zu Gast, um einige neue Perspektiven für die SLZs aufzuzeigen. „Ich würde empfehlen, die Wirtschaft in den Mittelpunkt der Arbeit der Sprachlernzentren zu stellen“, sagte Klaus H. Hieckmann, Präsident der Industrie und Handelskammer in Magdeburg. „Die gigantische Entwicklung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Kasachstan und Deutschland“ unterstrich der Präsident mehrfach. Mittlerweile hätten sich bis zu 46.000 Klein- und Mittelbetriebe (KMU) in Kasachstan angesiedelt. Die Aufgabe der SLZs besteht nun darin, Vermittlerarbeit zu übernehmen. „An der Zusammenarbeit mit der IHK ist das Wichtigste, Kontakte zur deutschen Wirtschaft aufzubauen“, erklärt Landgrebe die Idee, die Deutschen zum Seminar nach Almaty einzuladen. „Durch diesen Kontakt könnte die Angebotspalette der Zentren erweitert werden, indem zusätzlich Dienstleistungen, zum Beispiel Dolmetschen oder die Betreuung von deutschen Delegationen, angeboten werden“, meint Alix Landgrebe. Mit Hilfe dieser Maßnahmen soll sich die finanzielle Lage der Sprachlernzentren verbessern. Über eines sind sich aber alle einig: Preissteigerungen der Kurse um circa 30 bis 40 Prozent werden sich nicht vermeiden lassen. „Werden die Kursgebühren nicht erhöht, dann können wir die gute Qualität der Goethe-Deutschkurse nicht halten“, erklärt Alix Landgrebe. Dann ließen sich beispielsweise Lehrerfortbildungen nicht mehr finanzieren.

Was sich ändern wird

Das Treffen der Leiterinnnen und der Besuch der Vertreter der IHK zeige, worauf die Insitutionen bei einer Erweiterung ihres Angebots achten sollten. Ferner sei eine Zusammenarbeit zwischen den SLZs und den Industrie- und Handelskammern in Deutschland möglich. „Man kann auch von einer Umorientierung sprechen, die der finanziellen Abkopplung vom Goethe-Institut dient“, erklärt Alix Landgrebe die Strategie für die Zukunft der Sprachlernzentren. Noch werden aus den Goethe-Fördermitteln rund 50 Prozent der Gehälter gezahlt. Lehrmaterialien und Bücher sind ebenso subventioniert. „Ziel ist es jetzt, dass die SLZs auf eigenen Beinen stehen und das Goethe-Institut letztlich eine beratende Funktion einnimmt“, schildert Solveig Bartusch, Projektberaterin für Minderheiten und Jugendaustausch beim Goethe-Institut. Sie und Alix Landgrebe arbeiten gemeinsam in der Spracharbeit. Bei der einwöchigen Zusammenkunft der SLZ-Leiterinnen wurden außerdem verschiedene Vorträge gehalten, die dem Imageaufbau der Institutionen dienen sollen. Bei den Präsentationen lernten die Teilnehmerinnen unter anderem, eine Homepage zu gestalten, diverse Werbestile zu verwenden und Marketing gezielt einzusetzen.

Die Treffen dienen dazu, „Nützliches und die Erfahrung zwischen den Städten auszutauschen“, erklärt eine der Leiterinnen, Oxana Dmitrijewa. Sie ist ausgebildete Deutschlehrerin und seit 2000 Leiterin des SLZs in Kostanaj. Insgesamt verfügt das Institut in Kostanaj über zehn Lehrkräfte, diese arbeiten nebenberuflich im Sprachlernzentrum und sind zumeist Dozenten von der Universität. Verschiedene Kunden besuchen die Sprachkurse im Norden von Kasachstan. Darunter Studenten, Deutschstämmige und Leute, die die Sprachprüfung ablegen wollen. Studenten machen 70 bis 80 Prozent des Lehrbetriebs aus. „In erster Linie sind diese an einem Stipendium in Deutschland interessiert und lernen deswegen, zumeist in Ergänzung zur englischen Sprache, Deutsch“, schildert Oxana Dmitrijewa. Der Anteil der deutschsprachigen Minderheit ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Die Spätaussiedler besuchen zumeist die Kurse, um im Anschluss einen Sprachtest machen zu können. Dieser ist seit 2005 Voraussetzung für die Übersiedlung nach Deutschland. Der Sprachtest findet zweimal im Jahr statt. Die meisten, die den dreimonatigen Kurs zuvor besucht haben, „bestehen den Test auch“, so Alix Landgrebe. Die Gründung der Sprachlernzentren, so die Selbstreflexion des Goethe-Instituts, leiste einen entscheidenden Beitrag zur Integration der Spätaussiedler.

Die Zukunft

Die Kursangebote für Deutsch könnten um eine fachsprachliche Ausbildung erweitert werden, damit „die Wirtschaft gern auf Sprachkursabsolventen der SLZs zurückgreift“, erklärt der Hauptgeschäftsführer der IHK Magdeburg, Wolfgang März.

„Das Goethe-Institut wird in jedem Fall Vertragspartner bleiben und die Zusammenarbeit soll auf partnerschaftlicher Ebene weiterbestehen – auch wenn die SLZs selbstständig sind“, erklärt Solveig Bartusch. „Zusammenfassend würde ich das Seminar als erfolgreich ansehen, die Leiterinnen waren alle sehr zufrieden“, fasst Alix Landgrebe zusammen.

Von Jana Herfurth

14/07/06

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