Im Rahmen der Deutschen Woche in Almaty findet auch der 11. Deutschlehrertag „Deutsch bewegt Kasachstan. Deine Zukunft mit der deutschen Sprache“ statt. Der Austausch soll Deutschlehrern, Dozenten und Direktoren Perspektiven aufzeigen, um Deutsch als Fremdsprache wieder eine herausragende Stellung in Kasachstan zu verschaffen. Susanne Becker, Leiterin der Sprachabteilung des Goethe-Instituts Almaty, über die Zukunft der deutschen Sprache in Kasachstan, die Perspektive, mit Deutschkenntnissen in Kasachstan erfolgreich zu sein, und die Besonderheiten des Deutschlernens.
/Bild privat. ‚Susanne Becker: „Die Perspektiven mit Deutschkenntnissen sind ganz gut“.’/
Auf dem Deutschlehrertag werden Lehrer und Dozenten über die Zukunft der deutschen Sprache in Kasachstan diskutieren. Wie schätzt du die Situation ein?
Obwohl die Zahlen der Deutschlerner in Kasachstan in den letzten Jahren stark zurückgegangen sind, ist das Interesse, in Deutschland zu studieren, nach wie vor sehr groß. Unsere Sprachkurse außerhalb der Schule und der Hochschule werden gut nachgefragt. Auf dem Deutschlehrertag werden wir Wege vorstellen, wie man der deutschen Sprache wieder mehr Aufmerksamkeit verschaffen kann. Im Großen und Ganzen sind wir sehr zuversichtlich, den Trend wieder umzukehren, gerade auch vor dem Hintergrund, dass nächstes Jahr das Jahr Deutschlands in Kasachstan stattfinden wird, von dem wir uns einen hohen Werbeeffekt für die deutsche Sprache und Kultur erhoffen.
Welche Chancen hat man mit deutschen Sprachkenntnissen in Kasachstan?
Man hat die Chance, in Deutschland zu studieren und so eine gute Ausbildung zu erlangen. Nach dem Studium kehrt man dann als Experte zurück und kann sein erworbenes Wissen in seinem Heimatland umsetzen. Viele deutsche Unternehmen oder deutsch-kasachische Joint Ventures sind auf der Suche nach Fachkräften. Aber auch ganz allgemein sind die Perspektiven mit Deutschkenntnissen ganz gut. Gerade habe ich eine Schule besucht, und die Absolventen haben berichtet, dass selbst wenn die Sprachkenntnisse bei der Bewerbung nicht entscheidend waren, sie doch von der erworbenen Mehrsprachigkeit profitierten und einen Einblick in eine andere Kultur bekamen.
Überall auf der Welt ist das Vorurteil verbreitet, dass Deutsch eine schwere Sprache sei. Welche Erfahrung hast du da bei deiner Arbeit in Kasachstan gesammelt?
Die Kasachstaner sind in einer besonderen Situation. Viele sind zweisprachig, mit Russisch und Kasachisch, aufgewachsen. Die russische Sprache ähnelt mit ihrer umfangreichen Grammatik der deutschen Sprache, aber die kasachische Sprache als Turksprache folgt ganz anderen Regeln. Die Schüler sind also lernerfahren und in verschiedenen Sprachsystemen zu Hause. Das vereinfacht das Lernen der deutschen Sprache.
Wie lange braucht man als Anfänger, bis man am Goethe-Institut Almaty Deutsch gelernt hat?
Wir orientieren uns an den Niveaustufen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens. Eine Niveaustufe umfasst bei uns 144 Unterrichtseinheiten im Umfang von je 45 Minuten. Außerdem bieten wir verschiedene Sprachkurse für Schüler, Erwachsene und Aussiedler an. Wenn man ohne Sprachkenntnisse zu uns kommt, braucht man etwa 1,5 Jahre, bis man das Niveau B2 erreicht hat. Mit diesen Kenntnissen kann man schon an manchen technischen Universitäten in Deutschland studieren.
Das Gespräch führte Christine Karmann.
06/11/09