Der Ex-Außenminister Usbekistans war erst im April von seinem langjährigen Posten zurückgetreten. Nun kümmert er sich wieder um Außenpolitik: als Sonderbeauftragter des usbekischen Präsidenten. Seine erste Reise führt Komilov nach Afghanistan, wo er bereits im Oktober vergangenen Jahres mit den Taliban verhandelte.

Das offizielle Usbekistan hatte in der vergangenen Woche eine aufsehenerregende Personalie zu vermelden. Wie der Pressesprecher von Präsident Shavkat Mirziyoyev am Donnerstag mitteilte, wird künftig der 74-jährige Abdulaziz Komilov den Posten als Sonderbeauftragter des Präsidenten für internationale Fragen innehaben. Komilov war erst im April von seinem Posten als Außenminister zurückgetreten, was einige Beobachter auf Äußerungen zurückgeführt hatten, die er im Zusammenhang mit den Ereignissen in der Ukraine getätigt hatte.

Ein politisches Urgestein in Usbekistan

Komilov hatte bei einer Senatssitzung Mitte März erklärt, dass er die selbsternannten Volksrepubliken Lugansk und Donezk nicht anerkenne und die territoriale Integrität der Ukraine unterstütze. Zudem hatte er sich für eine friedliche Lösung in der Ukraine auf diplomatischem Wege ausgesprochen. Dafür jedoch, so Komilov, „müssen zuerst die Militäraktionen enden“. Weil Usbekistan sich in dem Konflikt wie alle zentralasiatischen Länder offiziell neutral verhält, interpretierten einige Beobachter die Aussage als Abweichen von dieser offiziellen Position. In einer offiziellen Verlautbarung des Außenministeriums war jedoch bereits vor Komilovs Rücktritt die Rede von gesundheitlichen Problemen des Ex-Ministers.

Komilov ist in Usbekistan ein politisches Urgestein. Den Posten als Außenminister hatte er zweimal für einen langen Zeitraum inne: einmal von 1994 bis 2003, ein zweites Mal von 2012 bis 2022. Von 2004 bis 2010 war er zudem Botschafter Usbekistans in den Vereinigten Staaten. Nach seinem Rücktritt blieb Komilov zudem ebenfalls politisch tätig: Er wurde zum stellvertretenden Sekretär des Sicherheitsrates beim Präsidenten ernannt, wo er sich mit außen- und sicherheitspolitischen Themen beschäftigte. Seine neue Rolle als Berater für internationale Fragen macht daher Sinn.

Bereits zweite Afghanistan-Reise seit Taliban-Umsturz

Seine erste Dienstreise führte Komilov am Sonntag direkt ins Nachbarland Afghanistan, wo er an der Spitze einer usbekischen Delegation Gespräche mit den aktuell amtierenden Machthabern, darunter Taliban-Vertretern, führte. Komilov lud dabei den geschäftsführenden Taliban-Außenminister Amir Chan Muttaki zu einer Afghanistan-Konferenz ein, die im Juli in Taschkent stattfinden soll. Muttaki sagte daraufhin seine Teilnahme zu.

Für Komilov war es bereits der zweite Besuch in Afghanistan, seit die Taliban im August 2021 die vom Westen unterstützte Regierung gestürzt und die Macht ergriffen hatten. Zuletzt war er im Oktober – damals noch als Verteidigungsminister – in Kabul. Zudem hatte er im Februar die internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen, sich auf das Taliban-Regime einzulassen und dem armen Land Hilfsgüter zu gewähren, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern. Eine Verschlechterung der Lage könne zu Radikalisierung, gewaltsamen Zusammenstößen und einer weiteren Konsolidierung von Extremisten führen, so Komilov damals.

cstr.

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