1946. Ein schönes Mädchen, Malika, ist mit ihrem Vater aus der Usbekischen SSR) in die Kirgisische SSR gekommen, um auf einem Basar zu handeln. „Sie war 20 Jahre alt, als sie geraubt wurde, um einen kirgisischen Soldaten zu heiraten.“ Dieser war gerade von der Front zurückgekommen. Aigerim Batyrbekowa erzählt die Geschichte ihrer Großmutter. Sie spricht ganz ruhig darüber, als wäre es eine ganz normale Familiengeschichte.
In Kirgisistan gibt es auch heute noch Brautraub. Brautraub wird von Teilen der Bevölkerung akzeptiert, meistens auf dem Land. Doch offiziell ist dies durch die Regierung untersagt. „Ich bin dagegen“, kommentiert die 22-Jährige Aigerim. Sie ist Studentin an der philologischen Fakultät der Staatlichen Universität Dschalalabad im Nachbarland Kirgisistan und spricht fließend Russisch, Deutsch und Englisch.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind die ehemaligen Teilrepubliken unabhängig geworden. Doch in der engen Region des Ferghanatals, mit gedrungenen Grenzen haben sich die Beziehungen deutlich verschlechtert. Die Grenze ist meistens zu und die Passkontrolle unglaublich streng. „Es wäre sehr gut, wenn es Erleichterungen an der Grenze gäbe“, schlägt Aigerim vor, wenn man sie fragt, was der Region helfen könnte. So könnten auch Aigerim und ihre Großmutter öfter in ihre Heimatstadt Andischon fahren, Verwandte besuchen und die Zeit in ihrer ursprünglichen Heimat genießen.