Sie kommen als Austauschstudenten, Freiwillige, Sprachassistenten oder Praktikanten. Was zieht junge Deutsche nach Kasachstan? In einer losen Reihe werden wir künftig einige von ihnen vorstellen und dieser Frage auf den Grund gehen. Den Anfang macht Lars Buchholz. Der 27-Jährige ist seit Ende August in Almaty. An der Narchos-Universität studiert er ein Semester lang Finanzen und Ökonomie. In seiner Freizeit leitet er den Goethe-Club am Goethe-Institut.
Lars, was macht ihr im Goethe-Club?
Es geht darum, dass wir uns auf Deutsch unterhalten und das Sprechen üben. Die Teilnehmer suchen sich selber die Themen aus. Es geht hauptsächlich um die Kultur unserer beiden Länder, die wir ein bisschen vergleichen. Ich erzähle, wie es bei bestimmten Themen in Deutschland aussieht und die Clubmitglieder erzählen mir, wie es in Kasachstan ist.
Wie bist du dazu gekommen, den Club zu leiten?
Das war Zufall: Ich habe auf Facebook eine Wohnung gesucht und dann bin ich durch Zufall in Kontakt mit einer Deutschen gekommen, die hier mal Praktikum gemacht hat. Sie meinte, sie habe zwar keine Wohnung für mich, aber am Goethe-Institut suchen sie jemanden, der einmal in der Woche den Goethe-Club leitet.
Lesen Sie auch: Priwet! Rachmet und auf Wiedersehen!
Wieso hast du dir Kasachstan für dein Auslandssemester ausgesucht?
Ich war schon einmal für ein Jahr in Asien und wollte eigentlich nicht noch einmal weg. Durch ein paar Praktika habe ich aber doch wieder Lust bekommen, ins Ausland zu gehen. Freunde von mir meinten: ‚Geh nach Kasachstan! Wir waren auch da.‘ Und dann habe ich mir überlegt, dass ich kein Erasmus in Europa machen möchte, sondern die Gelegenheit nutzen, um noch einmal weit weg zu gehen. Dann habe ich ein paar Kommilitonen gefragt, die an der gleichen Uni waren und meinten, Almaty sei eine tolle Stadt, und dass sie eine gute Zeit hatten.
Wie blickst du auf die vergangenen Monate?
Die waren cool. Es ist doch eine ganz andere Erfahrung als mein Jahr in Indien. Kasachstan ist kulturell sehr unterschiedlich. Für mich ist es sehr interessant zu sehen, welche kulturellen Einflüsse es hier gibt: das Europäische, das Russische, das Asiatische. Das ist das, was Zentralasien für mich ausmacht. Ich war viel auf Reisen und habe viele interessante Menschen getroffen, von Politikern über den Nationaltrainer der kasachischen Leichtathletik-Olympiamannschaft bis hin zu Expats.
Lesen Sie auch: Ein Semester in Deutschland
Was wird dir besonders in Erinnerung bleiben?
Das klingt zwar jetzt etwas klischeehaft, aber mir werden insbesondere zwei Sachen in Erinnerung bleiben: Das Essen, das sehr fleischlastig ist, und natürlich die Menschen hier. Ich habe Freundschaften geschlossen. Ich habe viel Hilfsbereitschaft erfahren und fand es sehr beeindruckend, wie man unterstützt wird, auch wenn man die Sprache nicht spricht und man als großer, weißer Europäer mit Händen und Füßen nach Hilfe sucht. Ich habe immer Hilfe bekommen und davon können wir Deutsche uns auch einmal eine Scheibe abschneiden.
Wirst du wiederkommen?
Ich hoffe ja. Um ehrlich zu sein, wird es arbeitstechnisch schwierig, weil mein Russisch einfach viel zu schlecht ist. Ich war in den vergangenen Monaten doch etwas faul. Aber gerade im Sommer würde ich gerne nach Kasachstan kommen, um noch mehr zu sehen wie zum Beispiel den Aralsee. Und ich würde natürlich gerne meine Freunde wiedersehen, die ich hier gefunden
habe.