In Almaty gibt es hochmoderne Einkaufszentren, quirlige Märkte und eine Vielzahl von Händlern, die ihre Waren auf der Straße verkaufen. Wir haben uns mit drei von ihnen unterhalten: Valeri Batalow verkauft seine Bilder in einem Park, die 75-jährige Gulbarschin bietet selbst gemachte Milchspezialitäten an und der Sammler Viktor macht einen Teil seiner Anstecknadeln zu Geld.

Schon seit 40 Jahren malt Valeri Batalow Bilder, Sie zeigen Gesichter wie das der bekannten kasachischen Schauspielerin Linda Nigmatulina oder von asiatischen Schönheiten. Am liebsten aber malt Batalow kasachische Landschaften. Einen goldenen Sonnenuntergang an einem See und das verschneite Alatau-Gebirge will er heute in der berühmten Fußgängerzone „Arbat“ im Zentrum von Almaty, der ehemaligen Hauptstadt von Kasachstan, verkaufen.

Valeri hat mehr gesehen als die Berge und Steppen seiner Heimat. Vor sechs Jahren zog es ihn 5.000 Kilometer weiter in den Westen, an den Bodensee: Er saß in den Fußgängerzonen von Meersburg und Konstanz und porträtierte dort die Menschen. „Da waren viele Touristen, und ich hatte viel zu tun“, sagt Valeri Batalow und fügt an: „Am Tag konnte ich zwischen 100 und 300 Euro verdienen.“

Am Bodensee hat er Menschen aus der ganzen Welt gemalt: Europäer, Asiaten und Afrikaner. Für ihn macht das keinen Unterschied. Wie viel Zeit er für ein Porträt braucht, hängt von der Person ab, die er malt, erzählt er. „Wenn ich ein charaktervolles Gesicht male, bin ich so in die Arbeit versunken, dass das Bild schnell fertig wird.“ An langweiligen Gesichtern sitzt er länger.
An die Zeit in Deutschland erinnert sich der Maler gerne: „ Dort habe ich viele gute Leute kennengelernt, die Deutschen können gut leben und ihr Land ist hochentwickelt. Unser Land kann viel von Deutschland lernen.“ Batalow war acht Mal in Deutschland, jeweils für drei Monate. Nicht nur zum Arbeiten, sondern auch um seine Tochter Ludmila zu besuchen, die seit 16 Jahren in Süddeutschland lebt. Die Tochter, die Mann und drei Kinder hat, ist Modedesignerin, hat also das künstlerische Talent ihres Vaters geerbt.

Valeri Batalow steht nicht alleine auf dem „Arbat“. Auch andere Künstler bieten ihre Arbeiten dort an, es ist eine Galerie unter freiem Himmel. Valeri hat keinen festen Arbeitsplan: Manchmal malt er ein Bild pro Monat, manchmal mehrere in der Woche. „Mein Rekord waren sechs Bilder am Tag“, sagt der Maler, der etwas müde wirkt. Er geht nicht jeden Tag zum „Arbat“, um seine Bilder zu verkaufen: „Manchmal stehe ich einmal in der Woche da, dann wieder nur einmal im Monat.“ Über die Höhe seines Einkommens verrät er nur so viel: „Es reicht zum Leben.“

In Deutschland hat der Maler zwar mehr Geld verdient, aber immer dort leben will er nicht. Um das zu verdeutlichen, zitiert er ein altes Sprichwort: „Gast zu sein ist gut, aber zu Hause ist es am besten.“

Diese Serie entstand im Rahmen der Zentralasiatischen Medienwerkstatt (ZAM) im August in Almaty.

Von Tatjana Buchtarowa, Merei Rachmuchan und Kathrin Schnurrer

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