Deutschland ist berühmt für seine gute Ausbildung. Viele Junge Leute im Ausland träumen davon, an einer deutschen Universität zu studieren. Doch ganz so einfach ist das nicht. Man braucht bestimmte Voraussetzungen und Fähigkeiten dafür. Oft wissen die Schulabsolventen auch noch nicht genau, welcher Fachbereich für sie in Frage kommt. Viele durchlaufen deshalb ein Studienkolleg.

Das Studienkolleg ist ein Vorbereitungsjahr, das die jungen Leute für die Universität und andere Hochschulen fit macht – sozusagen eine Ausbildung für ausländische Studenten aus der ganzen Welt zur Studierfähigkeit. Am Ende des Studienkollegs schreibt man die Feststellungsprüfung (FSP): Zusammen mit den Ergebnissen dieser Prüfung kann man dann seine Bewerbungsdokumente an verschiedene deutsche Universitäten schicken.

Mein Vorbereitungsjahr am Landesstudienkolleg in Köthen begann im August 2019. Ich habe im Juni mein Abitur am 18. Gymnasium in Almaty absolviert und stand vor der Frage, wie ich eine Uni-Ausbildung in Deutschland bekommen kann und was ich dazu brauche. Unsere Schule hat Kontakt mit staatlichen und privaten Studienkollegs in Deutschland. Der Unterschied zwischen diesen ist, dass das Studium an staatlichen Studienkollegs in der Regel kostenlos ist, abgesehen von einer geringen Semestergebühr. Für private Studienkollegs kann man sich dagegen zwar viel einfacher bewerben, muss aber auch eine höhere Studiengebühr bezahlen.

Das verbindende Glied zwischen Schule und Studienkolleg ist unser Fachberater von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), Mario Schönfeld. Jedes Jahr bekunden drei oder mehr Studienkollegs ihr Interesse an ausländischen Studenten und schlagen eine bestimmte Anzahl von Plätzen für Studenten aus GUS-Ländern vor. Es gibt zwei besondere Fähigkeiten, die jeder interessierte Student haben sollte. Zum einen Sprachkenntnisse: Man muss mindestens die Stufe B1 in Deutsch erreicht haben. Zum anderen ein Ziel, sprich Interesse und Entschlossenheit, in Deutschland zu studieren. Die Schüler werden nach diesen zwei Kriterien ausgewählt.

Ich habe einen Aufnahmetest hier in Kasachstan in meiner Schule geschrieben. Die Zulassung zum Studienkolleg kam nach einem Monat. Allerdings gibt es auch Schüler, die nicht das Glück haben, sich mit Hilfe ihrer Schule auf das Studienkolleg zu bewerben. Sie können sich aber selbständig online bewerben und dann mit einer entsprechenden Zulassung nach Deutschland fliegen, um dort den Aufnahmetest zu schreiben.

Vielzahl an Möglichkeiten

Am Studienkolleg gibt es keine Fakultäten oder Fachbereiche. Es gibt spezielle Kurse oder Richtungen, für die man entweder die Aufnahmeprüfung in Deutsch oder in Mathematik bestehen muss. Das Studienkolleg hat vier Kursprofile: ein medizinisches (M), ein technisches (T), ein wirtschaftliches (W) und ein geisteswissenschaftliches (G). Jedes dieser Kursprofile beinhaltet Fächer, die Studenten Orientierung für das Universitätsstudium in den ausgewählten Bereichen geben. Studenten, die am M-, T- oder W-Kurs teilnehmen möchten, schreiben als Aufnahmeprüfung einen Mathetest. Wer den G-Kurs besuchen möchte, legt einen Deutschtest ab – genauer gesagt einen Test im Leseverstehen.

Ich lerne im G-Kurs, wo man Kenntnisse von Geschichte und Politik Deutschlands erlangt, Unterricht in Englisch erhält, seine Deutschkenntnisse vertieft, und mitunter sogar Informatik lernen kann – so wie in Köthen. Die Jugendlichen, die den G-Kurs erfolgreich beendet haben, können dann an der Uni Journalistik, Übersetzen, Dolmetschen, Germanistik, Jura, Politikwissenschaft, und Pädagogik studieren.

Kleine Stadt, große Ambitionen

Der Start in der neuen Umgebung war nicht leicht, aber sehr interessant. Selbständig zu leben, weit weg von den Eltern; sich selbst um alles zu kümmern – das ist sehr schwer, besonders für Schüler, die gerade erst die Schule beendet haben. Doch das Leben ist wie eine Treppe: Am Anfang steigt das Gewicht, das auf einem lastet, mit jeder Stufe. Geht man trotzdem weiter und behält sein Ziel vor Augen, verschwindet die Schwerkraft mit der Zeit. Man darf nicht vergessen, dass es immer Leute gibt, die sich in der gleichen Situation befinden. Zusammen kann man sich schnell integrieren, außerdem sind alle Lehrer und Tutoren immer bereit zu helfen. Dass ich in Köthen im Wohnheim für ausländische Studenten wohne, hat mir sehr geholfen: Die Studenten sind aus der ganzen Welt und, wie ich, weit weg von ihren Familien. Aber wenn wir die Abende zusammen verbringen, überwinden wir gemeinsam das Heimweh.

Darüber hinaus lohnt es sich, aktiv an der Organisation und am Leben des Studienkollegs teilzuhaben. Das geht am besten über das „OrgTeam“, das – wie es der Name schon verrät –, verschiedene Maßnahmen für Studenten organisiert: vom Internationalen Studententag über den Indonesischen Abend bis hin zu fachlichen Veranstaltungen.

Jean-Jacques Rousseau sagte einst: „Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können“. Ich denke, dass das Studienkolleg uns die Fähigkeit geben wird, viele Fragen zu stellen.

Anzhela Frizorger

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