Im Oktober 2023 ist Samarkand (Usbekistan) Austragungsort der 14. Konferenz der Vertragsstaaten des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten (CMS COP14). Diese Chance möchten Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan nutzen, die grenzüberschreitende Naturschutz-Zusammenarbeit im Dreiländereck Ustjurt zu vertiefen. Einen Auftakt machte dazu ein dreitägiger Erfahrungsaustausch in Nukus.
Das Ustjurt-Plateau im Dreiländereck zwischen Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan wurde von der Central Asian Mammals Initiative (CAMI) des UN-Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (Bonner Konvention, CMS, 1979) als grenzüberschreitender Hotspot ausgewiesen. Die Region ist von zentraler Bedeutung für die Erhaltung grenzüberschreitender Herden global bedrohter Huftiere – des Urial (Ovis vignei arkal), des Asiatischen Wildesels (Equus hemionus kulan) und der Kropfgazelle (Gazella subgutturosa). Die von Kasachstan und Turkmenistan entlang der Grenze errichteten Drahtzäune haben erhebliche Auswirkungen auf diese Huftiere und verhindern ihre natürlichen Wanderungen und Bewegungen.
Vor diesem Hintergrund kamen im Mai in Nukus (Usbekistan) etwa 25 Vertreter der drei angrenzenden Schutzgebiete Ustjurt (Kasachstan), Gaplangyr (Turkmenistan) und Süd-Ustjurt (Usbekistan) sowie der politischen Partnerinstitutionen der drei Länder zu einem Erfahrungsaustausch zusammen.
Grenzüberschreitendes Schutzgebiet erörtert
Im Rahmen des Treffens wurden Monitoring-Ergebnisse mit Hilfe von Kamerafallen sowie Sichtungen während verschiedener Expeditionen auf kasachischer und usbekischer Seite der Grenzzäune präsentiert. Die Ergebnisse zeigen, dass der Grenzzaun eine erhebliche Barriere für Huftiere darstellt. Infolge der Zäune werden die Gazellen- und Urialpopulationen fragmentiert und ihre saisonalen Wanderrouten beeinträchtigt. Darüber erhöhen die Drahtzäune auch die Sterblichkeit in der Gazellenpopulation. Es wurden wiederholt Fälle von toten und schwer verletzten Gazellen an den Zäunen gemeldet.
Darauf aufbauend diskutierten die Teilnehmer Empfehlungen zur Anpassung der Grenzzäune, um die grenzüberschreitende Migration von Huftieren gemäß den Anforderungen der Bonner Konvention zu ermöglichen. Ebenso wurde die Möglichkeit der Einrichtung eines grenzüberschreitenden Schutzgebietes zwischen den drei Ländern erörtert.
Teil des Austausches war eine zweitägige Expedition, die über das Ustjurt-Plateau und das Ramsar-Schutzgebiet „Sudochy-Apteki“ zum Ufer des Aralsees führte. So hatten die zentralasiatischen Partner die Möglichkeit, bestehende Naturschutzmaßnahmen vor Ort kennen zu lernen und mit lokalen Akteuren ins Gespräch zu kommen. Die Exkursion bot einen tollen Rahmen, die Teilnehmer des Treffens zusammenzuführen und Vertrauen zu schaffen für zukünftige Zusammenarbeit.
Unterstützung für Schutzaktivitäten vom Bund
Die Ergebnisse des Austausches und Empfehlungen für nächste Schritte flossen in die „Nukus-Reflexionen“ ein. Hier unterstrichen die Teilnehmer ihren Willen, ein gemeinsames Memorandum of Understanding (MoU) zwischen den drei Ländern zur Verbesserung der Konnektivität und Zusammenarbeit der angrenzenden Schutzgebiete zu entwickeln. Ziel ist eine Unterzeichnung während der CMS COP14 im Oktober in Samarkand. Im Rahmen eines CAMI Workshops Ende Juni auf der Insel Vilm soll das MoU weiter vorbereitet werden.
Die Aktivitäten werden unterstützt im Rahmen des Regionalprojekts „Ökologisch ausgerichtete Regionalentwicklung in der Aralsee-Region“, gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und umgesetzt von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Michael Succow Stiftung.