Die Assoziation für die Konservation von Biodiversität in Kasachstan (ACBK) wurde 2004 gegründet. Sie setzt sich für den Schutz wichtiger Vogelgebiete, aber auch gefährdeter Tierarten wie Steppenkiebitz oder Saiga-Antilope ein.
/Bild: ACBK. ‚Vogelbeobachtung ist nicht nur meditativer Zeitvertreib für Naturromantiker.’/
Als Transitland für zwei der wichtigsten Vogelzugrouten und als Heimat von über 500 Vogelarten, von denen 32 zu den meist bedrohten weltweit gehören, könnte man Kasachstan als echtes „Vogelland“ bezeichnen. Dennoch zählt das 2.700.000 Quadratkilometer große Land gerade 20 Ornithologen. „Das würde bedeuten, dass wenn man ein ordentliches Monitoring durchführen wollte, jeder Ornithologe eine Fläche so groß wie Serbien beobachten müsste“, erklärt Edith Mayer von der Assoziation für die Konservation von Biodiversität in Kasachstan (ACBK).
Die Österreicherin wurde mit dem Ziel von der ACBK angestellt, diese Situation zu ändern.
2004 übernahm die ACBK die Organisation des Important Bird Areas Programms (IBA). Dieses weltweite Programm für den Schutz wichtiger Vogelgebiete wird von BirdLife International koordiniert. 2002 wurden die ersten Schritte für die Anwendung des Programms in Zentralasien unternommen, 2008 lag der erste Report vor. In Kasachstan wurden 121 Gebiete als wichtige Vogelgebiete ausgewiesen, insgesamt 5,5 Prozent des Landes. Der nächste Schritt wird die formale Anerkennung einiger Areale als Schutzgebiete sein. Zwei der IBAs wurden von der UNESCO bereits im Juli 2008 zu Natur-Welterbegebieten erklärt.
Stolz auf Studenten
Wie konnte das mit nur zwanzig professionellen Vogelbeobachtern erreicht werden? Edith Mayer: „Eine unserer wichtigsten Schwerpunkte lag in der Ausbildung. Da wir dringend Fachkräfte brauchten, haben wir nicht an Schulen angefangen, sondern direkt an Universitäten.“ Hier organisierte die ACBK Trainings und gründete Vogelbeobachtungsklubs, von denen es zurzeit bereits sieben gibt. „Auf diese Klubs bin ich besonders stolz. Denn keiner wollte mir glauben, dass man Studenten die Organisation dieser Klubs überlassen kann. Sie erweisen sich jedoch als sehr erfolgreich“, sagt sie. So organisieren die Klubs, die an verschiedenen Biologieuniversitäten angesiedelt sind, aber auch für Studenten anderer Fachrichtungen offen sind, die jährliche „Vogel-des-Jahres“-Kampagne, Vogelbeobachtungstage und Klubkonferenzen.
Im Dezember 2008 fand die erste landesweite Klubkonferenz statt. „Nach solchen Veranstaltungen merkt man sofort, dass das Interesse am Thema Vogelschutz zunimmt. Die Studenten sehen, dass ein ganzes Netzwerk hinter den Klubs steht, das ihnen einiges zu bieten hat – wie eventuell sogar Aussicht auf einen Job“, meint Mayer. Da ist zum Beispiel ihre Kollegin Schanna. Die ehemalige Klubleaderin aus Karaganda arbeitet mittlerweile als so genannter national counterpart eng mit Mayer zusammen. In zwei Jahren soll sie Mayers Arbeit übernehmen, was auch auf die counterparts in Usbekistan und Turkmenistan zutrifft.
Die ACBK bringt aber auch Studierende im Rahmen eines Praktikums in Projekte wie das Saiga-Schutz-Projekt oder das Projekt zum Schutz des Steppenkiebitzes. „Auf diese Weise sammeln sie viel Erfahrung. Ein Klubmitglied hat über uns sogar an einer internationalen Konferenz für Naturschutzbiologie in Cambridge teilgenommen“, erzählt Mayer. Das Gelernte bringen die Studenten wiederum beim Kontakt mit Bewohnern wichtiger Vogelschutzgebiete ein. „Hier versuchen die Vogelbeobachtungsclubs die Bevölkerung für den Schutz bedrohter Vogelarten und ihrer Biotope zu sensibilisieren.“
Noch in den Kinderschuhen
Entstanden ist die ACBK April 2004 aus der Zusammenarbeit fünf kasachischer Umweltorganisationen. Die britische Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) kurbelten die Kooperation an, weil sie Partner für die Inventarisierung der Vogelbestände brauchten. Zusammen bildeten die fünf Nichtregierungsorganisationen einen Verband, der demnächst selbst zu einer NGO wird. Damit darf die ACBK künftig auch eigene Mitglieder haben und Partner von BirdLife International werden.
Edith Mayer zeigt sich zufrieden: „Es ist toll zu sehen, wieviel sich in den letzten zwei Jahren getan hat.“ Es gibt natürlich auch noch einiges zu tun. „Wir wollen unsere Arbeit ausweiten, auch Leute aus anderen Altersgruppen bei unserer Arbeit mit einbeziehen“, erzählt die ausgebildete Biologin. Hier kommen auch wieder die Vogelbeobachtungsklubs ins Spiel. Mayer: „Sie werden von uns ausgestattet und darauf vorbereitet, in die Schulen zu gehen. Wir unterrichten sie im Naturschutz, und versuchen, Interesse am Thema Vogelschutz und den Klubs zu wecken.“ Aber auch geografisch will sich ACBK ausweiten. „Unsere Klubs befinden sich jetzt vor allem im Nordosten des Landes, weil wir hier direkte Verbindungen zu den Universitäten hatten. Momentan versuchen wir in Almaty einen Klub zu gründen, und auch in den anderen Regionen Kontakte zu Biologie-Fakultäten aufzubauen“, erläutert Mayer.
Obwohl schon viele Einheimische engagiert sind und mit dem Forst- und Jagdkomitee des kasachischen Landbauministeriums zusammengearbeitet wird, steht die ACBK noch nicht ganz auf kasachischen Beinen. Finanziell ist der Verband abhängig von internationalen Organisationen wie der RSPB und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF). „Finanzielle Unterstützung von kasachischen Geldgebern bekommen wir noch nicht. Dennoch nimmt das Interesse am Thema Umweltschutz zu, wird immer mehr getan,“ meint Mayer.
Ob Kasachstan sich mal in ein echtes „Vogelland“ verwandeln wird, muss sich noch erweisen. Der Anfang ist gemacht.
Von Marlies Ootes
24/04/09