Wie viel Zukunft in einer Universität steckt, zeigte sich am letzten Tag des Staatsbesuchs von Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger in Kasachstan. Nach hochrangigen politischen Gesprächen in Astana führte ihre Reise nach Almaty und als krönendem Abschluss zur Deutsch-Kasachischen Universität (DKU), einer einzigartigen Bildungseinrichtung im Herzen Zentralasiens. Dort sprach Universitätspräsident Prof. Dr. Wolrad Rommel offen über die ambitionierten Pläne, die internationalen Kooperationen und die drängenden Herausforderungen der DKU.
Zunächst stellte Universitätspräsident Prof. Dr. Wolrad Rommel die zentralen Zukunftsstrategien der von ihm geleiteten Hochschule vor. Die DKU verfolgt ein inhaltlich breit angelegtes Konzept mit vier thematischen Schwerpunkten, die von der Herstellung „grünen“ Wasserstoffs über den Bergbau und die Nahrungsmittelindustrie in ihrer technologischen Vielfalt bis zu Fragen der gesellschaftlichen Identität reichen. Diese Felder sind eingebettet in übergeordnete Innovationsbereiche wie Energietransformation, Rohstoffsicherung, Agrarentwicklung in der Fokusregion Zentralasien. Fachlich werden diese durch Studiengänge in Ingenieurwesen, Informatik, Logistik, Betriebswirtschaft und Internationale Beziehungen abgedeckt.
Prof. Rommel stellte die DKU als transnationale Netzwerk-Universität vor. In Kasachstan bestehen strategische Partnerschaften mit führenden Hochschulen wie der Jessenow University (Aktau), der Serikbajew University (Öskemen) sowie der Kasachischen Nationalen Agraruniversität und der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Kasachstan. Auf deutscher Seite kooperiert die DKU mit zahlreichen Hochschulen, unter anderem mit der TU Berlin, der FU Berlin, der TH Wildau, der Ruhr-Universität Bochum, der HAW Hamburg, der TU Darmstadt, der Universität Halle-Wittenberg sowie dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und dem Helmholtz-Zentrum Potsdam. Diese breite Vernetzung ermöglicht den Studierenden der DKU eine fundierte Ausbildung und Doppelabschlüsse sowohl in Kasachstan als auch in Deutschland.
Anke Rehlinger zeigte sich beeindruckt vom internationalen Profil und den zukunftsorientierten Programmen der DKU. Sie würdigte die Einrichtung als tragende Säule der deutsch-kasachischen Zusammenarbeit im Bildungsbereich. „Mein Wunsch wäre, dass sich unser Besuch nicht nur auf die heutigen Gespräche beschränkt, sondern wir auch danach weiter verbunden bleiben, weitere Anknüpfungspunkte finden und uns gegenseitig bestärken“, betonte sie.
Rehlinger hob auch die Anwesenheit von Yevgeniy Bolgert hervor, der sich als Senator im Oberhaus des kasachstanischen Parlaments für die Belange der DKU auf nationaler Ebene einsetzen kann.
Delegation offen für Kooperationen
Auch Mitglieder der saarländischen Delegation äußerten sich positiv zu einer möglichen Kooperation mit der DKU. Ein Vertreter der saarländischen Stahlindustrie sah Chancen in einer Zusammenarbeit insbesondere im Bereich Rohstoffsicherung. Vertreter saarländischer Hochschulen signalisierten ihr Interesse an einer institutionellen Partnerschaft. Prof. Rommel erklärte in diesem Zusammenhang, dass die DKU derzeit besonders aktiv nach Partnern im Bereich Bergbau und Exploration sucht.
Neben einer Schilderung der fachlichen Erfolge sprach Prof. Rommel auch offen über strukturelle Herausforderungen: Die DKU ist bislang eine Universität ohne eigenen Campus. Derzeit werden zwei Gebäude in Almaty zu hohen Kosten angemietet, was eine nachhaltige Entwicklung erheblich erschwert. Der Investitionsbedarf für den Erwerb eines eigenen Campusgeländes mit Gebäuden wird auf etwa 30 Millionen Euro geschätzt.
Rommel unterstrich, dass zur langfristigen Sicherung der Qualität und zur Erfüllung der im deutsch-kasachischen Regierungsabkommen formulierten Ziele eine Umschichtung und Aufstockung der Fördermittel im Bundeshaushalt notwendig sei. Aktuell erhält die DKU jährlich rund 2,5 Millionen Euro aus Mitteln des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland.
Ziel sei es, die DKU dauerhaft als autonome, wissenschaftlich freie und nach deutschen Qualitätsmaßstäben akkreditierte Bildungseinrichtung zu etablieren. Dazu gehöre auch eine Neubestimmung der Lizensierungsbedingungen der DKU bei den zuständigen Behörden in Kasachstan.
Der Besuch der Bundesratspräsidentin an der DKU unterstrich eindrucksvoll das gemeinsame Interesse an einer vertieften deutsch-kasachischen Bildungs- und Forschungskooperation mit der Vision, junge Talente für die Herausforderungen von morgen zu stärken und nachhaltige Entwicklung in der Region aktiv mitzugestalten.