Im zweiten Teil ihrer Serie beleuchten die Kollegen von Volk auf dem Weg den Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941. Dieser hatte die ganze deutsche Volksgruppe für Jahrzehnte schuldlos an den Pranger gestellt und den Untergang der Sowjetdeutschen besiegelt.

Für die Russlanddeutschen in der Sowjetunion war der deutsch-sowjetische Krieg eine Katastrophe, die einen jahrzehntelangen Opfergang der Volksgruppe heraufbeschwor: Den beachtlichen menschlichen Verlusten folgte der Verlust der Sprache, Kultur und nationalen Identität. Der berüchtigte Erlass des Präsidiums Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941, der die Wolgadeutschen und somit die ganze Volksgruppe für Jahrzehnte schuldlos an den Pranger stellte und den Untergang der Deutschen in der Sowjetunion endgültig besiegelte, markiert einen tiefen und bis in die Gegenwart nachwirkenden Einschnitt in der russlanddeutschen Geschichte.

Bis Ende 1941 wurden 794.059 Sowjetbürger deutscher Nationalität (nach anderen Angaben 894.626 Deutsche) aus dem europäischen Teil der Sowjetunion nach Sibirien und Kasachstan „umgesiedelt“.

Erste „Evakuierungen“ der Deutschen in der Sowjetunion – noch vor dem Erlass vom 28.8.1941

„Evakuierungen“ (so anfänglich der Begriff) der Deutschen aus den Gebieten des deutschen Vormarsches in entlegene Regionen hinter den Ural (Sibirien, Kasachstan, Mittelasien) war eine der ersten Reaktionen der sowjetischen Regierung auf den Überfall Hitlerdeutschlands. Die Zwangsumsiedlungen der Deutschen, die mit dem Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges mit aller Härte durchgeführt wurden, sollten nicht nur auf die Wolgadeutschen beschränkt bleiben. Betroffen waren alle europäischen Siedlungsgebiete der Deutschen in der Sowjetunion. Die ganze „deutsche Operation“ verlief unter Ausschluss der sowjetischen Öffentlichkeit.

Die politische Begründung der Rechtmäßigkeit der Deportationen beinhaltete der Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets vom 28.08.1941 „Über die Umsiedlung der Deutschen, die in den Wolga-Rayons leben“. Als Begründung für die Aussiedlungen/Umsiedlungen/Deportationen galten Beschlüsse, Verordnungen, Richtlinien, Instruktionen oder Befehle des Staatlichen Verteidigungskomitees, des Rates der Volkskommissare der UdSSR, des NKWD, der Kriegsräte der Fronten und anderer Institutionen, welche die gesamte Durchführungsordnung bestimmten. Diese organisierte Umsiedlung diente vor allem der unbeschränkten Ausbeutung der Arbeitskräfte unter ständiger Kontrolle der Staatsorgane – noch Jahre nach dem Krieg lebten die Deutschen mit dem Status „Sondersiedler“.

Als erste wurden ab Juli 1941 ca. 53.000 Krimdeutsche innerhalb kürzester Frist in den Nordkaukasus zwangsweise ausgesiedelt. Die offizielle Erklärung lautete: „Wir bringen euch ins Hinterland, damit ihr nicht unter den Kriegshandlungen zu leiden habt.“ Später wurden sie zusammen mit nordkaukasischen Deutschen weiter nach Zentralasien vertrieben.

„Der Kollaboration beschuldigt“

Am 6. August 1941 erließ der Kriegsrat der Leningrader Front den Befehl über die Umsiedlung der Deutschen aus der Stadt und dem Gebiet Leningrad. Im August-September 1941 wurden aus Leningrad und Umland 96.000 Bürger finnischer und deutscher Nationalität vertrieben (allein 50 000 Deutsche aus dem Gebiet um Leningrad).

Laut dem Erlass vom 31. August 1941 „Über die auf dem Territorium der Ukrainischen SSR lebenden Deutschen“ wurden die Ukrainedeutschen der Kollaboration mit der Wehrmacht beschuldigt. Aber schon vorher zogen die sowjetischen Behörden die deutschen Männer im arbeits- und wehrfähigen Alter aus den östlichen Gebieten der Ukraine ab, über 18.600 Personen wurden mobilisiert. Der schnelle Vormarsch der deutschen Truppen nach Osten verhinderte weitere Mobilisierungen.

Der verleumderische Erlass vom 28. August 1941

Schon im Juli 1941 besuchten Molotow und Berija Engels die Hauptstadt der Wolgarepublik. In einer Sitzung des Parteiapparats und der Vertreter der Roten Armee wurde unter anderem „die Gefahr“ thematisiert, die die Wolgadeutschen zu dieser Zeit angeblich heraufbeschwören könnten.

Am 30. August 1941 wurde der Erlass „Über die Umsiedlung der Deutschen, die in den Wolga-Rayons leben“ vom 28.8.1941 in den Zeitungen „Nachrichten“ und „Bolschewik“ der Wolgarepublik veröffentlicht, unterzeichnet vom Staatsoberhaupt Michail Kalinin im Namen des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR. Der Erlass bildete die politische Grundlage für die vom 3. bis 20. September durchgeführte Deportation aus dem Wolgagebiet, zu dem außer der Wolgarepublik die Gebiete Saratow und Stalingrad gehörten.

Für die „Umsiedlung“ der Wolgadeutschen schob der Erlass ihre vermeintliche Kollaboration mit dem Feind vor. Darin wurde behauptet, dass es in der Wolgarepublik „Tausende und aber Tausende Diversanten und Spione“ gebe, die auf ein „aus Deutschland gegebenes Signal Explosionen in den von den Wolgadeutschen besiedelten Rayons auszuführen haben“. Infolgedessen sehe sich „die Sowjetregierung gezwungen, Strafmaßnahmen gegen die gesamtdeutsche Bevölkerung des Wolgagebiets zu ergreifen“.

Dazu schrieb Hugo Wormsbecher, Publizist und russlanddeutscher Autonomieaktivist, in seinem Beitrag „Die sowjetdeutschen Probleme und Hoffnungen“ („Heimatlichen Weiten“, 1/1988): Vom 22. Juni bis zum 10. August 1941 wurden in der Republik der Wolgadeutschen 145 Personen verhaftet, darunter zwei, denen man Spionage zur Last legte, die anderen hatte man hauptsächlich wegen ihrer schwarzseherischen Äußerungen festgenommen. Schon allein diese Tatsachen lassen schlussfolgern, dass die Behauptung, die deutsche Bevölkerung der Republik sei ein „dichtes Netz von Diversanten und Spionen“ gewesen, ein Lügenmärchen ist.

Die Deportation der Wolgadeutschen und die Auflösung der Wolgarepublik

Anfang September 1941 wurden in alle wolgadeutschen Orte Militäreinheiten zur „Überwachung von Ruhe und Ordnung“ verlegt. In die Republik der Wolgadeutschen wurden 1.200 NKWD-Mitarbeiter, 2.000 Milizmänner sowie 7.350 Rotarmisten beordert, in das Gebiet Saratow 250 NKWD-Mitarbeiter, 1.000 Milizmänner, 2.300 Rotarmisten. Die Deutschen erhielten strengste Anweisung, ihre Wohnorte nicht zu verlassen. Die Bahnhöfe und die Straßen der Wolgakolonien wurden von Patrouillen der NKWD (sowjetische politische Geheimpolizei 1934-1946) bewacht.

Die Bevölkerung musste innerhalb kurzer Zeit, vielerorts binnen weniger Stunden, zum Abtransport bereit sein. Zuvor waren die Steuern für das gesamte Jahr 1941 zu entrichten und das Eigentum gegen Quittung Sonderbevollmächtigten zu übergeben. Grundsätzlich konnte jede Familie Proviant, Kleidung und andere nützliche Gegenstände (bis zu 200 kg je Familienmitglied) mit sich führen. Die außerordentliche Hast, für den Aufbruch waren höchstens 24 Stunden gegeben (selten dauerte es länger), ließ jedoch meist nur ein Bündel mit den allernotwendigsten Gegenständen zusammenkommen.

„Es wurde Brot gebacken, Schweine und Hühner geschlachtet, Fleisch eingekocht und Speck eingesalzen. Die Kolchoskühe wurden nicht mehr gemolken. Auf der Tenne lag noch viel Weizen herum, das Vieh hatte sich überfressen und ist elendig zugrunde gegangen. Das Gebrüll der Kühe, die gemolken werden wollten, und das Geheul der Hunde, die ein Unheil witterten, stehen mir noch heute in den Ohren. Schon bald ging es mit Ochsen und Pferdewagen in Begleitung von bewaffneten Soldaten bis zum Wolgaufer. Mitnehmen durfte man nur so viel, wie jede Familie tragen konnte“, erinnerte sich David Geibel (geb. 1930 in Zürich).

„Als die Deportation begann – in der Nacht zum 3. September verließen die ersten 50 Waggons mit je 50 eingepferchten Menschen die Stadt Engels – standen unsere Freunde und Nachbarn, Russen und andere, dabei, winkten uns verzweifelt zu und weinten“, beschreibt Jacob Schmal, der letzte Sprecher des Wolgadeutschen Rundfunks in der Stadt Engels.

Man glaubte an ein Wiedersehen mit der Heimat

In Güterzüge (40-60 Personen pro Waggon) verfrachtet, mussten die Deutschen unter menschenunwürdigen Bedingungen wochenlange Fahrten Richtung Osten ausharren. Die Viehwaggons blieben während der gesamten Fahrt von außen verriegelt, der Proviant war knapp und Trinkwasser stand in nur ungenügender Menge zur Verfügung. Dazu, wie die Deportation verlaufen ist, gibt es zahlreiche Berichte von Zeitzeugen, unzählige Erinnerungen sind auch in Buchform festgehalten worden.

Ida Bender (1922-2012), Tochter des wolgadeutschen Schriftstellers Dominik Hollmann, erinnerte sich: „…Wir glaubten nach wie vor fest daran, dass sich alles klären würde mit der Zeit, man würde erkennen, dass wir treue Bürger des Sowjetstaates waren und sind, die Anschuldigungen unbegründet waren. Der Lastwagen brachte uns und weitere Deutsche nicht zur Eisenbahnstation, sondern an Gleise in freier Steppe hinter der Stadt. Hier lagerten schon viele deutsche Familien. Schweigend standen und saßen die Leute auf ihren Bündeln. Endlich am späten Nachmittag kam der Zug – rote Güterwaggons…“

„Geschlachtet, gebacken und gepackt“

Auch David Geibel beschreibt den Beginn der Deportation ähnlich: „Drei Tage mussten wir am Ufer unter freiem Himmel ausharren. Getrunken wurde aus der Wolga, da sind schon mehrere Kinder krank geworden. Endlich wurden wir auf Lastkähne verladen, und es ging flussabwärts Richtung Saratow. Da es dort keinen Platz zum Ausladen gab, schipperte man uns zurück nach Engels, dann wieder nach Saratow, wo wir endlich in Viehwaggons verladen wurden… In der Diele hackte ein Mann mit dem Beil ein Loch – das war für die nächsten drei Wochen die Toilette für Jung und Alt.“

Olga Gehrke-Brauer (geb. 1950) erzählt über die Deportation ihrer Eltern: „Über die Deportation erfuhren meine Eltern am 31.8.1941. Es wurde geschlachtet, gebacken, gekocht und gepackt: Proviant, Bekleidung, Bettsachen, Geschirr. Die Mutter packte die Singer-Nähmaschine ein. Der Vater verstaute einige Bücher in die Kiste. Und für die erst dreimonatige Lilli wurde eine kleine Wanne mitgenommen, die über die ganze Kriegszeit ihre guten Dienste erledigte. Schließlich wurde das Haus abgeschlossen und der Schlüssel beim Vorsitzenden des Dorfrates abgegeben – niemand ahnte, dass der Abschied für immer war. Die Erwachsenen glaubten fest daran, dass sie nach dem Krieg in ihr Haus zurückkehren.“

Aufteilung des Siedlungsgebiets

Insgesamt wurden aus dem Wolgagebiet Hundertausende Deutsche deportiert: Wolgarepublik – 373.529 Personen, Gebiet Saratow – 46.706 Personen, Gebiet Stalingrad – 26.245 Personen, Gebiet Kujbyschew – 11.101 Personen, Gebiet Astrachan – 19.850 Personen. Nicht umgesiedelt wurden 1.487 Deutsche, „weil sie Mitglieder russischer Familien waren“.

Nach mehrwöchiger Reise gelangten die deportierten Wolgadeutschen an ihre Bestimmungsorte: Mehr als 80 Prozent wurden in sibirischen Gebieten und Regionen angesiedelt (die Regionen Altai und Krasnojarsk sowie die Gebiete Omsk und Nowosibirsk), den Rest verteilte man auf die Gebiete Kustanai, Pawlodar, Nordkasachstan und Akmolinsk in Kasachstan.

Kaum waren die Wolgadeutschen fort, wurde das Territorium der ASSR der Wolgadeutschen laut dem Beschluss des Präsidiums des Obersten Rates der Sowjetunion vom 7. September 1941 zwischen den Gebieten Saratow und Stalingrad (seit 1961 Gebiet Wolgograd) aufgeteilt.

Deportationen der Deutschen aus anderen Regionen

Innerhalb kürzester Zeit wurde der Deportationsbefehl auf Deutsche in anderen Gebieten ausgedehnt und stellte somit alle Deutschen unter Generalverdacht. Am 6. September 1941 wurde über die Umsiedlung der Deutschen aus den Gebieten Moskau (8.611 Personen) und Rostow am Don (21.400) beschlossen. Am 8. September 1941 kam der Beschluss des Verteidigungskomitees der Sowjetunion über die Versetzung von deutschen Armeeangehörigen (etwa 15.000 Soldaten der Roten Armee deutscher Nationalität) in Bautrupps – die ersten deutschen Arbeitskolonnen.

Am 21. September 1941 wurde die Umsiedlung von 63.000 Deutschen aus dem Gebiet Saporoschje, von 41.000 Deutschen aus dem Gebiet Stalino und von 5.487 Deutschen aus dem Gebiet Woroschilowgrad beschlossen. Im September/Oktober 1941 kam der Befehl des Kriegsrates der Westfront über die Umsiedlung der Deutschen aus dem Gebiet Kalinin. Anfang Oktober wurden 5.125 Deutsche aus dem Gebiet Woronesh und 2.639 Deutsche aus dem Gebiet Gorki ausgesiedelt.

Deportation der Deutschen aus dem Nordkaukasus: Der Beschluss über die Umsiedlung der Deutschen aus den nordkaukasischen Gebieten (die Regionen Krasnodar und Ordschonikidse sowie die Kabardino-Balkarische und die Nord-Ossetische ASSR) erfolgte bereits am 21. September 1941, vom 25. September bis zum 10. Oktober sollte die deutsche Bevölkerung (laut Befehl) nach Kasachstan umgesiedelt werden.

Die letzte Welle traf die Kaukasusdeutschen

In den statistischen Angaben der Materialsammlung des KGB der UdSSR über die Zahl der deportierten Deutschen aus dem Nordkaukasus ist nachzulesen (Stand bis zum 25. Dezember 1941): aus der Dagestanischen ASSR 5.048 Deutsche, der Kabardino-Balkarischen ASSR 5.327 Deutsche, der Nord-Ossetischen ASSR 2.929 (5.847) Deutsche, aus der ASSR der Tschetschenen und Inguschen 858 Deutsche, aus der Region Krasnodar 34.287 (37.733) Deutsche und aus der Region Ordschonikidse 95.689 (99.900) Deutsche.
In Klammern sind die Angaben des Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten der UdSSR über die Umsiedlung zum 1. Januar 1942 verzeichnet (aus der Sammlung des Historikers Prof. Dr. Nikolai Bugai). Insgesamt wurden aus den nordkaukasischen Gebieten etwa 140.000 Deutsche deportiert und über verschiedene Gebiete Kasachstans zerstreut.

Deportation der Deutschen aus dem Südkaukasus: Die letzte massive Deportationsaktion im Oktober 1941 betraf die Deutschen im Südkaukasus. Als Grundlage galt der Beschluss des Staatlichen Verteidigungskomitees der UdSSR „Über die Umsiedlung der Deutschen aus der Georgischen, der Aserbaidschanischen und der Armenischen SSR“ vom 8. Oktober 1941.

Nur wenige Stunden, um zu packen

In einem Schreiben von L. Berija an J. Stalin ist nachzulesen: „Zwecks Vorbeugung antisowjetischer Tätigkeit seitens der in der Georgischen, der Aserbaidschanischen und der Armenischen SSR lebenden Deutschen erachtet es das NKWD der UdSSR für zweckmäßig, die als antisowjetisches und verdächtiges Element operativ Erfassten in Haft zu nehmen und den übrigen Teil der deutschen Bevölkerung – 46.533 Personen – in die Kasachische SSR umzusiedeln.“ Zur Aussiedlung standen: in Georgien 23.580 Personen, Aserbaidschan 22.741 Personen, Armenien 212 Personen. Die Aussiedlungsoperation sollten laut Beschluss des Staatlichen Verteidigungskomitees zwischen dem 15. Oktober bis zum 30. Oktober 1941 stattfinden.

Schon am 17. Oktober 1941 mussten die Gebäude abgegeben werden. Oft hatten die Deutschen nur wenige Stunden, um ihre Sachen zu packen. Die Häuser wurden an Umsiedler aus anderen Regionen Transkaukasiens vergeben. Von ihrem ganzen Eigentum blieb den Siedlern am Ende nur eine Quittung des örtlichen Sowjets und ein Stück Handgepäck.

Auf Lastwagen wurden die deutschen Familien zum Bahnhof von Gandscha gebracht. Weiter ging es mit der Eisenbahn nach Baku. Hier wurden die Deportierten am 25. Oktober auf Schiffe verladen und über das Kaspische Meer nach Krasnowodsk in Turkmenien gebracht. Den Helenendorfern folgten weitere Dorfgemeinschaften. Der Abschied schmerzte bis ins tiefste Innere, viele ahnten, dass es für immer ist. Das Lied „Ade, mein Heimatland“, von einem gewaltigen Chor von Männern und Frauen getragen, war der letzte Gruß an die Heimat, die jeder jetzt hinter sich lassen musste, und keiner wusste, was ihn noch erwartet.

Eine Fahrt zur Hölle

Von Krasnowodsk begann für die Kaukasusdeutschen eine wochenlange Eisenbahnfahrt in Viehwaggons. Sie führte vom Ostufer der Kaspisee durch die Wüstengebiete und dauerte bis Mitte November. Ein etwa 5.000 Kilometer langer Irrweg über Aschchabad und Buchara in Turkmenien, Samarkand und Taschkent in Usbekistan, dann nach Nordwesten bis Orenburg im Uralgebiet und bis Omsk in Sibirien und schließlich wieder nach Süden bis Akmolinsk (Zelinograd) in Kasachstan, wo es bereits vor 1918 deutsche Siedlungen gegeben hat.

Da viele Menschen zusammengepfercht waren und es an Wasser fehlte, wurde die lange Reise zur Höllenfahrt. Viele Alte und Schwache fanden ihr Grab in den Sandwüsten Mittelasiens. Erst ab Samarkand gab es Trinkwasser. Die ersten Gruppen der Deportierten wurden bereits um Alma-Ata und am Balchaschsee ausgesetzt. Die weiteren Transporte erreichten über Karaganda die Stadt Akmolinsk und wurden von dort auf die Gebiete Akmolinsk, Dschambul, Karaganda, Kustanai, Pawlodar, Petropawlowsk oder Semipalatinsk auf die umliegenden Siedlungen verteilt; vor allem in entlegenen Gebieten, dort, wo Arbeitskräfte am nötigsten waren.

Zusammenfassung: Nina Paulsen (Nach Texten der Historiker Alfred Eisfeld, Arkadi German, Viktor Krieger, Nikolai Bugai).

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