Der Deutsche Bernd Luz ist gleich mehrfach mit Kasachstan verbunden: Seine Lebensgefährtin und die gemeinsame Tochter leben in Almaty. Er selbst betätigt sich als Künstler und stellt regelmäßig Bilder in Almaty und Nur-Sultan aus.

Fernbeziehungen sind im 21. Jahrhundert wahrlich keine Seltenheit mehr. Manchmal leben Paare mehrere hundert Kilometer entfernt voneinander und sehen sich nur an den Wochenenden. Die Geschichte von Bernd Luz und seiner Partnerin Dinara sticht dabei dennoch hervor: Er lebt in der Nähe von Tuttlingen in Baden-Württemberg, sie im kasachischen Almaty. Macht eine Strecke von über 6.000 Kilometern, für die man laut dem Entfernungsrechner von Google 76 Stunden bräuchte, wollte man sie mit dem Auto zurücklegen. Grenzkontrollen, Zigarettenpausen, Tanken und Schlafen rausgerechnet. Doch Luz fliegt ohnehin lieber, wenn er ca. alle zwölf Wochen zu seiner Partnerin und dem gemeinsamen Kind pendelt – und nicht gerade Corona ist.

Bernd Luz und Lebensgefährtin Dinara on Tour

„Normalerweise sehen wir uns ungefähr alle sechs Wochen“, schildert der studierte Grafik-Designer, der eine Werbeagentur betreibt und sich parallel als Pop-Art-Künstler betätigt. Seit er und Freundin Dinara sich vor sieben Jahren in Paris kennengelernt haben, treffen sie sich mal in Europa, mal in Kasachstan – wie es beruflich gerade passt. Für Luz ist die Fliegerei kein Stress, sagt er. Ganz im Gegenteil: „Ich habe zwei Vollzeitjobs – da arbeite ich tagsüber, abends und am Wochenende. Und wenn ich durch den Flug einen Tag zum Nichtstun verurteilt bin, genieße ich das.“

Kasachische Motive als Inspiration

Das Liebesglück der beiden hat auch dazu geführt, dass die Bilder, die Luz kreiert, regelmäßig ihren Weg auf Ausstellungen in dem zentralasiatischen Land finden. Erstmals 2013, als der Künstler im Zentralen Staatsmuseum in Almaty ausstellte, gefolgt von einer Ausstellung im Deutschen Generalkonsulat drei Monate später. In den Jahren danach gab es seine Bilder unter anderem in der Has Sanat Gallery im damaligen Astana, der Deutschen Botschaft oder dem Porsche-Zentrum in Almaty zu sehen. Im vergangenen Jahr hingen sie im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung im Nationalmuseum in Nur-Sultan.

Auf die Motive für seine Werke stößt Luz durch Beobachtung und Eindrücke. Was ihn inspiriere, das setze er um, sagt er. „Je mehr man sich mit einem Thema auseinandersetzt, desto mehr Motive schwirren einem im Kopf rum.“ Bei den Bildern, die er für Ausstellungen in Kasachstan erstellt, wählt er gern typisch kasachische Motive – was gerade so seine Aufmerksamkeit weckt, wenn er mal wieder im Land unterwegs ist. Mal sind dies Städte – Almaty oder Nur-Sultan mit typischen Symbolen wie dem Bajterek – mal Tiere, die für Kasachstan typisch sind: Schneeleoparden etwa, Wölfe oder Steinadler.

Zusammenspiel aus Malerei und digitalen Techniken

Bei anderen Ausstellungen lässt er sich von seinen großen Hobbies inspirieren: Autos etwa, und neuerdings Aviation. „Ich recherchiere und lese viel, schaue viele Filme, bevor es an die Umsetzung eines Motivs geht.“ Diese läuft dann in mehreren Schritten ab. Zunächst wird mit Acrylfarbe eine Leinwand bemalt und eine Collage aus fotografierten und bearbeiteten Motiven erstellt. Anschließend wird die Collage auf die Leinwand übertragen, die Motive daraufhin malerisch hervorgehoben. Die Bilder bekommen schließlich einen QR-Code zum Scannen, der einen auf die Webseite führt. Dort findet der Interessent Hintergrundinfos zum ausgewählten Bild.

Das Zusammenspiel aus Malerei und digitalen Techniken bevorzugt Luz bei seinen Arbeiten, weil er „möchte, dass meine Bilder die Ausstrahlung von 2020 haben und auch mit den technischen Möglichkeiten des Jahres 2020 erstellt werden“. Dass er damit bei einem älteren Publikum eher weniger punktet, ist ihm bewusst. So habe er einmal auch in einer Pflegeeinrichtung in der Heimat ausgestellt, erzählt er. Die Leute dort hätten dann gesagt: „Mit so was können wir nichts anfangen.“

Kulturelle Brücke zwischen Deutschland und Kasachstan

Einen besonderen Coup landete Luz dagegen beim allerjüngsten Publikum in Kasachstan. Dort riefen vor drei Jahren plötzlich die Nazarbayev Intellectual Schools (NIS) bei seiner Freundin an und bekundeten ihr Interesse an seiner Kunst. In die Gestaltung der neuen Schulbücher sollten auch einige Abbildungen von Luz einfließen. „Das war eine ganz große Überraschung“, so der Baden-Württemberger. Luz stimmte zu, und seit 2018 ist er mit seinen Bildern in drei verschiedenen Schulbüchern für die Klassenstufen 7 und 8 vertreten.

Wenn Luz über Deutschland und Kasachstan redet, ist immer wieder die Rede von einer kulturellen Brücke. An deren Bau möchte er sich auch durch seine Bilder beteiligen. „PopArt symbolisiert die Verbundenheit von Kasachastan mit Deutschland“, steht auf seiner Webseite geschrieben. „Es ist inspirierend, energiegeladen, vielfältig, harmonisch, kulturell und gleichzeitig modern. So wie auch die Zusammenarbeit beider Länder sein sollte.“

Das Treffen mit dem Präsidenten

Präsident Tokajew freute sich über das Geschenk.

Um diese Worte nicht nur künstlerisch mit Leben zu füllen, engagiert sich Luz in der Deutsch-Kasachischen Gesellschaft. Über die lief im vergangenen Jahr auch eine zwar kurze, aber doch besondere Begegnung. Im Dezember weilte der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew auf seinem Antrittsbesuch in Deutschland. Er traf sich dort mit Kanzlerin Merkel, Bundespräsident Steinmeier und Altkanzler Schröder und warb für eine Intensivierung der deutsch-kasachischen Zusammenarbeit vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet.

Als Tokajew nach einer Rede vom Podest stieg und zum nächsten Termin aufbrechen wollte, wartete unten Bernd Luz mit einem Bild, das er extra für Tokajew kreiert hatte. „Als Zeichen der deutsch-kasachischen Freundschaft“, wie er sagt. Darauf zu sehen: Brandenburger Tor, Bajterek, Bundesadler, kasachische Sonne und weitere Motive beider Länder. Er überreichte dem sichtlich erfreuten Präsidenten das Bild als Geschenk und freute sich seinerseits über ein gemeinsames Foto mit dem kasachischen Staatsoberhaupt.

Seit der letzten Reise nach Kasachstan selbst ist indes viel Zeit vergangen. Deshalb hofft Bernd Luz nun, dass die Aufhebung der internationalen Reisebeschränkungen weiter Fahrt aufnimmt. Damit er bald wieder in Kasachstan ausstellen kann – und vor allem seine Familie wieder öfter sieht.

Christoph Strauch

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