Die Schule Nummer 12 in Öskemen veranstaltet jedes Jahr zum Martinstag ein Fest mit einem bunten Programm. Der Martinstag erinnert an den heiligen Martin von Tours, der seinen Mantel mit einem hungrigen und frierendem Bettler geteilt haben soll. Wie in Deutschland gibt es auch in Öskemen einen Laternenumzug an diesem Tag.

Es ist bereits eine Tradition, dass Ende November an unserer Schule das Martinsfest gefeiert wird. Dafür bereiten wir viel vor: Wir üben ein Theaterstück und den Engelstanz ein, malen Plakate, basteln Laternen, lernen Lieder, schneidern Kostüme, bauen eine Kulisse. Die Lehrer wechseln sich jedes Jahr mit der Organisation ab.

In diesem Jahr haben meine Kollegin Anna Astaputschenko und ich das Martinsstück vorbereitet. Dabei wurden wir von der Tanzlehrerin Tatjana Menjschowa und unserer Musiklehrerin Swetlana Tokarewa tatkräftig unterstützt.

Der Engelstanz. | Foto: Autorin

Am Nachmittag des Festtages versammeln sich die Schüler der unteren Klassen (1-6) in der Aula. Es ist ein besonderer Moment für uns. Die Kinder warten in schönen Köstümen auf der Bühne. Zuerst wird die Legende von Martin von Tours erzählt – meist durch Deutsche, die ihren Freiwilligendienst an unserer Schule absolvieren.

Danach kommt ein Mädchen nach vorne und trägt ein Gedicht auf Russisch vor. Dann wird Musik gespielt und das Theaterstück beginnt. Die Ritter „auf den Pferden“ haben Helme auf und tragen rote Umhänge. Ein hungriger Mann bettelt auf der Straße, doch die reichen und hochnäsigen Damen in schönen Kleidungen ignorieren ihn. Die überheblichen Ritter blicken auf den in der Kälte frierenden Bettler hinab – bis Martin kommt. Er hat Erbarmen und teilt seinen eigenen Mantel mit dem Schwert in zwei Hälften. Eine davon schenkt er dem Bettler.

Dann kommen die Engel in leichten Kleidern und zauberhaften Flügeln auf die Bühne. Sie tanzen um den Bettler herum. Im Saal scheint die Zeit still zu stehen. Die Zuschauer blicken gespannnt auf die Bühne und lauschen der Musik. Am Ende werden Gedichte vorgetragen und Lieder gesungen, wie „Laterne“ und „Ich gehe mit meiner Laterne.“ Am Ende gibt es einen tosenden Applaus. Damit ist das Fest jedoch noch nicht zu Ende. Es kommen die Eltern und Verwandten, um die Aufführung ebenfalls zu sehen. Anschließend, wenn es schon dunkel ist, gehen die Lehrer, Eltern und Kinder mit den leuchtende Laternen nach draußen. Der Laternenumzug beginnt. Unterwegs bekommen Passanten Bonbons von den Schülern geschenkt.

Der Umzug endet im Hof unserer Schule. Alle versammeln sich um ein großes Feuer, in das Zettel mit schlechten Worten und Gedanken geworfen werden, damit diese nicht wiederkommen. Am nachfolgenden Tag lassen wir den Festtag Revue passieren. Die Schüler malen von ihren Erlebnissen Bilder, welche an die Wände gehängt werden.

Sandugasch Karimbajewa

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