DAZ veröffentlicht in dieser Ausgabe die Arbeit Nr. 7 von Olga Isliwanowa aus Zhezkazgan. Sie ist Teilnehmerin des Sprachwettbewerbs „Deutsch in meinem Heimatort“.

Ich heiße Olga Isliwanowa und studiere an der Universität Zhezkazgan. Deutsch ist mein zweites Fach. Ich bin keine Deutsche, aber die deutsche Sprache und die deutsche Kultur sind mir sehr nah. Erstens ist meine Mutter Deutschlehrerin. Sie war längere Zeit als Deutschlehrkraft an der Uni tätig. Zweitens haben wir viele Verwandte in Deutschland. Von Kindheit an habe ich die deutsche Sprache in der Familie gehört. Meine Mutter kennt viele deutsche Sprichwörter und findet sie sehr weise und belehrend. Es war für mich immer interessant zu wissen, was „typisch deutsch“ ist. Deshalb stellte ich den Vertretern der deutschen Minderheit in Zhezkazgan die Frage „Was ist für Sie typisch deutsch?“ Darunter waren Teilnehmer der Deutschkurse und der Kindersprachzirkel am deutschen Kulturzentrum „Wiedergeburt“. Einige Antworten möchte ich an dieser Stelle präsentieren.

Elena Stellwag (35): Ich bin eine Deutsche. Ich weiß, dass in alten Zeiten für jede deutsche Frau die Regel der drei „K“ galt. Das bedeutete: „Kinder, Küche, Kirche“. Für mich ist es auch heute noch typisch deutsch. Die Kinder und die Küche sind für mich sehr wichtig. Aber nur das letzte „K“ bedeutet für mich etwas Neues: Einen Kurs, der auch mit „K“ anfängt, einen Deutschkurs zu besuchen, weil das Lernen der Muttersprache meiner Großeltern und Eltern für mich sehr wichtig ist. Im Kurs kann ich nicht nur die deutsche Sprache erlernen, sondern auch die deutschen Sitten, Bräuche und die deutsche Kultur pflegen.

Wladislaw Kotscherga (20): Mein Vater ist Deutscher. Und ich kann heute mit Stolz sagen: Ich bin auch Deutscher. Für mich bedeutet „typisch deutsch“: Fleiß, Fürsorglichkeit, Vernünftigkeit, Pedanterie, Zielstrebigkeit. Alle diese Eigenschaften erkenne ich an meinem Vater.

A. Lebedew (36): Ich bin kein Deutscher, aber meine Frau ist eine Deutsche. Wir sind schon 12 Jahre verheiratet. Was für mich „typisch deutsch“ ist? Diese Frage ist wirklich interessant! Meine Frau ist eine liebevolle Mutter, aber sie kann auch streng mit den Kindern sein. Am Feierabend erwartet mich immer ein warmes Abendbrot. In der Wohnung herrscht immer Sauberkeit. Alle Sachen liegen nur da, wo sie liegen sollen. Ich weiß, dass viele deutsche Frauen in Deutschland für sich die Karriere wählen. Aber für meine Frau steht die Familie immer an erster Stelle. Vielleicht ist dies nur für Russlanddeutsche, die in Kasachstan leben, „typisch deutsch“? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß ganz genau, dass ich meine Frau sehr liebe.

Irina Weiß (23): Ich komme aus Kasachstan. Ich liebe das kasachische Volk und ich erinnere mich oft an meine Großeltern, die Deutsche waren. Ihr Leben war „typisch deutsch“: ein gemütliches Haus, eine große Familie, weiße gestärkte Tischdecken, die deutsche Sprache, die strenge Erziehung. Von den Großeltern habe ich gelernt, alles Begonnene auch zu Ende zu bringen, die Verwandten zu lieben und zu ehren und mit allen Schwierigkeiten fertig zu werden.

Julia Ehne (33): Für mich ist die Familie sehr wichtig, das ist für mich „typisch deutsch“. Ich erinnere mich an meine Ferien, die ich bei meinem Opa verbrachte. Morgens haben wir gekochte Eier und frische Brötchen gegessen und kalte Milch getrunken. Die Stiefmutter von meinem Vater musste sehr früh aufstehen, um Brötchen zu backen. Für meinen Vater ist es aber „typisch deutsch“, um 5 Uhr morgens aufzustehen und dann mit der Einkaufsliste ins Geschäft zu gehen.

Irina Wik (38): „Typisch deutsch“ ist die ideale Ordnung überall, schön gemachte Betten mit den Kissen in den weißen Kissenbezügen, die mit Umhängen bedeckt sind. Alle Sachen müssen ihren Platz haben. Was ich typisch deutsch für unsere Familie finde, ist die ideale Ordnung in allem: z.B. wenn man sagt, dass das Mittagessen um 14 Uhr ist, darf niemand verspätet zum Mittag kommen. Um 14.00 setzen sich alle an den Tisch. Die Speisen benannte man in unserer Familie immer mit dem deutschen Namen: Nudelsuppe, Gehacktes, Strudel, Riewelkucha… Heute bereite ich diese Speisen für meine Familie zu. Und wir feiern alle deutschen Feste. Zum Beispiel muss der Tannenbaum schon vor Silvester in der Wohnung stehen, weil in dieser Zeit das Christkind kommt.

Diana Schrein (10): Ich weiß noch nicht, was typisch deutsch ist. Ich habe meine Mutti gefragt: Was bedeutet „typisch deutsch“? Ist es typisch deutsch, in Deutschland zu leben? Meine Mutti sagt, dass auch in Kasachstan Deutsche leben und dass ich vor allem Deutsch lernen soll… Aber in der Schule möchten die Kinder kein Deutsch haben. Sie lernen Russisch, Kasachisch und Englisch. Vielleicht wissen sie gar nicht, dass das Deutschlernen viel Spaß macht? Ich lerne Deutsch im Sprachzirkel. Meine Mutti freut sich, wenn ich ihr „Guten Tag!“, „Danke“ und „Bitte“ sage. Ich kenne noch viele andere Wörter, aber sie passen nicht zum Thema. Tschüß!

Max Ehne (9): Ich weiß auch nicht, was typisch deutsch ist. Aber als wir das Osterfest im Sprachzirkel feierten, habe ich einen Kuchen mitgebracht. Meine Mutti hat ihn gebacken. Die Lehrerin war begeistert. Sie hat gesagt, dass dieser Kuchen typisch deutsch ist. Der Kuchen war wirklich sehr lecker. Meine Mutti nennt ihn „Riewelkucha“.

Ljusja Stellwag (60): Für mich stammt der Begriff „typisch deutsch“ aus meiner Kindheit: am Samstag musste das Haus gründlich aufgeräumt sein. Der Samstag war für die ganze Familie auch ein Badetag. Am Sonntagmittag hatte die Familie ein Familienessen. Alle Familienangehörigen saßen an einem Tisch. Die Mutter hatte immer viel gebacken: Brötchen, Riewelkucha. Und am Montag habe ich das Gebäck immer in die Schule mitgenommen. An diesem Tag haben meine Schulfreundinnen mit besonderer Ungeduld auf mich gewartet. Sie haben Muttis Gebäck immer sehr lecker gefunden.

Martschenko Lena, (29): „Typisch deutsch“ bedeutet für mich Pünktlichkeit und Pedantismus, Sauberkeit und Ordnung. Die Deutschen sind wohlwollend und lächeln immer. Sie sind auch sehr arbeitsam. Kant, Hegel und Marx waren große deutsche Philosophen. Außerdem lieben die Deutschen Musik. Sie können auf Bach, Beethoven, Händel stolz sein. Man hört ihre Werke und fühlt sie unwillkürlich mit dem Herzen. Die Deutschen haben ein Lieblingsgetränk – das Bier. Sie essen gern Kartoffeln und Würstchen. Und sie feiern auch gern Feste: Weihnachten, Neujahr, Nikolaustag, Ostern. Die alten Kulturtraditionen sind ihnen lieb und teuer, obwohl Industrie und Wirtschaft ständig modernisiert und weiterentwickelt werden.“

Olejnik Sascha, (17): „Wenn ich an Deutschland denke, denke ich an die Fußballweltmeisterschaft 2006. In Deutschland spielen ca. 7 Mio. Menschen Fußball, und der bekannteste Verein ist FC Bayern. München ist die Landeshauptstadt von Bayern. In München findet auch das alljährliche Oktoberfest statt. Dort werden Würstchen gegessen und Bier getrunken (ca. 110 Mio. Liter im Jahr in Deutschland!). In Bayern befinden sich die größten Autowerke BMW und AUDI. Auch werden Autos in Wolfsburg (VW) und Stuttgart (Mercedes-Benz) hergestellt. Die Hauptstadt Berlin ist eine der Weltmetropolen.
Dort wohnt meine Cousine.“

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