Am 21. November 2025 fand in Astana die 2. Internationale Sprachkonferenz „Deutsch im kasachischen Bildungssystem“ statt. Die Veranstaltung wurde vom Goethe-Institut Kasachstan und der Stiftung „Wiedergeburt“ mit Unterstützung des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in Almaty organisiert. Zentrale Themen waren der Zustand des Deutschunterrichts im Land, der Fachkräftemangel, der Bedarf an modernen Lehrmaterialien sowie die Rolle der deutschen Sprache in der dualen Ausbildung und in der Hochschulbildung. Diese Fragen wurden aus unterschiedlichen Perspektiven von Vertreterinnen und Vertretern von Schulen, Universitäten, Ausbildungszentren, Sprachinstituten und staatlichen Einrichtungen tiefgehend diskutiert.
Obwohl bereits wiederholt auf die Notwendigkeit einer aktiven Entwicklung der deutsch-kasachischen Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen hingewiesen wurde, bestehen weiterhin bestimmte Barrieren und Herausforderungen im Bereich der Förderung des Deutschlernens.
In Bezug auf das Ausmaß und die Nachhaltigkeit der Nachfrage nach Deutsch unter Schülerinnen und Schülern lenkte Alexandra Smits, Leiterin der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) des Goethe-Instituts, die Aufmerksamkeit auf ganz konkrete Zahlen:
„Die Zahl der Schulen in Kasachstan, die Deutsch als Fremdsprache anbieten, liegt bei 46. Davon werden 16 durch die PASCH-Initiative betreut. Wir haben in diesem Jahr 7.112 Schüler, die Deutsch lernen, also deutlich mehr als noch vor sechs Jahren, als ich hier begann. Das widerspricht der Aussage, es gebe kein Interesse mehr an Deutsch.“
Vor diesem Hintergrund wurden insbesondere Fragen zur Erstellung von Lehrplänen sowie die Bildungsreform von 2023 diskutiert, in deren Rahmen die Stundenzahl für Deutsch in den Schulprogrammen reduziert wurde. Wie Frau Smits betonte, sei es jedoch unmöglich, dieselben Lernziele mit weniger Unterrichtsstunden zu erreichen. Zu den Hauptproblemen zählen zudem der Mangel an geeigneten Deutschlehrmitteln sowie der Lehrermangel bzw. fehlender Nachwuchs.
Über die Entwicklung des Deutschunterrichts im Rahmen der aktuellen Bildungsreform berichtete Gulmira Kappassowa, eine Vertreterin der Nationalen Altynsarin-Bildungsakademie. Ihren Angaben zufolge müssen staatliche Vorgaben bei der Gestaltung der Lehrpläne berücksichtigt werden, weshalb die Programme regelmäßig angepasst und neue Themen entsprechend modernen Tendenzen zusätzlich aufgenommen werden. Gleichzeitig gebe es eine klar definierte Grenze der maximalen zeitlichen und physischen Belastung für die Schülerinnen und Schüler.
Hochschulen, berufliche Bildung und internationale Kooperationen
Im Rahmen der Konferenz wurden nicht nur Fragen der schulischen, sondern auch der Berufsausbildung und der Hochschulbildung behandelt. Vertreterinnen und Vertreter der Deutsch-Kasachischen Universität, der Eurasischen Nationalen Gumiljow-Universität, der Süleyman-Demirel-Universität, des Höheren Kollegs des Eurasischen Humanitären Instituts sowie des Almaty Elektromechanischen Kollegs berichteten über ihre Erfahrungen.
Wie die Stellvertretende Vorsitzende des Komitees für Hochschul- und Postgradualbildung, Dr. Akerke Abylaikhan, betonte, werden die Curricula regelmäßig an moderne Trends und den Bedarf angepasst, um die junge Generation stärker anzusprechen:
„Im Rahmen der akademischen Mobilität erhalten wir Unterstützung von Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das spielt eine entscheidende Rolle für die Entwicklung und Verankerung der deutschen Sprache in Kasachstan.“
Professorin Dr. Akmarshan Nogajbajewa von der SDU-Universität hob hervor, dass kulturelle Einflüsse ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen. Unter jungen Menschen sei heutzutage die koreanische Sprache besonders beliebt, was maßgeblich durch die moderne koreanische Pop- und Jugendkultur beeinflusst sei. Dies könnte, wie sie anmerkte, ein zusätzlicher Ansatzpunkt sein, um die Attraktivität der deutschen Sprache für die kasachische Jugend zu erhöhen.
Der Direktor des Almaty Elektromechanischen Kollegs, Bolatshan Bosymbajew, berichtete über erfolgreiche Praxiserfahrungen kasachischer Studierender in Deutschland, woraufhin an seinem Kolleg die Möglichkeit geschaffen wurde, Deutsch zu lernen.
„Nach dem Praktikum in Deutschland haben viele Studierende ihre Einstellung zur Arbeit deutlich verbessert. Ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Selbstständigkeit sind gestiegen. Die Auslandserfahrung hat ihnen gezeigt, wie wichtig die Qualität der eigenen Arbeit ist, was ein entscheidender Faktor für die zukünftigen Fachkräfte Kasachstans ist“, erklärte Bosymbajew.
Im Rahmen der Diskussion wurde zudem unterstrichen, dass diese Erfahrungen zeigen, wie wichtig nicht nur Englisch, sondern insbesondere auch Deutsch als Fremdsprache ist. Alle Teilnehmer hoben dabei die besondere Rolle der Zusammenarbeit mit den Eltern hervor, um das Interesse am Deutschlernen zu stärken. Über Perspektiven, Ziele und Instrumente der deutschen Seite im Bereich der dualen Ausbildung sprach anschließend Ulrich Kinne, der Ständige Vertreter des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in Kasachstan.
Deutsch als Instrument der Internationalisierung
Mehrfach wurde während der Veranstaltung betont, dass das Erlernen einer Sprache nicht nur ein Bildungsprozess, sondern auch der Aufbau einer interkulturellen Brücke zwischen Staaten und eine Erweiterung des eigenen Horizonts ist.
„Englisch braucht jeder, aber um wirklich international zu werden, braucht man weitere Sprachen, wozu ganz zweifellos auch Deutsch zählt. Davon können viele Akteure profitieren: Unternehmen und Universitäten in Kasachstan, aber auch die deutsche Minderheit hierzulande“, resümierte Matthias Kiesler, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Almaty.



























