Endlich angekommen in Kasachstan: Am Montag eröffnete die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) unter dem Dach der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) ihre Wanderausstellung „In zwei Welten“ in Nur-Sultan.
Die Ausstellung, die vom Bundesinnenministerium gefördert wird, gibt es bereits seit September 2017. Sie startete damals in Berlin und hat seitdem an 23 Standorten Halt gemacht, zuletzt in den russischen Städten Nowosibirsk und Marx.
Ziel ist es, Herkunft und Tradition deutschstämmiger Volksgruppen sowie aktuelle Tätigkeiten ihrer Verbände innerhalb der AGDM im Ausland vorzustellen. Nach Angaben der Veranstalter wird „durch historische wie aktuelle Schwerpunktsetzungen sichtbar, wo und in welchen Ländern sich deutsche Sprache, deutsche Traditionen und Überlieferungen sowie neue Ideen für das Deutsche manifestieren“.
AGDM-Sprecher Gaida: Sprache, Kultur und Geschichte erhalten
Der Sprecher der AGDM Bernard Gaida ließ es sich nicht nehmen, selbst zur Eröffnung der Ausstellung in den Räumlichkeiten der Eurasischen Nationalen Universität anzureisen. Mit dabei waren auch Albert Rau, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Stiftung „Wiedergeburt“ und Maschilis-Abgeordneter, sowie Vertreter deutschsprachiger Organisationen und Institutionen in Kasachstan – darunter Johannes Schuhmann von der GIZ, der Leiter des KAS-Büros in Nur-Sultan Thomas Helm und der österreichische Botschafter in Kasachstan Gerhard Sailler.
In seinem Grußwort betonte Albert Rau, wie wichtig es sei, Erbe, Kultur und Sprache der Deutschen Kasachstans zu bewahren und an die junge Generation weiterzugeben. AGDM-Sprecher Gaida bedankte sich bei der Leitung der ENU für die Zusammenarbeit im Rahmen des gemeinsamen Projekts. In seiner Rede unterstrich er die Herausforderungen, vor denen die deutsche Gemeinschaft steht. Die deutsche Sprache, vor allem aber die dialektale Vielfalt, seien im Alltagsgebrauch nahezu ausgestorben, Denkmäler und Ruhestätten seien dem Verfall preisgegeben.
Von Kasachstan bis Slowenien gebe es aber Deutsche, die all das erhalten und die Rolle der Deutschen bei der Bewahrung von Kultur und Geschichte verteidigen wöllten. „Noch mehr aber bemühen wir uns, die Sprache und Kultur in unseren Herzen und Köpfen zu bewahren, und auch den Reichtum der Länder Europas zu schützen.“ Allein für sich genommen sei man als Minderheit zu klein für die Bewältigung dieser großen Aufgabe. Deshalb bedürfe es der Unterstützung der Heimatländer der deutschen Volksgruppen ebenso wie der durch Deutschland. „Schulbildung, Erwachsenenbildung, kulturelle Tätigkeiten, Medienzugang, politische Beteiligung, Jugendarbeit – das sind jene Bereiche der modernen Gesellschaft, die Professionalisierung erfordern.“
Breites Themenspektrum der AGDM-Ausstellung
Die AGDM-Ausstellung spiegelt diese Bereiche in ihrem Themenkanon wider. In sieben themenübergreifenden Blöcken geht sie der Frage nach „Was bedeutet deutsche Identität als Minderheit?“ Antworten finden die Besucher in 50 Kilogramm schweren „Thementruhen“ – je einer für die Themen Sprache, gelebte Tradition, Religion, Erinnerung an Vertreibung und Deportation, Jugend- und Medienarbeit und Kunst. Die Thementruhen sind mit verschiedenen Elementen wie Medien, Video- und Audiostationen, Themenbüchern, Bildcollagen, erklärenden Texten ausgestattet.
Bernard Gaida nutzte derweil seinen Aufenthalt in Nur-Sultan nicht nur für die Eröffnung der Wanderausstellung. Er besuchte auch die regionale Gesellschaft der „Wiedergeburt“ in der Hauptstadt und lernte die Arbeit der Sonntagsschule kennen. Am letzten Tag gab es noch eine Führung durch den zukünftigen Sitz der Wiedergeburt-Gesellschaften, bevor es wieder zurück nach Deutschland ging.