Zwei Wochen besuchte Dametken Tasboratowa, Deutschlehrerin aus Schaschubai, mit zwölf ihrer Schüler im vorigen Jahr die deutsche Hauptstadt Berlin. Die Schüler waren in deutschen Gastfamilien untergebracht und nahmen am Unterricht teil. Dametken Tasboratowa berichtet über ihre Eindrücke in Deutschland und warum der Autausch zu mehr Toleranz und Offenheit der Schüler führte.
/Foto: Dametken Tasboratowa. ‚Die Schülergruppe aus Kasachstan beim Kulturspaziergang durch Berlin.’/
Unsere Schule steht in engem Kontakt mit der A.-S.-Puschkin-Hauptschule in Berlin. Bei unserem Schüleraustausch lag der Schwerpunkt auf der ethischen Komponente. Es sollten Grundlagen für ein Bewusstsein der Toleranz und Offenheit gegenüber Unbekannten gelegt werden. Das Programm war sehr abwechslungsreich.
Alles stand unter dem Motto: „Die Schüler aus Kasachstan sind in Berlin zu Hause. Wir sind Kinder einer Erde, doch was machen wir daraus? Eure Welt ist auch die unsere, sie ist hier, und wir werden sie verändern; kommt, wir fangen bei uns an.“ Die Schüler aus Deutschland und Kasachstan, die sich im normalem Alltag nie begegnen würden, sollten den jeweils anderen Kulturkreis kennenlernen und sich über ihr Leben austauschen.
Leben in einer deutschen Gastfamilie
Die Schüler formulierten ihre Wünsche an ihre Gastfamilie. Im Berliner Stadtbezirk Lichtenberg leben viele Bürger aus verschiedenen Ländern. Die Alexander-Puschkin Hauptschule zeigt mit ihrem pädagogischem Ansatz, dass Jugendliche unterschiedlicher nationaler Herkunft konstruktiv miteinander umgehen und voneinander lernen können. Durch regelmäßige Projekte wird den Schülern Wissen über verschiedene nationale Besonderheiten hinsichtlich kultureller und sozialer Aspekte vermittelt. In der Organisation solch eines Zusammenlebens liegt das wesentliche Potential zur Gestaltung einer demokratischen Kultur.
Die persönlichen Begegnungen mit den Schülern verschiedener Nationalitäten war für uns eine lehrreiche Erfahrung. Anders als in unserer Schule, trugen die deutschen Schüler keine Schuluniform. Überhaupt berichteten unsere Schüler, dass ihre deutschen Austauschpartner sehr selbständig seien und sehr selbstbewusst mit ihren Eltern diskutieren. Überraschend fanden unsere Schüler auch das kalte Frühstück in Deutschland: wir essen gewöhnlich morgens warm.
Kulturraum Deutschland
Ein abwechlungsreiches Kulturprogramm umrahmte unseren Austausch. Den tollsten Tag unseres Lebens schenkte uns unser Begleiter Tufan Uyanik: ein Besuch in der Schatzkammer der Menschheitsgeschichte und größten Kulturbaustelle Europas, der Museumsinsel in Berlin. Ein Ort,der verführt und verzaubert. Durch 6000 Jahre Kultur führte uns die Sammlung der fünf größten Häuser auf der Museuminsel, jedes für sich ein Star. Beim Besuch im Deutschen Technikmuseum fiel uns auf, dass die Deutschen ihre Geschichte achten und alles aufbewahren.
Unser Austausch, die Teilnahme am Unterricht und das Leben in den Gastfamilien brachten uns Selbständigkeit und schenkten uns viele neue Erfahrungen. Die Zeit in Berlin verging wie im Fluge. Nun sind wir wieder in Schaschubai, aber unsere Erinnerungen an die schönsten Tage in unserem Leben liegen uns noch immer sehr am Herzen. Nun verstehen wir Deutschland viel besser und sind auch motiviert, uns noch mehr mit der deutschen Sprache zu beschäftigen. Als Deutschlehrerin finde ich in einem solchen Jugendaustauschprogramm folgende Momente am wichtigsten: das Knüpfen neuer Kontakte und Freundschaften, die reale Kommunikation, die ländliche Schulen oft nicht bieten können, mehr Sprach- und Kulturwissen für Deutschlerner und eine größere Selbständigkeit der Jugendlichen angesichts unserer deutschen Partner, die uns die Augen öffnen für eine andere Sicht der Welt.
Von Dametken Tasboratowa und Jerschan Aimekow
02/10/09