Deutsche Hochschulbildung gilt als eine der besten der Welt. Das Bildungssystem basiert auf akademischen Traditionen in Verbindung mit modernen Ansätzen.
Die deutschen Diplome werden weltweit anerkannt. Es gibt in Deutschland eine Vielzahl an Fachhochschulen und Universitäten mit unterschiedlichen Methoden und Ausrichtungen. Mehr als 17.500 Studiengänge werden an Hochschulen angeboten. Oft sind Theorie und Praxis miteinander verbunden und ergänzen sich.
Die deutsche Ausbildung ist auch deshalb attraktiv, weil sie fast kostenlos ist. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es keine Studiengebühren. Allerdings muss man Semesterbeiträge zahlen, die meist zwischen 200-300 Euro pro Semester liegen. Sie decken Verwaltungsgebühren und schließen oftmals auch ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr ein.
Studienverlauf
Ein Studium in Deutschland basiert oft auf Eigenverantwortung. Wenn es Probleme gibt, darf man sich nicht genieren und um Hilfe bitten. Oft gibt es hierfür Tutoren oder Mentoren, die besonders ausländischen Studierenden bei der Eingewöhnung helfen.
Im Studium gibt es Vorlesungen, Seminare, Übungen, Tutorien und Klausurenkurse. Je nach Studiengang kann es eine Anwesenheitspflicht für bestimmte Lehrveranstaltungen geben. Dann müssen die Studierenden ihre Anwesenheit per Unterschrift bestätigen. Fehlt man zu oft, kann es passieren, dass man am Ende des Semesters nicht zur Prüfung zugelassen wird.
Auswahl der Uni
Für ausländische Studierende sollte es zweitrangig sein, wie bekannt eine Universität ist. In internationalen Rankings schneiden häufig die Technische Universität und die Ludwig-Maximilians-Universität in München sowie die Universität Heidelberg und die Humboldt-Universität zu Berlin am besten unter den deutschen Hochschulen ab.
Dennoch unterscheidet sich die Qualität der Ausbildung je nach Studiengang zum Teil erheblich. Da zudem die Gesamtzahl der Studierenden in das Ranking einfließt, kann es für Ausländer sogar von Vorteil sein, an einer unbekannteren, aber kleineren Hochschule zu studieren.
In Deutschland gibt es zwei höhere Bildungseinrichtungen: Die Universität und die Fachhochschule. Der wichtigste Unterschied ist, dass Fachhochschulen oft kleiner, aber dafür auf praktischeres Lernen angelegt sind. An Universitäten geht es mehr um Theorie und Forschung. Deshalb sollte jemand, der einen Doktortitel anstrebt, eher eine Universität wählen. Auch für Geisteswissenschaften sind Universitäten eher geeignet, weil sie eine größere Programmauswahl bieten. An Fachhochschulen ist der Stundenplan oft vorgegeben, während die Zusammenstellung an Universitäten den Studenten überlassen wird.
Websites, die sehr gut bei der Suche nach Universitäten helfen: Studieren.de, Studifinder, Hochschulkompass.
Voraussetzungen
Die Voraussetzungen sind je nach Universität und Studiengang verschieden. Alle Informationen werden auf der Website der jeweiligen Universität angegeben. Es ist jedoch besonders schwierig, einen Studienplatz in Medizin und Naturwissenschaften zu erhalten. Zwei Dinge sind Grundvoraussetzung für ein Studium in Deutschland: die Kenntnisse der Sprache und eine Hochschulzugangsberechtigung (HZB).
Da die Schulausbildung in Deutschland in der Regel zwölf Jahre dauert, ist für Studienbewerber aus Kasachstan unabdinglich ein Studienkolleg, das ein Jahr dauert, zu besuchen. Erst dann gilt man als vollwertiger und gleichberechtigter deutscher Bewerber. Ausnahmen gibt es für Absolventen der Nasarbajew-Schulen und bei einzelnen Hochschulen, wie zum Beispiel der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Dort gibt es für Abiturienten aus Osteuropa, dem Südkaukasus und Zentralasien die Möglichkeit, direkt nach dem Schulabschluss von Juli bis September an einem dreimonatigen Studienvorbereitungskurs teilzunehmen, und schon im Oktober desselben Jahres ein Bachelorstudium der Kultur- oder Wirtschaftswissenschaften aufzunehmen.
Außerdem kommt es auf die Qualität der Bewerbung, das Visum und den Finanzierungsnachweis, die Aufenthaltsgenehmigung und die Krankenversicherung an.
Studienkolleg
In der Regel sind die Studenten der Studienkollegs an der Hochschule immatrikuliert, zu denen die Kollegs gehören. Die Studienkollegs haben sehr unterschiedliche Zulassungsprozeduren und Termine, deshalb ist es nötig, sich direkt beim Studienkolleg bzw. bei den Studienkollegs Ihrer Wahl zu erkundigen bzw. die Website zu besuchen. Bei einigen Studienkollegs können sich Studenten direkt bewerben, bei anderen müssen sie den Weg über uni-assist nehmen. Die Studienkollegs führen auch Aufnahmeprüfungen (Sprache+Profilfach) durch.
Beispiele notwendiger Dokumente, um sich an der Universität einzuschreiben:
1. Lebenslauf
2. Schulabschlusszeugnis/ Hochschulzugangsberechtigung (in der Original-Sprache und zusätzlich in vereidigter Übersetzung (Deutsch oder Englisch).
4. Motivationsschreiben
5. Nachweis der Kenntnisse der deutschen Sprache
6. Foto
7. Kopie des Passes
8. Empfehlungsschreiben
9. Nachweis über eine Krankenversicherung
10. Zusätzliche Dokumente können mit individuellen Bedingungen einiger Universitäten und Fakultäten erforderlich sein. Für Kasachstaner z.B. ein Visum.
Krankenversicherung
Man kann nicht ohne Krankenversicherung studieren. Es gibt gute Versicherungen für Studenten, die zwischen 20 und 80 Euro im Monat kosten. Manchmal werden Versicherungen aus den Heimatländern anerkannt.
Tipps
1. Fragen Sie das zuständige Studentenwerk, welche Versicherungsgesellschaften günstige Bedingungen für Studenten haben.
2. In Deutschland wird zwischen gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen unterschieden
3. Der DAAD bietet Praktikanten, Studierenden und Wissenschaftlern, die nach Deutschland kommen, eine günstige kombinierte Kranken-, Unfall- und Privathaftpflichtversicherung an.
4. Es ist notwendig, bei Ihrer Versicherungsgesellschaft zu klären, in welchen Fällen man Anspruch auf Kostenerstattung hat: ärztliche Beratung, Behandlung, Kauf von Medikamenten und so weiter.
Stipendium
Ein Stipendium in Deutschland zu erhalten, ist nicht unüblich. Es gibt viele verschiedene Stipendienprogramme.
Gewöhnlich sind deutsche Stipendien durch Stiftungen, professionelle Organisationen, politische Parteien, religiöse Gemeinschaften, große Unternehmen und manchmal auch durch Bildungseinrichtungen finanziert.
Ein Stipendium zu bekommen, können auch solche Studenten versuchen, die weniger gute Noten haben, weil viele Stipendiengeber mehr auf wissenschaftliche und soziale Aktivitäten als auf Noten schauen.
Die Höhe des Stipendiums kann sehr unterschiedlich sein. Das Stipendium wird monatlich im Laufe des Jahres bezahlt. Nach einem Jahr werden Bedingungen des Stipendiaten überprüft.
Stipendienorganisationen (Auswahl)
1. DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst)
2. Deutschlandstipendium
3. politische Stiftungen
Außerdem ist es möglich, einen Minijob zu machen. Die Arbeit mit einem Gehalt bis 450€ ist steuerfrei.
Am Gymnasium Nr. 68 in Almaty schließen jedes Jahr Schüler ihre Ausbildung mit einem DSD-Diplom ab. Etwa fünf Abiturienten aus jedem Jahrgang fahren nach Deutschland, um dort zu studieren. Mit einigen von ihnen aus den Jahrgängen 2016, 2017 und 2018 haben wir gesprochen. Sie sind in ganz Deutschland verteilt und studieren verschiedene Fächer. Ihre Erfahrung hilft noch einmal auf das Studium in Deutschland ein Blick zu werfen und die endgültige Entscheidung zu treffen.
Warum hast du beschlossen, in Deutschland zu studieren? Bereust du es?
– Nein, ich bereue es nicht, weil ich denke, dass das die richtige Entscheidung war. Deutschland ist ein Land der Möglichkeiten! (Milina Belkowa, TU Chemnitz)
– Ich bereue es nicht, da ich immer im Ausland studieren und leben wollte. (Asylschan Abylkasymowa, Viadrina, Frankfurt an der Oder)
Was sind die Schwierigkeiten im Studium?
– Gerade habe ich beim Studium keine Schwierigkeiten, weil ich sehr gute Lehrer habe. (Daria Sanina, Studienkolleg Mittelhessen)
– Es gibt viele Schwierigkeiten mit der Sprache, denn ich bin keine Muttersprachlerin und einige Dinge verstehe ich nicht sofort. (Asylschan Abylkasymowa, Viadrina)
Willst du nach dem Studium in Deutschland bleiben?
– Es ist schwierig, über weitere Pläne für das Leben zu sprechen. Es wird alles von der politischen Situation und meinen eigenen Empfindungen abhängen. Aber vorerst will ich nach dem Studium in Deutschland bleiben. (Maxim, TU Darmstadt)
– Ich habe keine Ahnung, ob ich in Deutschland bleibe oder nicht, weil das Leben unberechenbar ist. (Georgi Mun, Studienkolleg Hamburg)
– Ich will versuchen, so schnell wie möglich die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen. (Milina Belkowa, TU Chemnitz)
– Ich würde nicht in Deutschland bleiben wollen, weil ich mich nicht an den deutschen Lebensrhythmus gewöhnen kann. Vielleicht ändert sich das aber mit der Zeit noch. (Daria Sanina, Studienkolleg Mittelhessen)