Am 7. Juli kündigte US-Präsident Donald Trump überraschend neue Zölle auf Importe aus mehreren Ländern an – darunter auch Kasachstan. Die Maßnahme, die als Teil seiner breit angelegten Strategie zur Stärkung der US-Wirtschaft vorgestellt wurde, sieht einen Zollsatz von 25 Prozent auf kasachstanische Waren vor. In Kraft treten sollen die neuen Bestimmungen bereits am 1. August. Für Kasachstan, dessen wichtigste Exportgüter in die USA Erdöl, Uran, Ferrolegierungen und Silber sind, stellt dieser Schritt eine ernsthafte Belastung dar.

Trump begründete diese Entscheidung mit dem Ziel, „die Vereinigten Staaten vor unfairem Handel zu schützen“ und bezeichnete die wirtschaftlichen Beziehungen seines Landes zu Kasachstan als „nicht reziprok“. In einem Schreiben an Präsident Kassym-Schomart Tokajew warf er der kasachischen Seite vor, einseitig vom Handel mit den USA zu profitieren, ohne im Gegenzug faire Marktbedingungen für amerikanische Unternehmen zu schaffen. Gleichzeitig bot Trump der Regierung in Astana allerdings auch einen Ausweg an: Unternehmen, die Produktionsstätten in den USA errichten oder amerikanische Partner in ihre Wertschöpfungsketten einbinden, könnten von der Zollpflicht ausgenommen werden. Trump betonte, dass solche Investitionen „schnell genehmigt“ und „nach amerikanischen Interessen priorisiert“ würden.

Zölle seien verhandelbar

Auf seiner Plattform Truth Social erklärte Trump zudem, dass die angekündigten Zölle „verhandelbar“ seien. Die Voraussetzung dafür sei jedoch, dass Kasachstan seine Bereitschaft zu neuen Abkommen signalisiere, die den Interessen der USA stärker als bisher Rechnung tragen. Im Falle von Vergeltungsmaßnahmen warnte er hingegen vor einer weiteren Erhöhung der jetzt verkündeten Zollsätze. Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Verlautbarungen ließen nicht lange auf sich warten. Bereits am Tag nach der Ankündigung rutschten die internationalen Aktienmärkte spürbar ab, der Dow Jones verlor über 600 Punkte.

Für die kasachstanische Exportwirtschaft kommt der Schlag zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Im vergangenen Jahr exportierte das zentralasiatische Land Waren im Wert von knapp zwei Milliarden US-Dollar in die Vereinigten Staaten, was einem Anteil von rund 2,4 Prozent am Gesamtexportvolumen entsprach. Auch wenn dieser Anteil vergleichsweise gering ist, trifft die Maßnahme besonders exportabhängige Sektoren wie den Metall- und Rohstoffbereich. Dort befürchtet man nun einen Rückgang der Nachfrage in den USA sowie den Verlust strategischer Geschäftspartner.

Für Kasachstan stellt sich nun die Frage nach einer Neuausrichtung seiner Wirtschaftspolitik. Experten sehen mehrere mögliche Reaktionen: Zum einen könnte die Regierung versuchen, durch Verhandlungen mit Washington einen Abbau der neuen Zollschranken zu erreichen. Denkbar wären auch verstärkte Investitionen kasachstanischer Firmen in den USA, um so den Importzöllen auszuweichen. Zum anderen könnte das Land seine Exportmärkte noch stärker diversifizieren – etwa durch vermehrte Ausfuhren nach Asien oder in die Europäische Union. Eine weitere Option bestünde im Ausbau der heimischen Verarbeitung, etwa durch das Verarbeiten von Rohstoffen im Inland, um so die Abhängigkeit von Rohstoffexporten zu verringern.

Langfristig könnte der amerikanische Druck sogar zu einer geopolitischen Verschiebung führen. Kasachstan, das bislang versuchte, eine ausgewogene Position zwischen Ost und West zu wahren, könnte sich infolge wachsender Handelsbarrieren enger an alternative Wirtschaftsräume wie die BRICS-Staaten oder die Eurasische Wirtschaftsunion binden. Diese Entwicklung birgt jedoch neue politische Spannungen, sowohl mit westlichen Partnern als auch im regionalen Wettbewerb.

Die Einführung der US-Zölle markiert damit nicht nur eine handelspolitische Auseinandersetzung, sondern einen Wendepunkt für Kasachstans wirtschaftliche und außenpolitische Ausrichtung. Kurzfristig drohen Verluste und Unsicherheit – langfristig aber könnte die Situation auch als Katalysator für Reformen, neue Allianzen und ein robusteres wirtschaftliches Selbstverständnis dienen.

DAZ

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