Er wurde in Kasachstan geboren, wuchs in Wolfsburg auf und gewann 2009 mit dem VfL die Deutsche Meisterschaft: Sergej Karimow war kein Spieler der großen Worte, sondern der leisen Präsenz und des Einsatzes. Sein früher Tod mit nur 33 Jahren wirft Fragen auf, die unbeantwortet bleiben – doch die Erinnerung an seinen Mut und seinen entscheidenden Pokalmoment lebt fort.
Sergej Karimow wurde am 1. Dezember 1986 in Saran, im heutigen Kasachstan, als Sohn einer Russlanddeutschen geboren. Er wuchs in Wolfsburg auf. Wie viele Familien, die nach dem Ende der Sowjetunion aus Kasachstan nach Deutschland übersiedelten, fand auch seine Familie in Niedersachsen eine neue Heimat. Über seinen familiären Hintergrund ist wenig öffentlich bekannt, doch deutet die frühe Bindung an Wolfsburg darauf hin, dass er dort dauerhaft verwurzelt war.
In der Jugend spielte Karimow zunächst beim SSV Velstove und beim SSV Vorsfelde, bevor er im Jahr 2000 zum VfL Wolfsburg wechselte. Ab der Saison 2006/07 stand er für die zweite Mannschaft des Vereins auf dem Platz. Schon bald galt er als zuverlässig und laufstark, mit einer robusten Spielweise und einer erkennbaren Leidenschaft für den Zweikampf. Auf Empfehlung des Trainers Bernd Hollerbach rückte er in der Saison 2007/08 in den Profikader auf.
Ein kurzer Erfolg in der Bundesliga
Am 8. Dezember 2007 absolvierte Karimow sein erstes Bundesligaspiel, als er gegen den VfB Stuttgart in der Startelf stand. Auch an den beiden folgenden Spieltagen spielte er jeweils über die volle Distanz. Sein wohl bekanntester Auftritt folgte am 30. Januar 2008 im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den FC Schalke 04. Kurz vor Schluss erzielte er den Ausgleich zum 1:1 und verwandelte im anschließenden Elfmeterschießen den entscheidenden Strafstoß. Für viele Fans wurde dieses Spiel zu einem Moment, der sie dauerhaft mit seinem Namen verband.
Bereits im Dezember 2007 hatte Karimow einen bis 2010 laufenden Profivertrag unterschrieben. In der Saison 2008/09 gewann der VfL Wolfsburg die erste Deutsche Meisterschaft seiner Vereinsgeschichte. Karimow stand dabei zwar nur einmal in der Bundesliga auf dem Platz, blieb aber Teil des erweiterten Kaders. In der darauffolgenden Saison spielte er nahezu durchgehend in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga, während er im Profiteam nicht mehr eingesetzt wurde.
Trotz fehlender Bundesligaeinsätze wurde er 2010 in die kasachische Nationalmannschaft berufen. Am 11. August 2010 lief er im Freundschaftsspiel gegen den Oman auf und kam damit zu seinem einzigen Länderspiel.
Zur Saison 2011/12 wechselte Karimow zum Zweitligisten MSV Duisburg. Nach anfänglich soliden Leistungen verlor er im weiteren Verlauf seinen Stammplatz und verließ den Verein am Ende der Saison 2012/13. Im Januar 2014 schloss er sich für ein halbes Jahr dem Oberligisten Lupo Martini Wolfsburg an. Verletzungen verhinderten jedoch regelmäßige Einsätze. In seinem einzigen Oberligaspiel gelang ihm dennoch ein Tor.
Viele offene Fragen
Sergej Karimow starb am 24. Dezember 2019 im Alter von nur 33 Jahren. Weder die Todesursache noch der genaue Sterbeort wurden öffentlich bekannt. Der Verein, ehemalige Mitspieler und Fans reagierten bestürzt. Aus den Nachrufen sprach Zuneigung für einen zurückhaltenden, freundlichen Menschen, der im Umgang bescheiden und zuverlässig gewesen sei.
Nihil nisi bene – über Verstorbene soll man nur Gutes sprechen. Bei Karimow fällt dies nicht schwer. Er wurde 2009 mit dem VfL Wolfsburg Deutscher Meister und spielte 2010 für die kasachische Nationalmannschaft. Er war ein Spieler, der nicht durch große öffentliche Auftritte auffiel, sondern durch Einsatz, Loyalität und die Fähigkeit, im richtigen Moment mutig zu sein.
Dennoch bleiben Fragen offen: Wer war sein Vater? Aus welchem Grund und zu welchem Zeitpunkt kam er mit seiner Mutter nach Deutschland? Hatte er eigene Kinder? Und woran starb er? Diese Fragen bleiben unbeantwortet. Nach dem heutigen Stand der Dinge würde wohl auch eine nähere Recherche keine zuverlässigen Antworten erbringen. Daher sprechen für ihn umso mehr sein sportliches Wirken und die Erinnerung derer, die ihm begegnet sind.


























