Almaty ist 2019 dem Green-Cities-Programm der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung beigetreten. Das Programm verfolgt das Ziel, Städte in Europa und Zentralasien dabei zu fördern, ihre Umweltgüter nachhaltig zu nutzen, sich an den Klimawandel anzupassen und zugleich zum sozialen und wirtschaftlichen Wohlstand der Bevölkerung beizutragen.

2022 erschien als erster Schritt ein Aktionsplan, in dem sich das ambitionierte Ziel gesetzt wird, Almaty zu Zentralasiens „Green Innovation Hub“ zu machen. Dazu sollen vier Faktoren beitragen: die Verbesserung der Luftqualität, Zukunftsfähigkeit, die Entwicklung hin zu einer grünen und smarten Stadt und der Anschluss abgehängter Außenbezirke. Der Aktionsplan sieht insgesamt 30 kurzfristige Maßnahmen bis 2027 und langfristige Maßnahmen für den Zeitraum zwischen 2028 und 2037 vor.

Eine lebenswerte Zukunft trotz Klimawandel

Almaty hat seit Jahrzehnten mit hoher Luftverschmutzung zu kämpfen. Besonders alarmierend war Anfang 2025 das Echtzeit-Ranking des Schweizer Unternehmens IQAir zu den Städten mit der höchsten Luftverschmutzung weltweit: Almaty belegte hier am 14. Januar den ersten Platz. Dies wurde von Expert*innen als sehr gefährlich für die Gesundheit eingestuft. Den größten Anteil an der Luftverschmutzung trägt der kohlebasierte Energiesektor, daneben die Industrie und der Stadtverkehr. Der Aktionsplan sieht daher unter anderem die Umstellung des größten Kohlekraftwerks Almaty-CHP-2 von Kohle auf Gas vor. Bis 2026 sollen dafür drei Turbinen in Betrieb genommen werden. Daneben ist auch der Ausbau des klimafreundlichen öffentlichen Nahverkehrs und der Fußgänger*innen- und Radwege vorgesehen.

Um die Stadt resilienter gegenüber dem Klimawandel zu machen, ist die Ressource Wasser von besonderer Bedeutung. Kasachstan hat mit großer Wasserknappheit zu kämpfen. In Almaty hatte man bisher den Vorteil, Wasser direkt von den Gletschern unweit der Stadt beziehen zu können. Durch steigende Temperaturen schmilzt das ewige Eis jedoch rapide. Dies führt zu übermäßigen Wassermassen bis hin zu Fluten, die die Infrastruktur nicht aufnehmen kann. Das Wasser verschwindet daraufhin ungenutzt. Das führt langfristig zu Wasserknappheit. Diesen Herausforderungen soll durch wasseraufnahmefähige Grünflächen, Speicher und Auffangbecken entgegengetreten werden.

Neben Maßnahmen zur Digitalisierung und Entwicklung neuer nachhaltiger Technologien thematisiert der Plan die Herausforderung der hohen Zuzugszahlen und die Sicherstellung lebenswerter Bedingungen. Ein interessanter Ansatz bietet hier das Konzept der „15-Minuten Stadt“. Dieses sieht vor, dass alle Anwohner*innen ihre Grundbedürfnisse, zu denen insbesondere die Erreichbarkeit von Grünflächen gezählt wird, innerhalb von 15 Minuten erfüllen können. Die Durchführung eines solchen Konzeptes sollte bis 2024 geprüft werden.

Wo steht Almaty heute?

Seit *Veröffentlichung des Aktionsplans sind bald drei Jahre vergangen. Das Unternehmen, das für den Betrieb des Heizkraftwerks Almaty-TEZ-2 zuständig ist, hat in der Zwischenzeit mehrere Kreditverträge zur Finanzierung der Umstellung der städtischen Energieversorgung auf Gas abgeschlossen. Zudem stellte die Regierung einige Modernisierungsprojekte für Almaty vor. Wie schnell diese vorangehen werden, bleibt abzuwarten. Bei der Vorstellung des Plans im Oktober 2022 wurde von der Organisation Zelenoe spasenie (Grüne Rettung) die fehlende Einbeziehung der Öffentlichkeit kritisiert.

Außerdem fehle es dem Aktionsplan an einer Auseinandersetzung mit möglichen Herausforderungen bei dessen Umsetzung und an einem soliden rechtlichen Rahmen. Darüber hinaus hinterfragte die Organisation die dem Aktionsplan zugrunde liegende Datenbasis. Unabhängig davon, inwieweit das ambitionierte Ziel, Almaty als Zentralasiens „Green Innovation Hub“ zu etablieren, erreicht werden kann, verlangen zumindest die erschreckenden Luftverschmutzungswerte ein schnelles Handeln zum Wohl und im Sinne der Bevölkerung.

Leonore Franz

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