Alexander Schröder unterstützte als integrierte Fachkraft des Centrums für Internationale Migration und Entwicklung (CIM) den Aufbau der Deutsch-Kasachstanischen Assoziation der Unternehmer (DKAU). Nach etwas mehr als drei Jahren in Kasachstan wendet sich der 34-Jährige jetzt neuen Aufgaben zu.

/Foto: Friedemann Schreiter/

Herr Schröder, charakterisieren Sie Kasachstan bitte mit drei Worten!

kontrastreich, spannend, manchmal ermüdend

Was haben Sie in ihrer Zeit hier erreicht?

Zusammen mit dem DKAU-Team haben wir es geschafft, eine Verbandstruktur aufzubauen und zu konsolidieren. Am Anfang, als ich herkam, gab es viele Zweifel, ob ein solcher Verband überhaupt lebensfähig ist. Diese Zweifel dürften jetzt bei den meisten ausgeräumt sein.

Wie viele Mitglieder hat die DKAU?

Derzeit hat die DKAU 54 ausschließlich juristische Personen als Mitglieder. Im Jahr 2005 waren es noch 25. Von den 54 Mitgliedern haben 41 ihren Unternehmenssitz in Kasachstan,
12 ihren Firmensitz in Deutschland, und wir haben ein Mitglied aus Österreich.

Die DKAU soll mit Hilfe der deutschstämmigen Unternehmer im wirtschaftlichen Sinne Brücken zwischen Deutschland und Kasachstan bauen. Gelingt das?

Ja. 29 Mitgliedsunternehmen werden von Deutschstämmigen geleitet. Die Brückenfunktion wird beispielsweise sichtbar, wenn Unternehmen aus Deutschland nach Kasachstan kommen und mit unseren Mitgliedern in Kontakt treten und idealerweise Kooperationen eingehen. Aber selbst ein Informationsaustausch mit und unter den Mitgliedern sehe ich schon als Erfolg. Auch ein deutsch-kasachstanisches Joint Venture im Weinhandel wurde mit Unterstützung der DKAU gegründet.

Hierzulande gibt es neben der DKAU noch den Deutschen Wirtschaftsklub in Kasachstan (DWK) und die Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft. Im letzten Jahr kam es im Vorfeld des Besuchs von Bundeswirtschaftsminister Glos (CSU) zu Unstimmigkeiten zwischen der DKAU und den anderen Organisationen. Wer ist denn nun eigentlich der Interessenvertreter der deutschen Wirtschaft in Kasachstan?

Konkurrenzgedanken sind in diesem Kontext völlig deplaziert. Jede Organisation hat ihre Aufgaben, Besonderheiten und damit eine Daseinsberechtigung. Mit wem letztlich die Unternehmen zusammenarbeiten, oder wo sie eintreten, entscheiden sie selbst. Da tut vielleicht auch etwas Wettbewerb gut. Insgesamt macht es keinen Sinn, Barrikaden aufzubauen, wir sollten zusammenarbeiten und uns gegenseitig ergänzen. Genau das hat die DKAU im letzten Jahr zur Organisation einer gemeinsamen Veranstaltung vorgeschlagen, was ja bedauerlicherweise und bekanntlich speziell vom DWK abgelehnt wurde. Hoffen wir für die Zukunft auf eine Beilegung dieser unproduktiven Situation!

Der Verband ist aufgebaut. Wie geht es jetzt weiter?

Wichtig für die Zukunft ist, dass das, was geschaffen wurde mit Kontinuität, neuen Ideen und neuer Kraft weitergeführt wird. Jetzt geht es darum, die Finanzkraft des Unternehmerverbandes auszubauen und verstärkt professionelle Dienstleistungen anzubieten. Gleichzeitig darf die individuelle Betreuung der Mitglieder nicht vernachlässigt werden. Aber dies obliegt nun dem zukünftigen Geschäftsführer, dem ich hierbei viel Erfolg und Schaffenskraft wünsche.

Welche Dienstleistungen könnte der Verband in Zukunft anbieten?

Vorerst geht es um Kontinuität und Verfeinerung der derzeitigen Dienstleistungen, später dann um eine Erweiterung. Unternehmen aus Deutschland und Kasachstan haben jeweils unterschiedliche Interessen. Das muss unbedingt berücksichtigt werden. Es darf aber auch nicht sein, dass eine Klientel bevorzugt wird, so dass zusätzlich zum individuellen Ansatz Themen gefunden werden müssen, die für alle interessant sind. Alle Mitglieder sind beispielsweise daran interessiert, für in Deutschland lebende Aussiedler aus Kasachstan unter erleichterten Umständen eine Arbeitserlaubnis in Kasachstan zu erwirken. Dieses Thema müsste auf oberster politischer Ebene angesprochen werden, zu der die DKAU gute Zugänge unterhält. Deutsche Unternehmen, die neu in Kasachstan sind, wollen ein Gefühl für das Land bekommen, sind auf Personalsuche und benötigen Kontakte zu lokalen Unternehmen.

Und welche Bedürfnisse haben speziell die kasachischen Mitgliedsunternehmen?

Sie wollen in erster Linie Schutz durch offizielle Strukturen. Sie brauchen einen Verband, der hinter ihnen steht und im „Ernstfall“ auch politisches Gewicht hat. Leider ist es in Kasachstan nicht unüblich, erfolgreiche Unternehmen unter Beschuss zu nehmen. Ein einzelner Unternehmer kann sich dagegen kaum wehren. Mit den guten Beziehungen zur kasachischen Regierung und dem direkten Draht zu deutschen staatlichen Institutionen kann die DKAU ihren Mitgliedsunternehmern beistehen. Visa-Unterstützung ist eine weitere Leistung des Verbandes.

Sie verlassen Kasachstan. Was lassen Sie zurück?

Viele Freunde und hoffentlich einen weiterhin prosperierenden Verband.

Wo arbeiten Sie zukünftig?

Ich werde für das Hamburger Schienenlogistik-Unternehmen VTG nach Moskau gehen und dort den Markteintritt in die GUS mitgestalten. So richtig wird mich Kasachstan aber auch dort nicht loslassen. In meiner neuen Funktion bin ich auch für dieses Land zuständig. Auf meinen nächsten Besuch freue ich mich schon jetzt.

Das Interview führte Ulf Seegers

14/03/08

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