„Forte Trio“ aus Kasachstan mit den Berliner Symphonikern

Ein akustisches Erlebnis der besonderen Art bot am Sonntag die ausverkaufte Berliner Philharmonie. Unter dem Motto „Winterzauber“ spielten die Berliner Symphoniker Werke unter der musikalischen Leitung von Jose Miramontes Zapata (Mexiko) von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven. Dabei wurden sie von dem aus Kasachstan stammenden „Forte Trio“ begleitet.

Speziell beim Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester C-Dur Op.56 „Tripelkonzert“ von Ludwig van Beethoven zeigten die drei kasachischen Musiker Timur Umancheyev am Klavier, Erzhan Kulibaev an der Violine und Murat Narbekov am Violoncello ihr meisterhaftes Können.

Beethoven schrieb das Tripelkonzert um das Jahr 1804; es entstand zeitgleich mit seiner 3. Sinfonie („Eroica“), der Klaviersonate Nr. 23 („Appassionata“), der 5. Sinfonie sowie seiner einzigen Oper Fidelio. Das Werk wurde seinerzeit Fürst Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz, einem böhmisch-österreichischer Generalmajor, Kunstliebhaber und Mäzen, gewidmet und 1807 veröffentlicht.

Die Berliner Philharmoniker blicken auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. 1966 schlossen sich das »Berliner Symphonische Orchester« und das »Deutsche Symphonieorchester« zusammen und begannen 1967 unter dem neuen Namen »Symphonisches Orchester Berlin« (SOB). In den 1970er Jahren wurde mit der Einführung der Familienkonzerte zur Entstehung eines neuen Konzertformats mit musikpädagogischen Inhalten geworben. Das „SOB“ entwickelte in den Folgejahren als erstes Berliner Orchester mit Konzerten in den Schulen und Kinder- und Familienkonzerten ein musikpädagogisches Profil. Zur Spielzeit 1992/93 erfolgte dann die Umbenennung in »Berliner Symphoniker«.

Das Orchester unternahm in der Zwischenzeit zahlreiche internationale Tourneen. So gab es unter anderem Gastauftritte in Asien, Afrika und Südamerika. 2007 wurden die Berliner Philharmoniker mit ihrer CD „Latin Music“ als Best Classical Album für den Latin Grammy Award nominiert.

Die Geschichte des „Forte Trio“

Entspannte Atmosphäre vor der Generalprobe, „Forte Trio“
Entspannte Atmosphäre vor der Generalprobe, „Forte Trio“

Das „Forte Trio“ ist das Staatstrio der Republik Kasachstan unter der Leitung von „Quazaqconcert“, der staatlichen Konzertorganisation. Die besten kasachischen Musiker und Musikerinnen, Gewinner mehrerer internationaler Wettbewerbe, bilden das Ensemble.

Alle Musiker absolvierten das Kasachische Nationalkonservatorium „Kurmangazy“ in Almaty. Dieses bildet seit mehr als sieben Jahrzehnten Berufsmusiker aus und hat ebenfalls eine sehr bewegende Entwicklung hinter sich.

Am 30. April 1944 verpflichtete der Rat der Volkskommissare der UdSSR die Einrichtung eines Konservatoriums in Alma-Ata. Dieses entstand daraufhin am 24. Juli 1944 auf Beschluss des Rats der Volkskommissare der Kasachischen SSR. Später wurde es nach dem Vorbild der Konservatorien von Moskau und Leningrad in das Konservatorium von Alma-Ata umgewandelt. 1945 wurde das Konservatorium nach dem herausragenden kasachischen Volkskomponisten des 19. Jahrhunderts, Kurmangazy Sagyrbaev, benannt.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden herausragende Persönlichkeiten der russischen Kunst aus Moskau nach Alma-Ata evakuiert. Ihr Wirken in Kasachstan hat maßgeblich zur Entstehung einer neuen kasachischen Kultur beigetragen, der es in kurzer Zeit gelungen ist, sich die kulturellen Traditionen Europas durch das Prisma der russischen Kultur anzueignen und diese anzupassen, ohne dabei die nationale Identität zu verlieren.

Das Konservatorium von Alma-Ata spielte in diesem widersprüchlichen und schwierigen Prozess eine führende Rolle. Von den ersten Tagen seines Bestehens an war seine Tätigkeit von zwei musikalischen Richtungen geprägt – einer europäischen und einer national-kasachischen. Diese beiden „Zweige“ des Konservatoriums entwickelten sich stets harmonisch und waren gleichwertig.

Das Nationalkonservatorium heute

Heute arbeiten die Absolventen des Konservatoriums praktisch in allen künstlerischen Ensembles des Landes. Die Studenten und Lehrer der Einrichtung präsentieren die einheimische Kunst in den USA, den Ländern West- und Osteuropas, in Russland, China, der Türkei, Ägypten, Katar, Iran, Singapur, Thailand, Japan, Südkorea usw.

Es gibt eine Komponistenschule, die von so berühmten Namen wie Ahmet Zhubanov, Evgeny Brusilovsky, Mukan Tulebayev, Sydyk Mukhamedzhanov, Kuddus Kuzhamyarov, Gaziza Zhubanova, Erkegali Rakhmadiyev vertreten wird. Der Lehrkörper des Konservatoriums setzt sich aus Musikern zusammen, die große Konzerte geben und deren Werke nicht nur in Kasachstan anerkannt und gefragt sind. Zu ihnen gehören etwa die Pianistin Zhaniya Aubakirova, der Chorleiter Anatoly Molodov, der Bariton Ermek Serkebayev, die Sängerin Bibigul Tulegenova, der Dombrist Karshyga Akhmedyarov, der Geiger Gauhar Murzabekova oder der Komponist Erkegali Rakhmadiyev.

Nach der Erlangung der Unabhängigkeit und Souveränität Kasachstans erhielt das Konservatorium den Status einer „Nationalen Hochschuleinrichtung Kasachstans“
Die Köpfe hinter dem „Forte Trio“

Die Köpfe hinter dem „Forte Trio“

Der künstlerische Leiter und Gründer des „Forte Trios“ ist Maestro Timur Urmancheyev. Er ist Professor am Lehrstuhl für Klavier an der Kasachischen Nationalen Universität der Künste und Solist der Kasachischen Staatsphilharmonie. Urmancheyevs Beitrag zur Entwicklung der nationalen Musikkultur wurde wiederholt auf staatlicher Ebene gewürdigt – so etwa 2001, als er per Präsidenten-Dekret die Auszeichnung „Yeren Enbek yshin“ erhielt. 2006 folgte der höchste Titel im Bereich der Kultur – „Verdienter Arbeiter der Republik Kasachstan“. 2015 wurde Timur Urmancheyev der Titel eines Chevaliers des Kurmet-Ordens verliehen.

Deutsch-Kasachische Freundschaft mit Schokolade aus Kasachstan. Murat Narbekov mit Christian Grosse, Präsident „Open International Dialogue“
Deutsch-Kasachische Freundschaft mit Schokolade aus Kasachstan. Murat Narbekov mit Christian Grosse, Präsident „Open International Dialogue“

Der Violinist Erzhan Kulibaev ist dabei, sich als einer der aufregendsten und begabtesten jungen Konzertsolisten zu etablieren. Er gewann 2015 den S&R Washington Award und ist ehemaliger Preisträger der Internationalen Violinwettbewerbe Wieniawski und Enescu sowie Erster Preisträger der Internationalen Violinwettbewerbe Demidovski, Lissabon, Nowosibirsk, Hindemith und Buenos Aires. Kürzlich erhielt er den Ersten Preis mit Auszeichnung beim Ersten Internationalen Musikwettbewerb Manhattan und die Goldmedaille beim Ersten Internationalen Musikwettbewerb Berlin 2017.

Kulibaev ist mit vielen weltbekannten Orchestern sowie bei internationalen Festivals aufgetreten und arbeitete mit hervorragenden Künstlern wie Valery Gergiev oder Vladimir Ashkenazy zusammen.

Mit Murat Narbekov, Violoncello, steht ein weiterer junger, talentierter kasachischer Musiker auf der Bühne, der viel Erfahrung auf internationalen Konzertbühnen sammeln konnte. Narbekov spielt in der Abai-Nationaloper von Almaty, hat mehrere Musikwettbewerbe in Kasachstan und im Ausland gewonnen, darunter den Titel „Bester Cellist“ beim Internationalen Wettbewerb „Brahms“ in Österreich.

Unter anderem spielte er mit „Forte Trio“ auf dem Musikfestival Riva del Garda (Italien), aber auch auf Konzerten im Saal des Staatlichen Tschaikowsky-Konservatoriums in Moskau oder in der Pekinger Philharmonie.

Corona beeinflust Kultur nach wie vor

Aufgrund der coronabedingten Reisebeschränkungen konnte das ursprüngliche Mitglied von „Forte Trio“, Dinara Bazarbaeva – Sakhaman, leider nicht an dem Konzert teilnehmen. Eine Vorstellung der talentierten Violinistin lohnt dennoch.

Bereits während ihres Studiums an der Musikschule „Kulyash Bayiseytova“, die begabte Kinder fördert, trat sie mit dem National Symphony Orchestra und dem Kazakhstan Chamber Orchestra auf. 2011 absolvierte sie das „Kurmangazy“- Konservatorium. Sie hat zahlreiche nationale und internationale Wettbewerbe gewonnen, nimmt an Festivals teil und tritt regelmäßig in Kasachstan, den USA, Israel, Russland, der Türkei, Italien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz auf.

Christian Grosse

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