Brennende Häuser und Autos, verwüstete Läden, zehn Tote und zahlreiche Verletzte: So lautet die Bilanz schwerer Ausschreitungen, die den Süden Kasachstans am Wochenende erschütterten.
In der Oblast Schambyl an der Grenze zu Kirgisistan kam es am Freitagabend zu einer Massenschlägerei. Laut kasachischen Medienberichten griffen dabei etwa 300 Personen aus umliegenden Dörfern Einwohner der Ortschaft Masantschi an. Zuvor sollen zahlreiche Aufrufe zur Gewalt in den sozialen Medien veröffentlicht worden sein. Bei den Auseinandersetzungen kamen neben Eisenstangen und Steinen auch Schusswaffen zum Einsatz. Etwa 30 Häuser, 15 Läden und 23 Fahrzeuge wurden beschädigt. Die Polizei nahm rund 50 Personen fest.
Laut dem kasachischen Innenministerium war der Auslöser für die Auseinandersetzungen ein Streit zwischen zwei Personengruppen am 5. Februar. Beide warfen sich demnach vor, dem jeweils anderen die Vorfahrt genommen zu haben. Am Freitagabend gegen 19 Uhr hätten sich dann zunächst 70 Personen in Masantschi zu einer Schlägerei getroffen und Bilder sowie Videos davon in den sozialen Medien geteilt, woraufhin der Mob weiter anschwoll, so Innenminister Jerlan Turghymbajew.
Kasachen sollen „Provokationen widerstehen“
Präsident Kassym-Schomart Tokajew verurteilte die Vorfälle am Samstag scharf und kündigte eine harte Bestrafung der Täter an. Das Nationale Sicherheitskomitee und der Generalstaatsanwalt wies Tokajew zudem an, „jene zur Verantwortung zu ziehen, die interethnischen Hass schüren, indem sie provokative Gerüchte und Desinformation verbreiten“.
Der stellvertretende kasachische Generalstaatsanwalt Bulat Dembajew rief die Kasachen am Montag dazu auf, „Provokationen zu widerstehen“. Die Verfassung des Landes verbiete „jegliche Handlungen, die geeignet sind, den interethnischen Zusammenhalt zu stören.“
Auch die Volksversammlung Kasachstans bezog Stellung zu den Gewaltausbrüchen vom Freitagabend. Der stellvertretende Vorsitzende Zhanseit Tujmebajew reiste am Samstag als Mitglied einer Regierungskommission nach Zhambyl und besuchte neben Masantschi auch die Orte Aukhatty und Sortobe, wo es ebenfalls zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen war. Er traf Angehörige von Opfern und sprach ihnen ihr Beileid aus. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die interethnische Einheit und der gesellschaftliche Zusammenhalt die größten Errungenschaften unseres Staates sind“, sagte er. (cstr.)