Der Schrecken lässt nicht nach. Kaum haben wir die vernichtenden Ergebnisse der letzten PISA-Studie verdaut, dass deutsche Schüler im internationalen Vergleich schlecht abschneiden, da pisakt uns auch schon wieder die Folgestudie.
Hierin wird ein Vergleich der Bundesländer vorgenommen: die bundesdeutschen Unterschiede im Bildungsniveau sind zum Teil erschreckend groß. Wir können uns drehen und wenden, wie wir wollen, der deutsche Bildungsstand kommt in kein grünes Licht. Was also tun? Hier wird ganz klar Handlungsbedarf aufgezeigt. Doch Konzepte bleiben aus. Einige stecken den Kopf in den Sand, der Großteil verrennt sich in gegenseitigen Schuldzuweisungen.
Mal liegt es an den ausländischen Kindern und ihren mangelhaften Deutschkenntnissen. Dann wiederum sind es die unteren sozialen Schichten. Der Bundesländervergleich entlarvt das Land Nordrhein-Westfalen als Schuldigen. Oder sind es die Lehrkonzepte? Ach ja, die Eltern müssten sich ja auch mehr um ihre Zöglinge bemühen, anstatt ihrer Karriere nachzujagen. Und um das Bild komplett zu machen, bekommen auch die Medien ihr Fett ab.
Und als wäre das nicht alles schlimm genug, haben sogar erwachsene Akademiker ihre Schwierigkeiten mit dem richtigen Beantworten der in PISA gestellten Fragen – wohlgemerkt gestandene und erfolgreiche Berufstätige, die bisher anscheinend auch ohne dieses Basiswissen gut durchs Leben kamen. Drückt die PISA-Studie also die Dummheit der Nation aus? Wohl kaum. Es fragt sich vielmehr, welcher Aussagegehalt der Studie eigentlich zugeschrieben werden kann. Denn eines ist jedenfalls klar. Eine Befragung kann immer nur einen bestimmten Ausschnitt eines Sachverhaltes widerspiegeln. Viele Faktoren bleiben dabei unberücksichtigt. Es ist keine Neuigkeit, dass jeder ein eigenes Lernverhalten hat und dass es verschiedene Intelligenzen, Talente und Fähigkeiten gibt, die sich unmöglich über ein standardisiertes Testverfahren erfassen lassen.
Doch bei aller Kritik bringt die PISA-Studie sicherlich manches ans Licht, gibt zu denken und erinnert vor allem an eines – dass eine Reform des Bildungssystems schon lange überfällig ist. Es bleibt abzuwarten, ob sich die neue Regierung dieser Herausforderung stellen wird. Wenigstens eine Hausaufgabe wurde aus den Ergebnissen der Studie abgeleitet – dass nämlich die Integration der Kinder aus Zuwandererfamilien zu wünschen übrig lässt. Wenn auch noch nicht der Stein des Weisen gefunden wurde, aber immerhin lassen sich schon einige Ansätze und Maßnahmen erkennen, um Kinder mit Migrationshintergrund besser in das Bildungssystem und damit in die Gesellschaft insgesamt zu integrieren. Seien wir gespannt auf die nächste PISA-Studie. Oder finden wir doch besser andere Instrumente, um das Können und Wissen unseres Nachwuchses festzustellen.
02/12/05