Im neuen Wirtschaftsausblick der Institution geht es um die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf Europa und Zentralasien (die ECA-Region). Die zentralasiatischen Länder kommen wirtschaftlich unterschiedlich gut weg.

Die Weltbank streicht den Wirtschaftsausblick für Zentralasien aufgrund des Ukraine-Kriegs deutlich zusammen. In ihrem Frühjahrs-Update prognostiziert die Institution für die Länder der Region ein BIP-Wachstum von 2 Prozent im laufenden Jahr. Das sind 2,3 Prozent weniger als bei der letzten Prognose im Januar. Die Studie, die am Sonntag unter dem Titel „Krieg in der Region“ veröffentlicht wurde, bezieht 50 Länder im Großraum Europa und Zentralasien (ECA) ein. Unter den zentralasiatischen Ländern werden Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan genauer unter die Lupe genommen. Für Kirgisistan und Tadschikistan erwarten die Autoren sogar eine Schrumpfung des BIP.

Als Kernrisiken für die ECA-Region identifizieren die Autoren eine Intensivierung des Ukraine-Kriegs, finanzielle Schockwellen, andauernde politische Unsicherheit und eine Fragmentierung von Handel und Investitionen. Besonders dramatisch fällt die Wachstumsprognose für die Kriegsparteien Ukraine und Russland aus. Im Falle der Ukraine wird ein BIP-Einbruch von über 45 Prozent erwartet, wobei „das Ausmaß der Schrumpfung von der Dauer und Intensität des Krieges“ abhänge.

Kasachstan: Hoher russischer Importanteil

Für Kasachstan erwartet die Weltbank in diesem Jahr ein Wachstum von 1,5 Prozent, nachdem es im Vorjahr einen Aufschwung um 4 Prozent gegeben hatte. Als negativ hervorgehoben wird hier insbesondere der hohe Anteil Russlands (40 Prozent) an Kasachstans Gesamtimporten. „Die Folgen des wirtschaftlichen Zusammenbruchs in Russland stören die Lieferketten Kasachstans und untergraben die Perspektiven seines Wirtschaftswachstums“, heißt es.

Und weiter: „Handelsunterbrechungen, ein schlechteres Geschäftsklima und eine erhöhte Währungsvolatilität werden das Wachstum ebenfalls verringern.“ Ein weiteres Problem: Die Schließung von Kasachstans größter Öl-Pipeline, über die 80 Prozent der kasachischen Ölexporte laufen. Bis zum Ende der Reparaturarbeiten wird mit einer Senkung der jährlichen Exportrate um 5 bis 6 Prozent gerechnet.

Kirgisistan und Tadschikistan besonders betroffen

Besonders belastend sind die Auswirkungen des Krieges für Kirgisistan. Im Abschnitt zu Kasachstans kleinem Nachbarn heißt es, dass die Wirtschaft 2022 um 5 Prozent nachgeben dürfte. Das ist erheblich, wenn man bedenkt, dass im Vorjahr trotz aller politischer Unsicherheiten noch eine Erholung von den Corona-Tiefs zu beobachten war. Hervorgehoben wird auch die zu erwartende hohe Inflationsrate von über 15 Prozent. Diese werde „weiteren signifikanten Druck auf die Fiskal- und Schuldenpolitik ausüben und mehr Menschen in die Armut stürzen“.

Die tadschikische Wirtschaft soll nach Einschätzung der Weltbank 2022 um 2 Prozent schrumpfen. Hier weisen die Autoren der Studie insbesondere auf den Rückgang der Rücksendungen von Arbeitsmigranten in Russland hin, der einen wesentlichen Beitrag zum tadschikischen Bruttoinlandsprodukt leistet. Laut der Studie dürfte hier ein Rückgang um 40 Prozent zu beobachten sein. Auch höhere Preise für Lebensmittel und Energie stellen ein Problem dar. So hat erst kürzlich die tadschikische Staatsführung ihre Bürger dazu aufgerufen, sich mit Lebensmittelvorräten für zwei Jahre auszustatten.

Usbekistan mit größtem Wachstumspotenzial

Das gleiche Problem wie Tadschikistan hat auch Usbekistan. Hier wird gar eine Halbierung der Rücksendungen in die Heimat erwartet. Allerdings ist das bevölkerungsreichste Land Zentralasiens auch weniger stark hiervon abhängig als Tadschikistan. Mit 3,6 Prozent Wachstum hat Usbekistan in der Weltbank-Publikation immer noch die beste Prognose aller Länder der Region. Allerdings ist anzumerken, dass das Wachstum im Vorjahr mit 7,4 Prozent noch etwa doppelt so hoch war. Positiv für Usbekistan: Der Anstieg der Preise für Rohstoffe, von denen Usbekistan beispielsweise Gold, Kupfer und Naturgas besitzt.

cstr.

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