Am 21. März ist der internationale Tag des Waldes, am 22. der des Wassers und am 25. März machen zur „Stunde der Erde“ Aktivisten weltweit auf Klimaschutz aufmerksam. Umwelt– und Ressourcenschutz ist ein wichtiges Thema nicht nur in Europa, sondern auch in Zentralasien. Tadschikistan ist mit einer Vielzahl von Umweltproblemen konfrontiert. Die Anzahl der Energiequellen wird kleiner, die Städte werden größer. Es stellt sich die Frage: Nimmt das Land die Probleme wahr?
Die Republik Tadschikistan hat einen vollen Strauß an Umweltproblemen, die oft sehr eng miteinander verbunden sind. Ein Problem ruft das andere hervor. Timur Idrissow, Umweltschützer und Sprecher der Nichtregierungsorganisation (NGO) „Little Earth“ erklärt: „Der Rückgang der biologischen Vielfalt in Tadschikistan betrifft 50% der Reptilien und Säugetiere. Das liegt zum Teil an der intensiven Abholzung.“
Im Norden des Landes entstehen weitere Probleme durch die radioaktiven Deponien der Uranproduktion, deren Lösung enorme Investitionen und Aufwand verlangt. Außerdem gewinnt und nutzt Tadschikistan aktiv den umweltschädlichen Brennstoff Kohle. Auch in der Landwirtschaft entstehen Umweltprobleme durch die Verwendung chemischer Düngemittel sowie durch die nicht nachhaltige Wassernutzung. 97% der Flächen sind anfällig für Degradierung und Wüstenbildung. Ein Problem in den Städten stellt neben dem ansteigenden Straßenverkehr die Abfallentsorgung, vor allem von Kunststoff und Elektronikschrott, dar.
Überschwemmungen im Frühjahr und Trockenheit im Sommer
Verschärft werden die Probleme durch den Klimawandel, der in Tadschikistan längst angekommen sei, so Idrissow. In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Fläche der Gletscher des Landes um ein Drittel verringert. Die schwindenden Eismassen sind ein erhebliches Problem für das kleine, bergige Land. Im Frühjahr drohen Überschwemmungen und im Sommer ausgetrocknete Flüsse. Die Wasserknappheit beeinträchtigt die Landwirtschaft massiv. In diesem Bereich sind zwei Drittel der Bevölkerung beschäftigt. Auch für die Energieversorgung Tadschikistans, die fast vollständig über Wasserkraft gesichert wird, wäre eine Knappheit dieser Ressource fatal, erklärt Idrissow.
„Little Earth“ ganz groß
Gegen diese Umweltprobleme kämpft Idrissow und seiner NGO „Little Earth“. „Little Earth“ ist eine Umweltorganisation, die von einer Gruppe von jungen Aktivisten Ende 1997 gegründet wurde. Es ist eine eigenständige, gemeinnützige, lokale Organisation, die Mitarbeit basiert auf Freiwilligkeit. „Little Earth“ setzt sich für ein stärkeres Bewusstsein bei Umweltfragen und eine nachhaltige Entwicklung ein. Das heutige Team besteht aus vier Personen.
Sie realisieren eine Reihe von Projekten im Bereich Energiesparen und erneuerbaren Energiequellen. Durch die Unterstützung lokaler Gemeinschaften und Förderung ressourcenschonender Technologien bzw. des Umweltbewusstseins, will „Little Earth“ den Druck auf die natürlichen Ressourcen reduzieren. Die Einführung von alternativen Energien, Ressourceneffizienz und Erhaltungsmaßnahmen sind auch direkt mit der Armutsbekämpfung und der Verbesserung der sozialen Bedingungen der Bevölkerung verknüpft.
Grenzen des Geldes
Allerdings stoßen die Mitglieder von „Little Earth“ bei ihrer Arbeit auf Grenzen. Sie sind abhängig von internationalen Gebern. Bürokratie erschwert viele Projekte. „In den vergangenen Jahren ist es immer schwieriger geworden, Mittel für Umweltschutzprojekte zu finden. Von staatlichen Förderprogrammen gibt es keine Unterstützung. Diese Umstände beeinflussen unsere Arbeitseffizienz. Am Ende konzentrieren sich NGOs auf diese Fragen, und somit werden die Hauptziele und Prioritäten zur Seite geschoben“, bemängelt Idrissow.
Papierkrieg statt Umweltschutz
Durch die finanzielle Einschränkung ist es schwierig, einen Spezialisten oder eine Spezialistin zu finden, die für ein geringes Gehalt arbeiten. Aber selbst wenn das Gehalt stimmt, sind nicht alle bereit, einen befristeten Vertrag für ein halbes oder ganzes Jahr anzunehmen. Neue Mitarbeiter benötigen zudem eine Schulung, die Zeit in Anspruch nimmt, erklärt Idrissow und ergänzt, dass die Routine an bürokratischen Formalitäten ebenfalls Zeit raubt. Letztendlich widmet sich „Little Earth“ mehr dem Papierkrieg als dem eigentlichen Ziel: der Umwelt.
Schachnos Bachtijorowa